Hass, Hass, Hass mit dem US-Präsidenten der 2030er.
Das Zuhause ist auch ein Gefängnis. Der Mob da draußen ist die Mehrheit. Die Mehrheit hat nur Fressen im Sinn. Die Mehrheit hat einen großen Hass auf die Marginalisierten, auf die einzelnen, auf die, die legendär werden können.
Und trotzdem ist der Rückzug gefahrvoll: irgendwann bittet der Verlorene die tote Materie, zu ihm Hallo zu sagen.
Die Hölle, das sind die Anderen nur bedingt: die Hölle ist es, wenn man in einer Welt der digitalen, binären Nähe lebt und jedwede analoge Gemütlichkeit verloren hat.
12/28/2009
City of Thieves, David Benioff
Achja, Stalingrad: war das nicht der Ort, an dem es so kalt war? Benioff ist Hollywoodschreiber und hat die Odyssee/Mär seines Großvaters aufgezeichnet, der sich auf der Suche nach einem Dutzend Eier mit Nazischergen und Frostbeulen herumschlagen musste.
City of Thieves ist feiste Unterhaltung und beweist, dass Disney-Prinzipien die dicken Lettern WWII einholen können. Freilich gibt es hier Minen und Trümmer und Soldatenbrautpferche, aber das alles wird durch den drollig scheinjüdischen Protagonisten (ist er nun oder ist er nicht? Eine infame Unsicherheit!) und seinen han-soloesken sidekick supersüß serviert. Und wenn es doch ein wenig gruseln soll, dann werden einzelne Kinder oder ganze Familien gefressen (die Teile halten sich gut im Frost an der Decke) oder einem SS-Spielzeug der Fuss abgesägt.
Der Roman ist wie zuviel Cola an einem heißen Tag: schön für den Moment, doch nach dem Verzehr seltsam klebrig. Die Coens könnten aber einen akzeptablen Film draus machen - darauf spekuliert Benioff vielleicht.
City of Thieves ist feiste Unterhaltung und beweist, dass Disney-Prinzipien die dicken Lettern WWII einholen können. Freilich gibt es hier Minen und Trümmer und Soldatenbrautpferche, aber das alles wird durch den drollig scheinjüdischen Protagonisten (ist er nun oder ist er nicht? Eine infame Unsicherheit!) und seinen han-soloesken sidekick supersüß serviert. Und wenn es doch ein wenig gruseln soll, dann werden einzelne Kinder oder ganze Familien gefressen (die Teile halten sich gut im Frost an der Decke) oder einem SS-Spielzeug der Fuss abgesägt.
Der Roman ist wie zuviel Cola an einem heißen Tag: schön für den Moment, doch nach dem Verzehr seltsam klebrig. Die Coens könnten aber einen akzeptablen Film draus machen - darauf spekuliert Benioff vielleicht.
12/23/2009
12/21/2009
Marabou Stork Nightmares, Irvine Welsh
Der Autor traut sich mal wieder, die Seite zu verlassen. Drei Ebenen sind zu verzeichnen: da ist die Biographie des Helden, die episodisch erzählt wird und auch seine wüste Afrikaphantasie, bei der er auf Marabujagd geht. Das hier und jetzt ist ein Koma, dessen Ende er tunlichst herauszögern möchte. Jeder Traum ist besser als die Erinnerung an sein klumpiges Leben zuvor.
Welsh kennt sich aus mit Fremdscham: er schildert die dumpfen Eltern und den anderen Genmüll des mitleiderregenden und leidverursachenden Protagonisten in all ihrer fiesen Dumpfheit. Wenn Mama James-Bond-Medleys intoniert wird auch dem Leser übel.
Und deshalb ist Welsh auch nicht einfach nur schottischer Lokalkolorierer: er hat verstanden wie mannigfaltig Aggression sein kann und wie nachvollziehbar die Benutzung chemischer Substanzen somit ist. Der Edinburgher Frust ist der Frust des einzelnen, in den Mallruinen gestrandeten Einzelkämpfers, der zwischen geschwängerten Cracknutten und Bratfettfetischisten gefangen ist. Auch Hooligans wie der Protagonist der MSN wurde verursacht.
Schön auch die Erwähnung von Begbie am Rande: der soll jetzt Möbel verkaufen. Ja, dem Welshiversum darf man nicht entkommen. Und wenn die Schlampe n' Glas auf'n Kopf kriegt, was ist denn schon dabei?

Und deshalb ist Welsh auch nicht einfach nur schottischer Lokalkolorierer: er hat verstanden wie mannigfaltig Aggression sein kann und wie nachvollziehbar die Benutzung chemischer Substanzen somit ist. Der Edinburgher Frust ist der Frust des einzelnen, in den Mallruinen gestrandeten Einzelkämpfers, der zwischen geschwängerten Cracknutten und Bratfettfetischisten gefangen ist. Auch Hooligans wie der Protagonist der MSN wurde verursacht.
Schön auch die Erwähnung von Begbie am Rande: der soll jetzt Möbel verkaufen. Ja, dem Welshiversum darf man nicht entkommen. Und wenn die Schlampe n' Glas auf'n Kopf kriegt, was ist denn schon dabei?
12/16/2009
Zombieland, Ruben Fleischer

Hier.
Nicht ohne mein Banjo.
Dies ist ein herrlicher Film. Er ist genau, nicht zu laut und nicht zu leise, er ist bunt und dunkel und die Schusswaffensounds sind herrlich.
Selten wurde so offen gezeigt, wie realitätsnah die zombiebezogene Problematik doch ist. Die vorgestellten Überlebensregeln reichen aus, um die irdische Existenz einigermaßen erfolgreich zu begehen. Die Bedrohung Z ist da nur die Personifikation der geballten Dummwucht des Packs da draußen, das Tropenholzpappschachteln um ihre Hormonbuletten duldet und dergleichen.
Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Ein herrlicher, wunderbarer und dank des Banjos auch sehr musikalischer Film.

12/14/2009
Read Hard, Ed Park & Heidi Julavits, eds.
Whoa! Journalismus! So kann es auch gehen? Unerhört!
Also: Read Hard ist ein Schrank voller amerikanischer Essaykunst, die sich mit diversen Dingen mehr oder weniger journalistisch beschäftigt. Groteskes, Gehetztes, Vergessenes, Kerker und Drachen, Transsexuelle, Autofahren, schlechte Drogen, Biographisches, Menschen, Menschen, Menschen.
Die Sammlung ist eine multiple Kreuzung: in viele Richtungen kann nun weiter gegooglet werden. Brian Evenson wurde durch diese Texte gefunden, und arg persönliche Popkulturmelancholie auch.
Warum gibt es hier keine Zeitschriften, die sowas können? Qualitätssicherung und kreative Freiheit in einer ansprechenden Vielheit. Das System der Zielgruppendiktatur gehört filetiert. Kauft doch Bild und Neon, ihr Kunden.
Hier ein Link zum Believer, ihrem Verlag sowie dem konkreten Produkt.
Also: Read Hard ist ein Schrank voller amerikanischer Essaykunst, die sich mit diversen Dingen mehr oder weniger journalistisch beschäftigt. Groteskes, Gehetztes, Vergessenes, Kerker und Drachen, Transsexuelle, Autofahren, schlechte Drogen, Biographisches, Menschen, Menschen, Menschen.
Die Sammlung ist eine multiple Kreuzung: in viele Richtungen kann nun weiter gegooglet werden. Brian Evenson wurde durch diese Texte gefunden, und arg persönliche Popkulturmelancholie auch.
Warum gibt es hier keine Zeitschriften, die sowas können? Qualitätssicherung und kreative Freiheit in einer ansprechenden Vielheit. Das System der Zielgruppendiktatur gehört filetiert. Kauft doch Bild und Neon, ihr Kunden.
Hier ein Link zum Believer, ihrem Verlag sowie dem konkreten Produkt.
The Open Curtain, Brian Evenson

Jedenfalls enthüllt der offene Vorgang nur sich selbst, beziehungsweise die unerträgliche Vorhangsexistenz in eines jeden irdischen Leben.
Ja, hier werden Körper-Geist-Phänomene behandelt. Ja, es geht ruppig zu. Ja, es geht wieder um die Rolle des Glaubens der Christen und/oder Mormonen. Nein, es hat nichts mit Stephen King zu tun. Nein, es hat nichts mit Gottesvereumelung zu tun oder mit Mörderkult. Evenson unternimmt einen energiegeladenen Grenzgang und zeigt enorm viel Brüchigkeit bei Augen, Zeugen, Augenzeugen und irdischen Fleischgefängnissen.
Und wenn dieses Geschwafel nicht zum Lesen auffordert, hier die Kurzfassung: supergut. Dieser Text ist eine Freude, und dazu noch innovativ und vorsichtig weise.
Hier Evensons HP.
12/12/2009
The Steel Remains, Richard Morgan
Die Rumpelfantasy kommt ziemlich in Schwung. Und wie sie rumpelt! Die Sensation vorweg: einer der Helden ist ein schwertschwingender Hallodri, der nicht auf Frauen steht. Allerhand! Und dabei liefert er genug testosteronoide Barbarengesten ab, um als Held zu bestehen. Recht so! Nieder mit der Tolkienschen Asexualität und dem diesbezüglichen Schweigen im Genre! Wenn Leiber so divers zerhackt werden, dann können sich Leiber auch divers annähern.
Morgan hat das erste von drei geplanten Werken geschrieben (ja, das Genre neigt weiterhin zur Oper) und macht klar, dass in diesem erbarmungslosen Prügelkosmos auch Elfen-KZs erwartbar sein können. Genau wie Abercrombie steht dem Ding keine Weltkarte vor, so dass man sich die fiktive Geographie ableiten muss. Gut so. Fantasy-Karten sind was für asexuelle Axtschwafler! Sauron hat den Punk nicht verstanden, hu?
Morgan hat das erste von drei geplanten Werken geschrieben (ja, das Genre neigt weiterhin zur Oper) und macht klar, dass in diesem erbarmungslosen Prügelkosmos auch Elfen-KZs erwartbar sein können. Genau wie Abercrombie steht dem Ding keine Weltkarte vor, so dass man sich die fiktive Geographie ableiten muss. Gut so. Fantasy-Karten sind was für asexuelle Axtschwafler! Sauron hat den Punk nicht verstanden, hu?
Girlfriend in a Coma, Douglas Coupland
Coupland ist wie ein guter Kuchen: nicht so öde wie Brot und nicht so wuchtig wie Torte, und es gibt immer interessante Fruchtstückchen und ein schönes Belag-Teig-Verhältnis.
Auch dieses Buch ist kurzweilig und lustig, doch das Ende nervt. Es ist eine Sache, respektlos mit Sci-Fi-Elementen umzugehen, doch eine andere, kurz vor Schluss doch noch artig zu kuschen. Mehr Konsequenz bitte! Es darf gestorben werden, hu? Hier arbeitet sich DC ein wenig zu krampfhaft an dem monströsen Schatten ab, den GenX immer noch wirft. Bei JPod ist ihm das besser gelungen.
DC hat sich nicht blamiert, doch für Einsteiger ist dieser Roman kein richtiger Einheizer.
Auch dieses Buch ist kurzweilig und lustig, doch das Ende nervt. Es ist eine Sache, respektlos mit Sci-Fi-Elementen umzugehen, doch eine andere, kurz vor Schluss doch noch artig zu kuschen. Mehr Konsequenz bitte! Es darf gestorben werden, hu? Hier arbeitet sich DC ein wenig zu krampfhaft an dem monströsen Schatten ab, den GenX immer noch wirft. Bei JPod ist ihm das besser gelungen.
DC hat sich nicht blamiert, doch für Einsteiger ist dieser Roman kein richtiger Einheizer.
12/07/2009
My Bloody Valentine, Patrick Lussier
Hier.
Das ist ein Probehäuschen, damit das schöne neue Baubesteck benutzt werden konnte. 3D heißt das reanimierte Schlagwort und Verkaufsargument bei diesem Produkt und es ist tatsächlich was drin, im Sinne von raumtief drin, was draufsteht.
MBV ist ein Slasher, bei dem optisch erträgliche Menschen in unansehnliche Fleischgarnituren verwandelt werden. Die Morde sind mit Bergbauästhetik versehen. Spitzhacken und so.
Das macht Sinn: erstens gibt es Stollen und Höhlen, welche die Möglichkeiten der Raumvertiefung gut nutzen können. Zweitens gibt es offene Wunden und Kavernen der Entleibung (quasi eingefaltete Gewalt am postlebendigem Subjekt).
Und es ist eine Schau: vielleicht liegt es an der Neuartigkeit der Technik, doch hier wird Kino deutlich extremer. Das Auge fliegt mit: nicht nur der Realitätsausschnitt wird nun durch sanfte Vergewaltigung durch den Kinematographen vorgegeben, nein, auch die Realitätstiefe wird nun vorgegeben. Fokus hinein, Fokus hinaus. Schön auch die handwerkliche Sauberkeit der Produzenten: oft wird per Bildsprache die neue Technik kommentiert und dadurch vorgeführt.
Avatar kann nicht so schlecht werden, auch wenn es nur um Blaue Wunder und Karl May geht, wie die Postillen behaupten.
Das ist ein Probehäuschen, damit das schöne neue Baubesteck benutzt werden konnte. 3D heißt das reanimierte Schlagwort und Verkaufsargument bei diesem Produkt und es ist tatsächlich was drin, im Sinne von raumtief drin, was draufsteht.
MBV ist ein Slasher, bei dem optisch erträgliche Menschen in unansehnliche Fleischgarnituren verwandelt werden. Die Morde sind mit Bergbauästhetik versehen. Spitzhacken und so.
Das macht Sinn: erstens gibt es Stollen und Höhlen, welche die Möglichkeiten der Raumvertiefung gut nutzen können. Zweitens gibt es offene Wunden und Kavernen der Entleibung (quasi eingefaltete Gewalt am postlebendigem Subjekt).
Und es ist eine Schau: vielleicht liegt es an der Neuartigkeit der Technik, doch hier wird Kino deutlich extremer. Das Auge fliegt mit: nicht nur der Realitätsausschnitt wird nun durch sanfte Vergewaltigung durch den Kinematographen vorgegeben, nein, auch die Realitätstiefe wird nun vorgegeben. Fokus hinein, Fokus hinaus. Schön auch die handwerkliche Sauberkeit der Produzenten: oft wird per Bildsprache die neue Technik kommentiert und dadurch vorgeführt.
Avatar kann nicht so schlecht werden, auch wenn es nur um Blaue Wunder und Karl May geht, wie die Postillen behaupten.
The Yiddish Policemen's Union, Michael Chabon
Hier.
Dystopische Textunterhaltung in Cinemascope. Wäre da nicht diese Sache mit den Juden... Ganz vorweg: Chabon ist kein eindimensionaler Provokant. Aber die Welt, die er schildert, ist doch eigentümlich politisch geprägt. Zunächst entspannt die Lektüre die furchtbar komplexe Thematik namens Israel und dann macht Chabon doch den Sack zu, indem er beispielhaft mit seinen Protagonisten das Phänomen der Ortlosigkeit sichtbar macht. Alaska, temporärer Rückzugsort der Juden nach WW2, wird geschlossen. Wohin jetzt? Wer macht den Abwasch auf einem sinkenden Schiff?
Die Kerngeschichte ist ein wundervoll angenoirter Thriller mit Goldfingern und Octopussies, und der fabulöse Hintergrund lässt ihn glänzen. Letztlich ist das Thema ja ein altes, nämlich die Rechtfertigung von lähmender Verzweiflung. Zur Entortung kommt die Entzeitung, und so führt Chabon seinen Roman zwar nicht in ätherische Höhen wie seinen Kavalier and Clay, aber er bringt schon ordentlich Distanz zwischen ihm und dem Erdboden.
Dystopische Textunterhaltung in Cinemascope. Wäre da nicht diese Sache mit den Juden... Ganz vorweg: Chabon ist kein eindimensionaler Provokant. Aber die Welt, die er schildert, ist doch eigentümlich politisch geprägt. Zunächst entspannt die Lektüre die furchtbar komplexe Thematik namens Israel und dann macht Chabon doch den Sack zu, indem er beispielhaft mit seinen Protagonisten das Phänomen der Ortlosigkeit sichtbar macht. Alaska, temporärer Rückzugsort der Juden nach WW2, wird geschlossen. Wohin jetzt? Wer macht den Abwasch auf einem sinkenden Schiff?
Die Kerngeschichte ist ein wundervoll angenoirter Thriller mit Goldfingern und Octopussies, und der fabulöse Hintergrund lässt ihn glänzen. Letztlich ist das Thema ja ein altes, nämlich die Rechtfertigung von lähmender Verzweiflung. Zur Entortung kommt die Entzeitung, und so führt Chabon seinen Roman zwar nicht in ätherische Höhen wie seinen Kavalier and Clay, aber er bringt schon ordentlich Distanz zwischen ihm und dem Erdboden.
12/02/2009
Paranormal Activity, Oren Peli
Ja, war es denn nun gruselig? Ja? Voll so Huibu und Schock und Huch und "Aaaah!"?
Falsche Frage.
PA ist freilich das Blair Witch der 00er, aber der Fokus ist leicht verschoben. Die willigen Gruseljünger kennen ja besagten Genre-Urahn, deshalb musste es schon ein wenig innovativer sein: diesmal ist der Horror nicht da draußen, sondern da drinnen. Im Haus, im Heim, im Zufluchtsort hausen die Dämonen und die Protagonistin. Das junge Paar hat keine Kinder. Sonst müssen selbige immer dafür herhalten, den oder die Teufel über die Schwelle zu bitten.
Schön viel Medienreferenz übrigens in der Behausung. Ein gewaltiger Plasmaschirm verdeckt das Panoramafenster im Wohnzimmer, und die WWW-Recherche geschieht auch über elektrifizierte Sehfelder. A Scanner Darkly? Tja.
Die Emotion Angst ist ein seltsamer Begleiter. Gegen Geld will man sie rufen und wenn man sie dann bekommt, wie beispielsweise im vollbesetzten Kino inmitten von plötzlich verstummter Teenagermassen, ist sie doch nicht so genehm. Ist das Schicker Masochismus? Selbsthass? Sehnsucht nach dem Glauben an höhere Mächte?
Den Protagonisten passiert schlimmes. Dabei scheinen sie eigentlich nett. Warum passiert das nicht Mario Barth? Warum bricht bei ihm zu Hause nicht der Gehörnte ein, wieso steckt der ihm keinen Geisterphallus in den Kopf, warum reißt niemand ihm ein Küchenmesser mit Wonne durch die Rippen? Warum zeigt ihn mal keiner im Weinkrampf vor der Treppe? So verschieben sich die Emotionen.
Supergut. Herr Barth atmet vielleicht noch, aber der Film zeigt, was Bild und Ton können und wie irrational man als Konsument eigentlich ist. Der Hype ist annehmbar.
Falsche Frage.

PA ist freilich das Blair Witch der 00er, aber der Fokus ist leicht verschoben. Die willigen Gruseljünger kennen ja besagten Genre-Urahn, deshalb musste es schon ein wenig innovativer sein: diesmal ist der Horror nicht da draußen, sondern da drinnen. Im Haus, im Heim, im Zufluchtsort hausen die Dämonen und die Protagonistin. Das junge Paar hat keine Kinder. Sonst müssen selbige immer dafür herhalten, den oder die Teufel über die Schwelle zu bitten.
Schön viel Medienreferenz übrigens in der Behausung. Ein gewaltiger Plasmaschirm verdeckt das Panoramafenster im Wohnzimmer, und die WWW-Recherche geschieht auch über elektrifizierte Sehfelder. A Scanner Darkly? Tja.
Die Emotion Angst ist ein seltsamer Begleiter. Gegen Geld will man sie rufen und wenn man sie dann bekommt, wie beispielsweise im vollbesetzten Kino inmitten von plötzlich verstummter Teenagermassen, ist sie doch nicht so genehm. Ist das Schicker Masochismus? Selbsthass? Sehnsucht nach dem Glauben an höhere Mächte?
Den Protagonisten passiert schlimmes. Dabei scheinen sie eigentlich nett. Warum passiert das nicht Mario Barth? Warum bricht bei ihm zu Hause nicht der Gehörnte ein, wieso steckt der ihm keinen Geisterphallus in den Kopf, warum reißt niemand ihm ein Küchenmesser mit Wonne durch die Rippen? Warum zeigt ihn mal keiner im Weinkrampf vor der Treppe? So verschieben sich die Emotionen.
Supergut. Herr Barth atmet vielleicht noch, aber der Film zeigt, was Bild und Ton können und wie irrational man als Konsument eigentlich ist. Der Hype ist annehmbar.
11/30/2009
Law Abiding Citizen, F. Gary Gray
Uh, schroff. "Gesetz der Rache" auf Germanisch.
66% des Films gefielen. Und dann ist das Studio eingeschritten. Das Ende ist dämlich, undankbar, verwüstend und einfach doof. Dabei ist keiner der Darsteller ein Unsympath, nein!
Was passiert bis dahin? Rache wird gefeiert, dieses Grundelement menschlicher Existenz und bald einziges Leuchtfeuer in einer enttraditionalisierten Welt. Rache spüren heißt, dass man eine Waage im Kopf hatte, die durch irgendetwas aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Man bedient sich dann des Füllwortes Gerechtigkeit und schüttet Kinder mit dem Bade aus.
Eigentlich ist das dann immer eine Schau, denn außer in Rachefilmen kann nur noch in Zombiefilmen die Zerstörung zuckender Leiber mit Wonne gefeiert werden (bei Kriegsfilmen ist das so eine Sache, denn da ist, uh-uh, immer ein wenig Pathos dritter oder zweiter Ordnung im Spiel).
Nee, unangenehmer Film. Alle sind gegen das System. Na hui. Wo bleibt die Konsequenz? Verflixt.
66% des Films gefielen. Und dann ist das Studio eingeschritten. Das Ende ist dämlich, undankbar, verwüstend und einfach doof. Dabei ist keiner der Darsteller ein Unsympath, nein!
Was passiert bis dahin? Rache wird gefeiert, dieses Grundelement menschlicher Existenz und bald einziges Leuchtfeuer in einer enttraditionalisierten Welt. Rache spüren heißt, dass man eine Waage im Kopf hatte, die durch irgendetwas aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Man bedient sich dann des Füllwortes Gerechtigkeit und schüttet Kinder mit dem Bade aus.
Eigentlich ist das dann immer eine Schau, denn außer in Rachefilmen kann nur noch in Zombiefilmen die Zerstörung zuckender Leiber mit Wonne gefeiert werden (bei Kriegsfilmen ist das so eine Sache, denn da ist, uh-uh, immer ein wenig Pathos dritter oder zweiter Ordnung im Spiel).
Nee, unangenehmer Film. Alle sind gegen das System. Na hui. Wo bleibt die Konsequenz? Verflixt.
Shadowdale, Richard Awlinson
Teil eins des klassischen Avatar-Mehrteilers vom Forgotten-Realms-Franchise.
Auweia.
Schlüsselwort für den Konsum dieses Produktes (es wurde vor einigen Jahren zum Trümmerpreis erstanden und war Teil einer melancholischen Rückbesinnung auf die Jugend und die jugendspezifischen Freizeitbeschäftigungen... ja, es war auch eine Konfrontation mit der eigenen nerd-igkeit) war Avatar. Diese Vokabel wird bald vom Pöbel mit dem Blockbuster von James Cameron verbunden werden.
Auch hier geht es um die Fleischwerdung: die Fantasy-Götter haben beef und poltern hinunter auf die Erde (die hier Faerun heißt) und in menschliche Körper hinein (es geht ja auch um Menschengötter... Elfen- und Gnomgesocks hat das Nachsehen). Dann wird munter weitergeprügelt bzw. -konspiriert. Es geht nur einmal in einen Kerker, ein echter Drache tritt nicht auf.
Das ist wirklicher Fantasy-Porno: alle Schwertkampfstellungen werden durchdekliniert und am Ende wird nicht geheiratet. Noch nicht einmal Humor und Ironie bereichern das Werk, es gibt dem RPG-Opfer einfach ein paar Anreize für die weitere Freizeitbeschäftigung. Das Fantasy-Genre ist in der letzten Dekade sehr gewachsen und ist (ähnlich wie die Fleischschauen der Freikörperindustrie) recht krisensicher.
Muss man die nächsten Teile auch noch lesen? Och... Die neueste D&D-Kampagnenwelt heißt ja Eberron. Die soll erfrischend sein und der Virulenz der MMORPGs die Stirn bieten. Vielleicht wandert ja eine derart deklarierte Gebrauchsliteratur bald in den Konsumgraben.
Auweia.
Schlüsselwort für den Konsum dieses Produktes (es wurde vor einigen Jahren zum Trümmerpreis erstanden und war Teil einer melancholischen Rückbesinnung auf die Jugend und die jugendspezifischen Freizeitbeschäftigungen... ja, es war auch eine Konfrontation mit der eigenen nerd-igkeit) war Avatar. Diese Vokabel wird bald vom Pöbel mit dem Blockbuster von James Cameron verbunden werden.
Auch hier geht es um die Fleischwerdung: die Fantasy-Götter haben beef und poltern hinunter auf die Erde (die hier Faerun heißt) und in menschliche Körper hinein (es geht ja auch um Menschengötter... Elfen- und Gnomgesocks hat das Nachsehen). Dann wird munter weitergeprügelt bzw. -konspiriert. Es geht nur einmal in einen Kerker, ein echter Drache tritt nicht auf.
Das ist wirklicher Fantasy-Porno: alle Schwertkampfstellungen werden durchdekliniert und am Ende wird nicht geheiratet. Noch nicht einmal Humor und Ironie bereichern das Werk, es gibt dem RPG-Opfer einfach ein paar Anreize für die weitere Freizeitbeschäftigung. Das Fantasy-Genre ist in der letzten Dekade sehr gewachsen und ist (ähnlich wie die Fleischschauen der Freikörperindustrie) recht krisensicher.
Muss man die nächsten Teile auch noch lesen? Och... Die neueste D&D-Kampagnenwelt heißt ja Eberron. Die soll erfrischend sein und der Virulenz der MMORPGs die Stirn bieten. Vielleicht wandert ja eine derart deklarierte Gebrauchsliteratur bald in den Konsumgraben.
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