6/29/2014

Pain & Gain, Michael Bay

Hier und hier. Dieser furchtbare Film ist wie erwartet viel zu lang und schlägt eine ähnlich aggressive Verrohung an wie Bad Boys 2, dem wohl erniedrigendsten Blockbuster des jüngeren Kinos.

In seiner Furchtbarkeit hat P&G aber Schauwert für Gaffer wie wir alle es sind, rühmt er sich doch auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Das irrationale Verbrechen und Gier in Verbindung mit Dummheit lassen immer wieder aufhorchen und die supersimple "Kritik" am amerikanischen "Traum" stimmt in die Tonart des Dramas.

Das Ende der Zivilisation, das Ende der Maskulinität, der Abstieg in die moralische Schwerelosigkeit. Hey, das ist ja eine Dokumentation.

6/28/2014

End of Watch, David Ayer

Hier und hier. Dort am Pazifik lauert die Wahrheit, denn dort ist Los Angeles. Die widersinnigst benannte Stadt ist die Hölle, und alle Dämonenjäger sind nur so viel wert wie die Patronen in ihren Schusswaffen.

Es ist heiß, es ist wacklig, es ist unsicher und jeder Softdrink hat eine unangenehme Süße. Das Thema der Dokumentation wuppt dieses Polizeidrama ins Youtube-Selfie-Zeitalter, nutzt diese Technologie allerdings nicht radikal aus, so dass auch sehr eindringliches Aktionskino möglich bleibt.

Ziemlich klug, ziemlich beklemmend, und ziemlich lang im Abgang.

Boyhood, Richard Linklater

Hier. Klingt nach epischem Kopfkino (lange Drehzeit, Kind altert mit, Biographie im Großen mit dickem G), ist aber eigentlich vor allem lang.

Diese Länge ist berechtigt, denn es ist tatsächlich spannend, wie austauschbar und doch einmalig der Lebensweg des Jungen ist. Es gibt offene Fragen, unbefriedigende Antworten, nervige Akteure und vor allem die rein physischen Wandlungen, die so eine Adoleszenz mit sich bringen. Linklater schafft es wieder, einen zutiefst menschlichen und eben nicht akademischen Film zu drehen - vielleicht wird das auch nur deswegen hier geschrieben weil einem "Tree of Life" immer noch im Schädel spukt. Nein, Malick hätte das alles ganz anders gemacht. Nicht besser, nicht schlechter, aber anders. Linklaters Boyhood macht auf seine Weise Sinn.

Am herbsten ist das Finale mit der Mutter. Daddy kriegt den guten Text und es bleibt nichts mehr übrig.

6/24/2014

Clown Girl, Monica Drake

Hier. Man hat mehr erwartet. Die Protagonistin ist eben Unterhalterin und strauchelt sich so durch das Leben. Erstens gibt es kaum relevante Ortswechsel, zweitens bleibt die Dame auch recht dümmlich unentwickelt und unsympathisch. Clowns sind einfach großer Kot - und nur ein angefahrener und endlich abgeschminkter Clown ist eine akzeptable Kreatur. Die Autorin benennt die ganz natürlich Coulrophobie (und ihren finsteren Zwilling, die Coulrophilie) konkret (die Dame soll dann auch noch anschaffen gehen) aber tut dies nur für vermeintliche Lacher ohne jedwede Reflektion.

Clowns sind Abschaum. Niemand braucht die. Eine brennende Clownsschule ist eine gute Schule (aber jede brennende Schule ist eine gute Schule). "Clown" ist ein epochales Schimpfwort. Dann lieber "Kasper," aber niemals "Clown," ob nun Mädchen oder Junge.

6/23/2014

I Heart Huckabees, David O. Russell

Hier und hier. Nach langer Zeit ein Neu-Konsum. Bei Zweitsemestern aller Art bestimmt ein Hit. Für alle anderen eine Erinnerung an die Decke und ihre Falten und die Transdimensionalität der existentiellen Verlorenheit. Verkopft mit Charme - und gutem cast. Die wirklich wichtigen Fragen kommen fast alle dran und der Film verbiegt sich aufs seltsamste, um auch verbindliche Antworten zu geben. Verdächtig klug und süffig, das.

6/22/2014

21 Jump Street, Phil Lord, Christopher Miller

Hier und hier. Buddy-Cop-Filme waren ja vor langer Zeit der heiße Scheiß. Da wurde verarbeitet, was Daddy von 9 bis 5 für soziale Verpflichtungen eingeht, dramatisiert durch die mit der Polizeiarbeit automatisch einhergehende stunts und Ventriloquismen. Da war auch schon diese freundliche Selbstironie dabei, dieses einander-nicht-so-ernst-nehmen. One-liner, anlächeln, Musik wird eingespielt, Abspann. Bis ins TV hat das abgestrahlt (oder andersrum).

21 JS macht nun alles richtig. Es nimmt einen Artikel aus eben jener Zeit der vielleicht recht dümmlichen Unterhaltung und versucht nicht, es intelligenter sondern eben frischer zu machen. Und das schaffen die Hauptdarsteller schnell und gut und stetig. Dass ihnen beim Finale dann auch noch die alten Recken entgegenkommen und den popkulturellen Kuschelkurs komplettieren passt dabei ganz wundervoll. Noch ein letzter Scherz, lächeln, Abspann. Zwischendurch noch einen Penis abschießen. Sehr fein.

6/20/2014

Pam Ann – Non Stop – Live from NYC, Laurel Parker

Hier und hier. Erst war da der Zweifel wie viele Scherze man über Stewardessen machen kann. Und dann fällt es einem ein: Nationalitäten! Diese Unterschiede bieten freilich ein weites Feld. Ob nun "Luft-han-SAAA" oder "Air Coward" - da geht immer etwas.

Die Dame ist allerdings auch ein bisschen furchteinflößend - mit dem Cape und den Haaren und dem Lächeln, das selten gegen jemanden gerichtet ist. Sie scheint von einer sehr brutalen Welt zu erzählen, einer in der Tomatensaft und Kissen alles bestimmen und bei denen asiatische Flugreisende entweder Segen oder Fluch sein können.

Es wäre schön zu erfahren, was die Dame noch so kann.

6/16/2014

Thor: Tales of Asgard, Sam Liu

Hier. Wenn Kinder das schauen wird ihnen irgendwann so übel dass die Froot Loops nach Cini Minis schmecken.

6/15/2014

Ever, Blake Butler

Hier und hier. Oh nein, Experimentalliteratur. Zum Glück ist BB manchmal seltsam und oft genial und meistens äußerst abendfüllend. In einem Rutsch wurde also diese Mär vom Untergang konsumiert, die von Zimmern und Häusern und Wänden erzählt. Kein Gruselstück und doch beunruhigend, keine Novelle und doch kurz und präzise. Traumhaft, fieberhaft, mit Bildern durchsetzt und durchaus mit der Form einer Queste zu verstehen. Was passiert, wenn die Perspektive stetig "passiert"? Wie soll man vom Phänomen des "Wohnens" berichten, wenn man das eigene Haus eben nie überflogen hat? Ever steht den anderen Werken des Autoren (Insomnia & Scorch Atlas) in nichts nach.

The Bell Jar, Sylvia Plath

Hier und hier. Ein Klassiker, der freilich unterschiedlichsten jungen Menschen in sogenannten Bildungseinrichtungen aufgenötigt wird. Bei seinem Erscheinen fix vom Meinungsmarkt vereinnahmt und dann vielleicht Ursache für einige anstrengende Gutmenschdiskussionen. Autorin und Helden leiden viel, jaja, everybody likes a trainwreck. Ach wie unangenehm die weiße Welt doch sein kann.

Jedoch.

Wenn man dieses ganzen Echtweltschrott abzieht bleibt eine Art Thriller, verblüffenderweise: die Heldin steigt ab und die Welt zieht an ihr vorbei. Es bleibt nicht nur bei der griffigen titelgebenden Grundmetapher des Einschlusses, der Isolation, und des Erstickens: irgendwann kippt auch die Stimme und als Leser sieht man sich einer Fremden gegenüber, die sich selbst ebenfalls nicht geheuer zu sein scheint aber eben viel zu erschöpft ist, das in Ruhe zu würdigen. Zu recht ein Klassiker und vielleicht Beihilfe zur effektiven Ablehnung des Humanismus. Das lässt hoffen.

Magic Mike, Steven Soderbergh

Hier und hier. Ziemlich gute Überraschung: in sehr fein eingefärbten Bildern wird eben von einer besonderen Art des Broterwerbs erzählt. Pseudo-Dokumentation trifft coming-of-age-Geschichte und zwischendrin wird sich ziemlich witzig ausgezogen.

Fraglich sind wie immer die Weiber. Das finden die gut? Da machen Sie "whooo-whooo" und kichern? Solang es keinem weh tut...

Das Potential für ein sequel ergibt sich allerdings weniger. Ist doch alles fein zu Ende erzählt. Ist es, weil die Fleischbeschau niemals endet? Darf die Fleischbeschau-Schau auch nicht enden?

Locke, Steven Knight

Hier und hier. So wird das gemacht mit dem Kammerspiel: bayrische Räder drunter, ab dafür.

Hier wird nur telefoniert und gefahren und der arme Herr Hardy muss alles selbst machen, und zwar ohne seinen Körper einzusetzen. Und toll macht er das. Kein Gewinner, kein Schuft, einfach ein Mann der nur Beton und Genetik im Kopf hat. Geht es gut aus? Weiss man nicht. Blinker setzen, durchatmen.

Super Idee und perfekte Ausführung.

6/11/2014

Punch-Drunk Love, Paul Thomas Anderson

Hier. Man könnte den Film hassen, weil man Sandler beschuldigen könnte nun doch nur etwas für den CV zu machen und ein bisschen Drama zu wagen. Muss man aber nicht. Problematisch ist sein love interest hier: klar dass die Lady keine Ultra-Ische sein darf, aber muss sie denn so farblos sein? Man weiss nicht genau, ob man die Dialoge oder die Leistungen der Schauspielerin als Grund dessen ansehen kann. Was bleibt ist ein eher unangenehm egomanisches kleines Rührstück.

Immerhin ein sehr erfrischender Philip Seymour Hoffmann.

Punisher Max - Volume 1: In the Beginning, Garth Ennis, Lewis Larosa

Hier und hier. Die ewige Geschichte der Rache wieder einmal neu bebildert, diesmal mit viel Munition und dem Mob - denn da kommt genug Kanonenfutter her. Frank Castle ist freilich eine dumpfe Figur und dient als Auffangbecken für etliche Motive der Aktionsunterhaltung. Sein "Kostüm" ist auch sehr dumpf und no-nonsense: knifflig wäre es, ihn in einem team-up unterzubringen. Cap würde nie mit ihm spielen. Spider-Man tat es mal, bereute es aber schnell. Thor könnte Frank nichts sagen. Black Widow? Die ginge. Keine echten Superkräfte und schwarze Klamotten. Mehr braucht es eigentlich nicht.

Bang, bang.