5/22/2016

Deliver Us from Evil, Scott Derrickson

Hier. Das große E ist und bleibt unumstösslich, unaustreibbar, unausweichlich. Letztlich geht es beim Grusel immer um beschädigte und eh temporäre Mikrogemeinschaften wie zum Beispiel Familien und selbige haben ja meistens mit Schutzbefohlenenmanagement zu tun. Krise allerorten - und wer sich durch den Krieg in einer fremden Klimazone ein Trauma einfängt, kann an der Heimatfront allerlei Unfug anrichten. Zum Beispiel nicht mehr die Rolle des Elternteils erfüllen und eine nachhaltige Erziehung sabotieren.

Insgesamt nervt der Film ein wenig. Hübsch photographiert (Sieben kann es besser) und naiv dargestellt (das Geständnis ist die Erlösung ist das Verhör ist die Entfaltung der Wahrheit anhand des geschundenen Körpers am Höhepunkt), aber nicht nachhaltig genug für modernen Katholizismuskitzel.

5/12/2016

Horns, Alexandre Aja

Hier. Joe Hill hat den Roman geschrieben und der ist bestimmt so fluffig dass die Filmversion sich quasi aufgenötigt hat. Der Hauptdarsteller hat sich schon vorher von einer der größten Gelddruckmaschinen des Filmmarktes freigeschwommen. Beste Vorraussetzungen - und eine sehr sympathische Durchführung. Die wenigen Splatter-Elemente passen gut - schließlich geht's um den Leibhaftigen selbst. Oder nicht? Man kann über Masken nachdenken, Rollen und Motive, und wie nützlich diese Vorrichtungen an der Stirn doch sind. Hörner sind wichtig, man kann sie aufgesetzt bekommen, man kann das sogenannte Menschenleben ein wenig tierhafter gestalten und das dann schlecht finden.

5/08/2016

Interstellar, Christopher Nolan

Hier. Hinterm Schrank der gebündelte Horizont. Man kann ja die Materie nicht anders verfilmen als mit einer starken und sicheren Verankerung in einem Protagonisten, der alles mit dem Zuschauer erlebt und das Erfahrene koppelt. Das klappt auch ziemlich gut - so wird Relativität dramatisch, vor allem weil die guten menschlichen Tugenden (Gesichts- und Rumpfakrobatik) von McC. blendend bedient werden. Schön ist dass die Zeitbrechung irgendwann die eigene Filmzeit beeinflusst, und sich somit das Werk selbst sich als Gefüge um sich selbst krümmt. Von den Motiven her freilich episch: dust bowl diorama, the plains (and planes), und am Ende eine Flagge über dem Camp an der fernen Grenze. Seufz.

Captain America: Civil War, Anthony Russo, Joe Russo

Hier. So sieht da also aus wenn die Maschine schnurrt. Trotz oder wegen des Überangebots an Kostümen ist das ein sehr prägnantes Überlängenvehikel geworden, dass nichts abschließt aber eben als dicker leckerer Knoten taugt. Nach dem abgewarteten Abspann fragt man sich: wieviele Jahrzehnte wird es dauern bis dieses schicken Kostüme albern aussehen? Wann wird es hiervon ein Remake geben? 2030? 2040 erst?

5/06/2016

The Art of He-Man and the Masters of the Universe, Various Artists

Hier. Es ist wahr, es ist alles wahr und Dark Horse hat eine sehr runde Sache abgeliefert. Es ist nur Plastik, das muss man sich immer wieder sagen... oder nicht. Es wäre jedenfalls wünschenswert, hierzu möglichst bald eine zeitgemäße Iteration erwerben zu können.


5/02/2016

Hawkeye Vol. 5: All-New Hawkeye, Jeff Lemire

Hier. Wie kann Marvel so lässige Sachen zulassen? Wie können sie Hawkeye als den sympathischsten S.H.I.E.L.D.-Agenten überhaupt so zelebrieren? Wieso sieht der Schnurrbart von Swordsman nicht albern aus? Dank Marvel und Jeff Lemire bleibt Superheldenkloppgedöns relevant.

5/01/2016

Life Itself, Steve James

Hier. Auf vielerlei Ebenen enervierend. Ist das Film? Gehen wir so mit Film um? Ist das ein Film über Film? Welches Bild wird von Herrn Ebert hier gezeichnet und was erfährt man über sein Arbeitsmaterial? So ein Film wäre noch vor zwanzig Jahren nicht möglich gewesen. Was ist da geschehen? Wie nah sind Filme im täglichen Miteinander, was ist das für ein mysteriöser Klebstoff, den Hollywood Woche für Woche ausstösst?

Godzilla, Gareth Edwards

Hier. Na gut. Godzilla. Die dumpfeste aller Filmkulturfiguren: Japan bekam die Bomben und "verarbeitete" das dann kollektiv durch die stampfende Monsterechse. Exorzismus. Figuren von Interesse. Mittlerweile strahlen alle und die Weltbürger kennen Stampfi als Garant für Spektakel. Also muss der größte Markt bedient werden. Das wird er dann auch - mit einer vollkommen vorhersehbaren Geschichte, die immerhin ein paar schöne Lichteffekte bereithält und Onkel G als Guten zelebriert. Ein wenig mehr ökologische Einsichten wären aber nicht schlecht. Vielleicht nächstes Mal. Haha. Ha.

4/24/2016

The Cabin in the Woods, Joss Whedon, Drew Goddard

Hier, nochmal. Das ist ein Feierfilm, der Filmfeiern feiert indem er sie abfilmt. Am Ende alte NIN: "This isn't meant to last, this is for right now" - ja, verdammt! Routinemässig müssen Opfer gebracht werden, nur das Ritual lässt die Strukturen fortbestehen. Das Singuläre schafft das große Ganze. Herrlich.

The Average American Male, Chad Kultgen

Hier und hier. Überraschenderweise ist dies ein schneller Roman, der auf den letzten Seiten noch einmal richtig aufdreht. Der Protagonist bleibt freilich unsympathisch und trifft scheinbar nur furchtbare Menschen. Aber zum Ende können wir die Flachheit ein wenig verstehen, wir sehen warum die nackte Panik seinen Penis als Heilsbringer proklamieren lässt. Wir zucken zusammen, wenn wir den modernen Mann ganz ironiefrei als Opfer erkennen müssen - mit der Frauenfront als manische Horde, die nichts weiter zu tun hat als die eigene Existenz durch Eroberung eines XY-Exemplars zu füllen. Wie unerhört von Herrn Kultgen! Andere Autoren verbrüdern sich mit den Nachdenkern, er liefert hier nur ein derbes Brettchen zum Geschlechterkampf. Vielleicht kann Provokation nur durch vermiedene Reflektion gelingen.

4/17/2016

Butcher's Crossing, John Williams

Hier und hier. Schon Stoner war eine Freude, und nun dieser Western - ebenso prachtvoll, eben gerade weil das was die Konsumenten immer als Klischees belächeln kaum eine Rolle spielt. Materialschlacht? Ja. Bei McCarthy' Blood Meridian ja auch, aber hier anders. Keine gnostischen Orakel, kein blutiges Obsidian in mondlosen Nächten in einer aus Menschenhaar geknüpften Satteltasche. Aber Material auf jeden Fall: das eine wird gejagt und vom Leben befreit (Büffel), das andere wird gefürchtet, weil es die Menschenbrut selbst vom Leben befreien könnte (Wasser, Schnee, Wind, Stein, Bäume - eben alles).

Der Konsum zog sich weil Williams wie auch bei Stoner keinen einzigen Absatz süffig und lockerer schreibt. Jedes Wort zählt. Hier verdichtet sich der Text langsam und beharrlich in Unverneinbares - nämlich die jämmerliche Existenz des Lumpenpacks, das nichts weiter schafft als Material zu ermüden.

10 Cloverfield Lane, Dan Trachtenberg

Hier. Noch vor ein paar Jahren wäre am Ende der Heldin eine tragische Hirnstörung attestiert und das patriarchalische Beschützermodell, verkörpert durch John, den guten Mann, bestätigt worden. Aber es ist ja nicht wie noch vor ein paar Jahren. Trachtenberg hat noch keine Höchst-Budget-Produkte im CV, also ist zu hoffen dass er die Lektionen, die die mittlerweile sehr ambitionierte amerikanische TV-Landschaft seiner Kaste erteilt, zu würdigen und anzuwenden weiss.

Noch eine Erkenntnis: Bunker sind gemütlich. Runde Decken, kein Verstecken. Alles muss immer aufgeräumt sein, denn auch wenn es viel gibt, wird es wunderbarerweise nicht mehr.

4/04/2016

Zoomania, Byron Howard, Rich Moore

Hier. Es hätte mehr sein können. Länger, größer, origineller. Aber es sind eben Tiere, die man erfinden müsste wenn es sie nicht gäbe, um Menschenkram darzustellen. Und immer die Frage nach Nature|Nurture, gerade bei einem straighten Kinderfilm - was ist angeboren, was muss so sein, was kann nicht sein? Ist der Büffel, den Idris Elba spricht, schwarz? Ist der Fuchs ein Ire? Die Mäuse können doch ganz klar nicht Polizist werden, oder? Sie haben ja ihre eigene abgetrennte Stadt, ein Nagetier-Ghetto. Gerettet werden müssen sie. Ach, diese Mäuse. Was können die bloss, außer Wappentiere des größten Unterhaltungskonglomerats der Welt zu sein?

Und dieser Mammalozentrismus: keiner schert sich um die Insekten und die Oktopoden! Dabei sind gerade letztere sehr klug. Eine geradezu unheimliche Intelligenz könnten die beisteuern. Vermutlich wären sie so eine Art Borg die irgendwann darauf aus sind, die Wenig-Armigen zu versklaven.

So ist das mit Tieren. Wenn sie zu lang angeschaut werden schämt man sich ob des Menschenpacks noch mehr als sonst.

3/31/2016

Umzug?

Jetzt muss man sich eine neue URL überlegen und sichern. Und dann herausfinden wie so ein Umzug denn nun in der Praxis vonstatten gehen könnte.