2/12/2013

The Cabin in the Woods, Joss Whedon, Drew Goddard

Dies wieder. Auf dem kleinen Schirm geht das Ding auch: trotz des Wissens um das Ende ist der Spaß groß, wahrscheinlich weil der Whedon-Vibe sich am TV erst abgearbeitet hat und groß und stark werden konnte.

Wieder kommt der Abspann (NIN!) und man will eigentlich ein sequel und die Welt sehen, die finstere Restwelt voll mit den dumpf-prallen Nicht-Nerds und Technokraten, die ihre Eingeweide verliert und mit großem Krach hernieder fällt. Es ist nie zu spät für den Weltuntergang.

2/07/2013

Fight Club, David Fincher

Hier. Immer wieder gut. Besonders in Erinnerung bleibt diesmal das Haus: ein räudiges großes dunkles Ding mit Wasser und Funken. Eigentlich ein totes Haus, doch durch seine diversen Bewohner aktiver als gedacht. Genau wie der Protagonist.

Damals war FC ein Beispiel für kluges und beschleunigtes Aktionskino. Heute ist er immer noch toll wegen der Fincher-Dunkelheit, die auch bei Panic Room oder sogar Alien 3 schon beeindruckten - und über teils grobe Drehbücher hinwegtäuschten. Letzteres stimmt aber bei FC und deshalb ist dies ein Klassiker.

2/05/2013

Lincoln, Stephen Spielberg

Hier. Hurra, endlich einmal schulfrei denn die Klasse geht ins Kino. Da sitzt sie dann artig durch die vielen Stunden und ist am Ende mit einigen fein gereihten Geschichtslektionen ausgestattet.

Day-Lewis ist einer von den Guten und was er macht das macht er im Breitwandformat. Die Gettysburg Adress macht wieder Augen nass, klar, aber das tut sie am Anfang und dann muss die Aura bis zum Ende reichen. Ansonsten ist die Kulisse sehr prachtvoll: enge kalte Büros gibt es da, viel Holz und viele ausgebreitete Karten. Eine herrlich iPad-freie Zone - dafür haben die Herren Politiker so schicke Holzbretter, die leicht geneigt das Pergament halten. Und tolle Handschriften sind ja eh ein Relikt der feinen Vergangenheit. Sehr schön.

Wer Standard will, soll Standard haben. Vielleicht macht in ein oder zwei Jahrzehnten ein frischerer Filmemacher ein frischeres Lincoln-Bild. Falls das geht. Spielbergs Lincoln ist wie für den nur teils mitreißenden Geschichtsunterricht gemacht. Als Erstkontakt mit dem Schatten des großen Emanzipatoren freilich super.

2/04/2013

Winter's Bone, Debra Granik

Hier und hier. Endlich die Filmversion.

Warum ist dies eine konservative, aber gelungene Umsetzung? Weil der Film die Langsamkeit und die Kargheit des Romans schlüssig aufgreift und Ree als verblüffend erwachsene Heldin inszeniert. Einige Änderungen am Plot sind zu vermerken, doch sie wurden behutsam vorgenommen und machen durchaus Sinn.

Es bleibt eine feine optische Reise durch white trash der sich festsetzt - selbst das alles korrodierende crystal meth ist längst in den Boden eingesickert und zwingt sich den wenigen lebendigen Gestalten in der Ödnis auf. Es liegt in der Luft, es liegt im Schnee, es zersetzt Lungen und Augen und forciert seine eigenen Regeln. Ree bricht diese Regeln nicht wirklich - vielmehr muss sie feststellen, dass es sie gibt. Welch treffende Erkenntnis für eine Jugend.

2/02/2013

A Home at the End of the World, Michael Cunningham

Hier. Drama, baby: Nachbarsjungen verlieben sich und werden groß, dann bricht dem einen das marode Elternhaus weg und es ergibt sich eine seltsame Mehrgenerationen-Hausgemeinschaft, die zwar nicht reich an Köpfen, wohl aber an Komplikationen ist. Cunninghams Genie ist hier schon sichtbar, obgleich er mit jedem Kapitel lediglich die Perspektiven wechselt.

Über mehrere Dekaden und gänzlich unterschiedliche Regionen spielt sich das Ganze ab, doch die Charaktere bleiben im Gedächtnis - vor allem das späte spröde Mädchen, das sich dann doch noch zum Familiengründen entschließt ("entschließt"?). Kein Monster, keine Heldin, aber eine Person mit Nachgeschmack. Gut so.

1/30/2013

13 Tzameti, Géla Babluani

Hier. Man kommt kaum hinterher wenn man auch die dritte Reihe des Wunschzettels ab und zu anklickt.

13T hätte einer von diesen Überraschungshits sein können: schwarzweiß und gänzlich unamerikanisch, eher ein süffiger Existentialismus als ein Aktionsgewitter. 13T hätte einen den Glauben ans Genre bekräftigen können und dem Schlachtpferd namens "Tragödie" eine weitere Facette hinzufügen können... aber nein. Das ist zwar kein doofer Film hier und keine wirkliche Zeitverschwendung, doch die (anti-)soziale Variante des russischen Roulettes war schon auf dem Schulhof bekannt. Dazu kommt ein sympathiefreier Hallodri als Held, dessen bittere Erkenntnis einem als Konsumenten zum Schluss hin egal ist.

Aus irgendeinem Grund will der Konsument jetzt einmal wieder Pi schauen. Ganz anderes Stadion, aber irgendwie flammten da die Synapsen auf.

1/28/2013

Gangster Squad, Ruben Fleischer

Hier. Die 1940er, erzählt mit den Regeln der 1980er Unterhaltung, schon heute! Die Szenen sitzen und sind bekannt - Rockstar's LA Noir lässt grüßen (welches wohl auch bald ins TV kommt).

Sean Penn macht das, wofür er Geld bekommt und ist fein fies - so kann das Drama für ganze Kerle mit Hut und Tommygun funktionieren. Vom Plot her wird man allerdings eher unfein an die Untouchables mit Costner und Connery erinnert. Gangster Squad ist die Simulation eines Genres und kommt an LA Confidential nicht heran - nährt allerdings die Freude am noirigen Kalifornien, am Abgrund unter Palmen. Das macht Gangster Squad zu einer... populären Operette?


The Jacket, John Maybury

Hier. Zeitreise im Geiste, der Körper als Arena, Ursachen und Wirkung. Zugegeben: das hat man schon gesehen. Besser bei Donnie Darko, schlechter bei Source Code (huch! Eine Gyllenhall-connection?!).

Aber warum ist TJ trotzdem eher eine sättigende Drei als eine knappe Eins? Weil es das Kuckucksnest schon gab. Das gesamte setting mit Ärzten, Lobotomien und Irrenhauszwang ist bekannt und wird hier eher als Fakt bestätigt als erweitert. Da nutzen die freilich abliefernden Schauspieler auch nichts. Und ein bisschen mehr Denis-Johnson-Landliebe hätte dem Ding auch gut gestanden.

1/20/2013

Drive, Nicolas Winding Refn

Hier. Warum ist das ein grandioser Film der wochenlang im Konsumenten mitschwingt? Weil er wie ein einziges Wort, wie ein einziger Strich, eine einzige Bewegung eine ganze Geschichte erzählt. Selbige ist der Urahn aller Kriminalgeschichten, aber Drive dringt bis zu dessen Ur-Urahnen vor: er nimmt sich der Grundidee des Schauerromans an. Der enge Sarg ist dabei das Wageninnere, die Stadt, der Aufzug, die Garderobe. Der Job.

Es gibt Menschen, die Stil als Dekoration missverstehen. Es gibt Konsumenten, die eigentlich nur die Geschichte in einem Satz hören wollen. Aber bei Drive geht es ums Fahren: heimfahren, wegfahren, zur Hölle fahren. Und das geschieht mit Stil, dies geschieht mit Bedacht, Umsicht und Kalkül. Kamera und Ton sind über alle Zweifel erhaben: es ist die Fahrt, die zählt.

Grandios, erhaben, auf seinem Spielfeld kaum zu übertreffen. Danke.






Einfach zu haben, Will Gluck

Hier. Eine typische romantische Komödie. Ja? Nein! Wunderbar dosiert ist der intertextuelle Hinweis auf das gute alte Schulschlachtross des scharlachroten Buchstaben. Die moderne Hester Prynne konterkariert auch gleich ihre Lebenssituation mit der literarischen Vorlage (aber ohne Pfaffer und absonderliche Waldspaziergänge). Freilich bleibt alles eher süffig als verkopft aber Einfach zu haben wird trotz des dämlichen deutschen Titels nie wirklich beliebig.

Django Unchained, Quentin Tarantino

Hier. Alles ist wahr, alles stimmt: es gibt viel vom N-Wort, es gibt viel ausbrechende Gewalt, es gibt bewährte Hollywoodschergen, die mit großer Freude eine fast schon typische Tarantino-Posse aufführen. Der Meister selbst lässt sich auch gleich in die Luft sprengen. Fein! "Oh, you silver-tongued devil" indeed: mit großer Rücksicht bezüglich Sprachen und Gesten und dialogischer Sprengkraft bauen sich hier bedrohliche Welten auf. Schießen und splattern gehört dazu, klar: aber ohne die mitreißenden Gespräche wäre alles nur halb so eine Gaudi.

DU ist ein großer Spaß und er ist es vor allem wegen des genialen Herrn Waltz. Solche Resultate sollen Freundschaften haben. Solche Dialoge sollen öfter geschrieben werden können. Statt Kill Bill 3 wäre ein weiterer Western nicht schlecht. Vielleicht ein prequel mit dem kopfgeldjagenden Zahnarzt?

1/12/2013

Darkness Visible, William Styron

Noch einmal dies. Warum? Weil mit etwas Abstand die Prägnanz und die Kürze beeindruckt: die depressive Entgeistigung wird von der Patienten- und von der Akademikerperspektive beleuchtet. Der Konsument kennt sonst nichts von Styron, aber dieses biographische Fragment hat einen sehr feinen Klang und ist seinem Thema durchaus angemessen.

Markige Worte finden sich auf fast jeder Seite. Das scheint zunächst polemisch, wenn auch intellektuell-heititei-polemisch. Aber wie kann man das Ende allen Denkens und Hoffens sonst beschreiben? Es wäre viel zu einfach, wenn man Texten eine heilende Wirkung zuschreiben würde. DV ist einer von vielen kleinen Werkzeugkästen, keine Reparaturanleitung.

Und hiermit wurde das Label "Buch" zum 400sten Mal verwendet.

1/10/2013

The Devil All The Time, Donald Ray Pollock

Hölle, ja. Hier und hier.

Dies wird einer der besten fünf konsumierten Romane des Jahres 2013 sein. Warum? Weil er nicht nur für alle toll ist sondern auch für den Konsumgräber im Speziellen.

Es gibt Mörder und Hoffnungslosigkeit und Schmutz und Verzweiflung und Dilettanten und Triebtäter und Familienstrukturen, die jenseits aller betulichen Traumadefinitionen explosive Mischungen erzeugen. Es gibt die Lektion, die gar nicht oft genug gelehrt und gelernt werden kann: wenn man ein Messer wo hineintut, dann wird etwas geschnitten. Wenn man Fotos von den Opfern macht, dann hat man eine mindestens ebenso einschneidende Zeitmaschine geschaffen.

Pollock hat nicht nur mit Knockemstiff eine der feinsten Darstellungen des mörderischen Landlebens in den USA des zwanzigsten Jahrhunderts gegeben. Auch hier serviert er keinen Faulkner-Klon und hat kein Drehbuch im Kopf: in epischen Zirkel kommt Blut zu Blut und Hieb zu Schuss.

Ja, der Teufel. Ja, die ganze Zeit.

1/08/2013

Detention, Joseph Kahn

Hier und hier. Was für ein Quatsch. Dieser ermüdend schnelle Film enthält eine Fülle von Referenzen, Querverweisen und Anspielungen auf sich selbst und seinesgleichen. Er lobt seine eigene Zielgruppe nicht im geringsten und stellt eher ihre Abstumpfung und klischeehafte Erstarrung dieser Art von Film in den Vordergrund.

Viele Zuschauer werden sich spätestens bei der Zeitreisenthematik verabschieden oder Ritalin nachwerfen - doch Donnie Darko lässt grüßen, und das ist einer der feinsten Filme überhaupt. Detention ist hübsch gezuckerter Quatsch. Abseits einer high-school-Kulisse könnte diese Art des Drehbuchs wirklich fein funktionieren und sogar innovativ sein.