Und alle sagen so: "He, du musst VBT schauen, wie, den kennste nich, was solln das, schaun dir an, los". Peer hype ist das wohl. Der Konsum, der dann endlich vollzogen wurde, war dann also noch spannender: warum wird mir gesagt, dass ich den Film bestimmt gut finden werde? Was sagt das über mich aus? Welches Beuteschema (Beuteschämer) vermittelt der Gräber nach draußen?
Kurzum: dralles Ding. Unerwartet. Herb wurde bestellt, herber stellte es sich ein.
Inhaltlich geht es um Hysterie, die eben doch eine Infektionskrankheit ist. Früher haben Frauen umhergekreischt (wo eigentlich genau?), nun sind es weiße Männer. Die armen amerikanischen Mittelschichtler wollen einmal kurz ausbrechen und nutzen das Ventil namens Las Vegas und dann hat eine doofe asiatische Kuh (optisch aber schade drum, obgleich sie's bestimmt provoziert hat, irgendwie) 'nen Haken im Hirn und blutet die Kacheln voll. Dann zwingen sich die blassen Versager zu Gewalt am schwarzen Mann. Die nervöse Meute verschlingt sich schließlich selbst: erst ist freilich ein Jude dran. Zum Schluss eine Erkenntnis: lieber ein sabbernder Krüppel sein als eine Existenz mit Soccer-Mom in Suburbia zulassen. Na, wie unerzählbar kann man ein Drehbuch schreiben?
VBT hat bestimmt mehr losgetreten als er eingespielt hat und den beteiligten Personen (der Hauptdarsteller bescherte uns Iron Man und wird das noch zwei mal tun!) ist zu danken. Schön auch, dass endlich eine Wahrheit kundgetan wurde, von der nun die Konsumenten zehren können: die wichtigen Parties im Leben enden nicht mit Katerchen im Morgengrauen sondern mit Spaten in der Wüste.
Tja. Bis einer heult. Und dann weiter.
10/03/2009
10/02/2009
The Coming Insurrection, The Invisible Comittee
Franzosen kennen mehr Farben links. Dieses kleine Pamphlet beweist das. Schön ist dabei die Gratwanderung, die zwischen Anarchie und Appell gelingt.
Die Instruktionen lesen sich dabei wie Verhaltensregeln für den in Depressionen erstarrten EinZELLmenschen. Vielleicht ist das eine der frohen Botschaften: es gibt kein draußen mehr, da ist kein Privatraum und da ist keine Unterscheidung möglich zwischen Konsument und Regent. Also, organisiert euch. Es geht schon längst los.
Selberlesen macht wütend, befruchtend ist der Vergleich mit Hakim Bey.
Die Instruktionen lesen sich dabei wie Verhaltensregeln für den in Depressionen erstarrten EinZELLmenschen. Vielleicht ist das eine der frohen Botschaften: es gibt kein draußen mehr, da ist kein Privatraum und da ist keine Unterscheidung möglich zwischen Konsument und Regent. Also, organisiert euch. Es geht schon längst los.
Selberlesen macht wütend, befruchtend ist der Vergleich mit Hakim Bey.
Short Cut to Hollywood, M. Mittermeier & J. H. Stahlberg
Jaja, die Schmerzgrenze. Kino ist ja eigentlich ein Ort, an dem man das Leiden anderer gegen Bezahlung betrachten kann. Manchmal gibt es ein bisschen viel für's Geld: das erste Viertel von Short Cut to Hollywood ist so voller Fremdscham und Sehleid, dass es quietscht. Erst, als der erste Finger (zwar nur ein kleiner, aber immerhin) dran glauben muss, geht es ein wenig angenehmer voran. Allerdings bleibt dieser deutsche Doku-Stil, diese schreckliche Nah-Ästhetik - vor allem, weil hier auch originelle Originalamerikaner auftreten. Ziemlich einmalig, diese Kombination.
Ist es also ein antiamerikanischer Film? Nein - es geht gegen die Schaulust selbst, die das Leiden anderer nicht verhindern will, sondern fördert. Die Selbstzerstörung und die Gier nach dem letzten "echten" steht im Gegensatz zu Menschlich- und Freundlichkeit. Und da in den USA die Bedienung der Schaulust traditionell am lukrativsten ist, musste das Ding hier stattfinden. Gut so.
Short Cut to Hollywood fragt, was Film darf. Als Zuschauer fragt man sich aber auch, was Film kann: wird dieser Film zu einer Abschaltung von RTL2 führen und zu einer Internierung der Bohlenklone? Kann der Film etwas anderes hervorrufen als eine Bestätigung der sowieso schon gefestigten Misanthropie? Hauptsache, das Pack bleibt unter sich und bleibt so schön offensichtlich doof, dann kann man es leichter meiden.
Ist es also ein antiamerikanischer Film? Nein - es geht gegen die Schaulust selbst, die das Leiden anderer nicht verhindern will, sondern fördert. Die Selbstzerstörung und die Gier nach dem letzten "echten" steht im Gegensatz zu Menschlich- und Freundlichkeit. Und da in den USA die Bedienung der Schaulust traditionell am lukrativsten ist, musste das Ding hier stattfinden. Gut so.
Short Cut to Hollywood fragt, was Film darf. Als Zuschauer fragt man sich aber auch, was Film kann: wird dieser Film zu einer Abschaltung von RTL2 führen und zu einer Internierung der Bohlenklone? Kann der Film etwas anderes hervorrufen als eine Bestätigung der sowieso schon gefestigten Misanthropie? Hauptsache, das Pack bleibt unter sich und bleibt so schön offensichtlich doof, dann kann man es leichter meiden.
9/28/2009
Cloud Atlas, David Mitchell
Das ist einer der ersten allgemeinverständlich (also ordentlich und trennscharf) durchschachtelten Romane im Konsumgraben. Kein unheimliches Metaebenen-Gehusche wie bei House of Leaves oder so, nein: sechs Geschichtchen erzählen sich fast von allein und werden reihum ineinander eingewoben und dann unterbrochen. Das Label "Sci-Fi" kommt ins Spiel, weil zwei Ebenen jenseits vom Jetzt spielen.
Gut so, schön flüssig! Aber irgendwie zahm. Wo bleiben die Weltraumschlachten? Wo sind die Organkriege, die postapokalyptischen Kartographien? Wo sind die detaillierten Strategien gegen Architektur(en)? Mitchell hat eine Welt erschaffen, die Lust auf mehr macht, trotzdem bleibt der Leser an der kurzen Leine.
Das Thema selbst ist wahrlich episch: es geht um die Ausschlachtung des Menschen und seiner Materialien. Von der Maori-Versklavung bis zum geklonten Klon-Futter ist alles dabei. Die Welt ist ein Ozean voller verschieden großer Raubfische und allein die Gier einer Menschenmasse nach diesem Meer/mehr bleibt bestehen. Recht so. Was mag de Landa davon halten?
Obacht:
"Film Adaptation - In 2009 it was announced that the Wachowski Brothers had bought the rights to the novel, and that writer/director Tom Tykwer would be working on a screenplay."
Gut so, schön flüssig! Aber irgendwie zahm. Wo bleiben die Weltraumschlachten? Wo sind die Organkriege, die postapokalyptischen Kartographien? Wo sind die detaillierten Strategien gegen Architektur(en)? Mitchell hat eine Welt erschaffen, die Lust auf mehr macht, trotzdem bleibt der Leser an der kurzen Leine.
Das Thema selbst ist wahrlich episch: es geht um die Ausschlachtung des Menschen und seiner Materialien. Von der Maori-Versklavung bis zum geklonten Klon-Futter ist alles dabei. Die Welt ist ein Ozean voller verschieden großer Raubfische und allein die Gier einer Menschenmasse nach diesem Meer/mehr bleibt bestehen. Recht so. Was mag de Landa davon halten?
Obacht:
"Film Adaptation - In 2009 it was announced that the Wachowski Brothers had bought the rights to the novel, and that writer/director Tom Tykwer would be working on a screenplay."
9/23/2009
Infam! Wer nennt sein Kind schon 'Bruce'?
Da kann er ja seit nunmehr 60 Jahren nichts für. Und er hat es lange ausgehalten und wird wohl auch weiterhin in Außeramerika einer der unverstandendsten Musikanten bleiben.
Hier ein enormes Brett vom famosen "Nebraska":
Und eben jenes mit den genialen Arcade Fire:
Lieber Herr Boss, bitte machen Sie weiter.
Hier ein enormes Brett vom famosen "Nebraska":
Und eben jenes mit den genialen Arcade Fire:
Lieber Herr Boss, bitte machen Sie weiter.
District 9, Neill Blomkamp
Alle mögen District 9. Und es ist so leicht, ihn zu lieben! Ordentlich abgemischte Apartheitsproblematik, interessant gemacht durch grobmetallene UFOs und insektoid-verfleischlichte HD-Aliens mit ziemlich cooler Sprachausgabe. Dazu auch noch in Südafrika angesiedelt. Da war doch was, hu?
Zu bemängeln ist die inkonsequente Nutzung der Wackelkamera. Der Pseudojournalismus ist hier nur Dekor, nicht mitreißender Kern wie bei REC oder Cloverfield.
Aber das war es auch schon mit dem Gestänker: es gibt keinen Hollywood-Helden, der die Probleme für uns löst, sondern einen erfrischend unsympathisch-überzeichneten Infizierten, der langsam die Seiten (und die Fleischlichkeit) wechselt. Geile Waffen gibt es auch und es wird jacksonesk gespritzt und gekotzt.
Dralles Vehikel.
Zu bemängeln ist die inkonsequente Nutzung der Wackelkamera. Der Pseudojournalismus ist hier nur Dekor, nicht mitreißender Kern wie bei REC oder Cloverfield.
Aber das war es auch schon mit dem Gestänker: es gibt keinen Hollywood-Helden, der die Probleme für uns löst, sondern einen erfrischend unsympathisch-überzeichneten Infizierten, der langsam die Seiten (und die Fleischlichkeit) wechselt. Geile Waffen gibt es auch und es wird jacksonesk gespritzt und gekotzt.
Dralles Vehikel.
Penny Dreadful, Will Christopher Baer
Wie schade.
Mit Inbrunst wurde in den letzten Monaten eine Komplettausgabe der Neo-Noir-Texte von Herrn Baer gesucht und nicht gefunden. Nun wurde der zweite Roman des Phineas-Poe-Zyklusses einzeln erstanden und konsumiert.
Warum war der Name des Autoren so lange auf der ToDo-Liste? Wegen der Internetpräsenz The Velvet, die sich der Fans der Herren S. G. Jones (woohooo!), Craig Clevenger (wooohooohoo-hurra!) und eben auch W. C. Baer annahm.
Die Vorfreude war nicht gerechtfertigt. Insgesamt ein ordentlicher Mix aus Dark City und The Warriors jenseits aller Teengoth-Klischees, aber nicht viel mehr. Die düsteren Popkulturreferenzen beinhalten zwar Dungeons & Dragons und lykanthropische Elemente, aber Sex und Gewalt wollen nicht so recht zueinander finden.
Schade.
Mit Inbrunst wurde in den letzten Monaten eine Komplettausgabe der Neo-Noir-Texte von Herrn Baer gesucht und nicht gefunden. Nun wurde der zweite Roman des Phineas-Poe-Zyklusses einzeln erstanden und konsumiert.
Warum war der Name des Autoren so lange auf der ToDo-Liste? Wegen der Internetpräsenz The Velvet, die sich der Fans der Herren S. G. Jones (woohooo!), Craig Clevenger (wooohooohoo-hurra!) und eben auch W. C. Baer annahm.
Die Vorfreude war nicht gerechtfertigt. Insgesamt ein ordentlicher Mix aus Dark City und The Warriors jenseits aller Teengoth-Klischees, aber nicht viel mehr. Die düsteren Popkulturreferenzen beinhalten zwar Dungeons & Dragons und lykanthropische Elemente, aber Sex und Gewalt wollen nicht so recht zueinander finden.
Schade.
9/17/2009
Antichrist, Lars von Trier
Ah, das Böse ist also die Schwerkraft und die submolekurale Drift der Teilchen. Alles hat eine Halbwertszeit und was Dich und Architekturen nach unten zieht und zermalmt ist der Teufel. Und Frauen sind von Natur aus böser als Gene Simmons.
Antichrist ist kein Horrorfilm, sondern eine sehr überlegte Meditation über das Unwort "böse", welche in die allzumenschlichen binären Geschlechtskoordinaten führt. Niemandes Mutter lutscht hier Schwänze in der Hölle, obgleich der nicht jugendfreie Film drastische Bilder beinhaltet.
Eine mögliche Deutung ist folgende: Aber es geht mal wieder um die archaischste Form des Menschenlebens, nämlich die Familie, wie auch beim Exorzisten und so vielen anderen Filmen mit Teufelsbezug. Die Frau ist das böse und muss (vom Mann/Priester/Therapeuten/Polizisten) bekämpft werden, denn sie ist nicht an einer Abnabelung vom Nachwuchs interessiert. Auch in diesem Film spinnt die Mutter ein Netz, um ihren Status nicht zu verlieren. Sie schränkt die Mobilität ihres Sohnes und ihres Mannes ein. Sie will, dass die Zeit stehen bleiben, diese böse Kuh! Männer suchen sich genetisch bedingt 4 Jahre nach Erfolgreicher Begattung eine neue Partnerin, um ihren Samen weiteren Uteri einzupflanzen. Der Nachwuchs kann nämlich spätestens mit vier (der Mama davon-) laufen. Männer sind Distanziermaschinen. Sie sind fleischmobil. Werdende Mütter müssen sich schonen und gebären schließlich unter Schmerzen ein Kind - welches sie dann wieder eines Tages verlassen wird. Diese finstere Existenz der Frauen macht sie böse. Zum Antichristen, der die männlichen Stars der Bibel "in Versuchung" führt und ihnen den Weg (weg von der Frau und vom Heim und dem ganzen Geraffel) verbaut.
Die beiden Darsteller trauen sich was und rumpeln spannend umher, und keiner denkt mehr an den Green Goblin. Die schönen digital bearbeiteten slo-mo-Aufnahmen wirken etwas fehl am Platz - die hätten mehr Raum verdient.
Antichrist ist kein Horrorfilm, sondern eine sehr überlegte Meditation über das Unwort "böse", welche in die allzumenschlichen binären Geschlechtskoordinaten führt. Niemandes Mutter lutscht hier Schwänze in der Hölle, obgleich der nicht jugendfreie Film drastische Bilder beinhaltet.
Eine mögliche Deutung ist folgende: Aber es geht mal wieder um die archaischste Form des Menschenlebens, nämlich die Familie, wie auch beim Exorzisten und so vielen anderen Filmen mit Teufelsbezug. Die Frau ist das böse und muss (vom Mann/Priester/Therapeuten/Polizisten) bekämpft werden, denn sie ist nicht an einer Abnabelung vom Nachwuchs interessiert. Auch in diesem Film spinnt die Mutter ein Netz, um ihren Status nicht zu verlieren. Sie schränkt die Mobilität ihres Sohnes und ihres Mannes ein. Sie will, dass die Zeit stehen bleiben, diese böse Kuh! Männer suchen sich genetisch bedingt 4 Jahre nach Erfolgreicher Begattung eine neue Partnerin, um ihren Samen weiteren Uteri einzupflanzen. Der Nachwuchs kann nämlich spätestens mit vier (der Mama davon-) laufen. Männer sind Distanziermaschinen. Sie sind fleischmobil. Werdende Mütter müssen sich schonen und gebären schließlich unter Schmerzen ein Kind - welches sie dann wieder eines Tages verlassen wird. Diese finstere Existenz der Frauen macht sie böse. Zum Antichristen, der die männlichen Stars der Bibel "in Versuchung" führt und ihnen den Weg (weg von der Frau und vom Heim und dem ganzen Geraffel) verbaut.
Die beiden Darsteller trauen sich was und rumpeln spannend umher, und keiner denkt mehr an den Green Goblin. Die schönen digital bearbeiteten slo-mo-Aufnahmen wirken etwas fehl am Platz - die hätten mehr Raum verdient.
9/13/2009
9/03/2009
The Brothers Bloom, Rian Johnson
Huch! Fast verpasst, dieses Produkt. Sein Konsum war ein Unfall, aber gut so. Johnsons Film ist ein sympathischer Familienfilm mit leisem Humor und Tragik, und dazu auch sehr ansehnlichen außeramerikanischen Landschaften. Assoziationen zu Wes Andersons Oevre kommen auf (leider wurde der Darjeeling Express immer noch nicht konsumiert, verdammt, auf die Liste damit).
Die Brüder machen fiese Dinge und sind anfangs eins: einer mag das Geschäft, der andere nicht. Einer will voran, ein anderer zur Seite. Am Ende zerreißt es beide. Wie bei einem epochalen Scherz bleibem beim gelungenen Trickbetrug am Ende nur rauchende Trümmer.
Zum Glück ist das schöne Auto gelb und somit nicht superschön, da schmerzen die Schrammen nicht allzusehr. Rachel Weisz hat aber eine tolle Farbe und ist auch sonst eine wahre Pracht.
Die Brüder machen fiese Dinge und sind anfangs eins: einer mag das Geschäft, der andere nicht. Einer will voran, ein anderer zur Seite. Am Ende zerreißt es beide. Wie bei einem epochalen Scherz bleibem beim gelungenen Trickbetrug am Ende nur rauchende Trümmer.
Zum Glück ist das schöne Auto gelb und somit nicht superschön, da schmerzen die Schrammen nicht allzusehr. Rachel Weisz hat aber eine tolle Farbe und ist auch sonst eine wahre Pracht.
9/01/2009
The Dark Knight, Christopher Nolan
Ja, schon wieder. Immer wieder. Wieder und wieder und wieder. Fanboys haben einen Hunger, der in keinem Verhältnis zum Magen zwischen den Ohren steht.
"Wir haben die Dinge für immer verändert"... "Du brauchst mich"... "Ich kann diesen Bleistift verschwinden lassen". TDK ist einer der wichtigsten Filme des Jahrzehnts und bedient klassische Themen.
Vor Weihnachten wird das Ding bestimmt wieder konsumiert werden. Und wieder. Und wieder. "Wir müssen ihn jetzt jagen."
"Wir haben die Dinge für immer verändert"... "Du brauchst mich"... "Ich kann diesen Bleistift verschwinden lassen". TDK ist einer der wichtigsten Filme des Jahrzehnts und bedient klassische Themen.
Vor Weihnachten wird das Ding bestimmt wieder konsumiert werden. Und wieder. Und wieder. "Wir müssen ihn jetzt jagen."
The Eden Express: A Memoir of Insanity, Mark Vonnegut
Mark ist der Sohn vom berühmten Kurt. Ja, der. Sein Wiki ist hier.
Mark war ein Hippie: seine Haare waren lang und seine Absichten easy. Mit einem Bachelor in Religionswissenschaft wollte er aufs Land, nach Kanada, und dort in einer Kommune die neue Zeit leben.
Doof nur, dass Mark an Schizophrenie leidet. Die so offene Alternativgemeinschaft hält ihn irgendwann nicht aus. Immer wird betont, dass die Leiden eines Menschen nur das Symptom einer gesellschaftlichen Erkrankung sind und somit sogar "gesund" und "vernünftig" sind. Doch irgendwann können die Freunde den lallenden Mark nicht mehr aushalten - und er selbst sich auch nicht.
Wortgewalt ist erblich: Wie auch Kurt weiss Mark zu schreiben. Allerdings ist er kein Romancier, sondern ein Erinnerer. Sein Text gewinnt an Fahrt, weil er die erste Person Singular so rein und klar verpackt. Mark vermeidet Mitleidspornographie durch Humor, Anstand und Ehrlichkeit; seine Absicht ist es, sowohl seine Geschichte zu erzählen als auch in verdauliche Brocken zu hauen. Das gelingt.
Am Ende des Buches wird alles gut. Das Nachwort überrascht: hier schreibt Mark, dass seine Schizophrenie heutzutage als manische Depression diagnostiziert werden würde. Er lobt die Errungenschaften der modernen Pharmaindustrie. Der ehemalige Patient hat sich die Haare geschnitten und ist heute etwas Wunderbares, nämlich Kinderarzt.
Mark war ein Hippie: seine Haare waren lang und seine Absichten easy. Mit einem Bachelor in Religionswissenschaft wollte er aufs Land, nach Kanada, und dort in einer Kommune die neue Zeit leben.
Doof nur, dass Mark an Schizophrenie leidet. Die so offene Alternativgemeinschaft hält ihn irgendwann nicht aus. Immer wird betont, dass die Leiden eines Menschen nur das Symptom einer gesellschaftlichen Erkrankung sind und somit sogar "gesund" und "vernünftig" sind. Doch irgendwann können die Freunde den lallenden Mark nicht mehr aushalten - und er selbst sich auch nicht.
Wortgewalt ist erblich: Wie auch Kurt weiss Mark zu schreiben. Allerdings ist er kein Romancier, sondern ein Erinnerer. Sein Text gewinnt an Fahrt, weil er die erste Person Singular so rein und klar verpackt. Mark vermeidet Mitleidspornographie durch Humor, Anstand und Ehrlichkeit; seine Absicht ist es, sowohl seine Geschichte zu erzählen als auch in verdauliche Brocken zu hauen. Das gelingt.
Am Ende des Buches wird alles gut. Das Nachwort überrascht: hier schreibt Mark, dass seine Schizophrenie heutzutage als manische Depression diagnostiziert werden würde. Er lobt die Errungenschaften der modernen Pharmaindustrie. Der ehemalige Patient hat sich die Haare geschnitten und ist heute etwas Wunderbares, nämlich Kinderarzt.
8/30/2009
Inglorious Basterds, Quentin Tarantino
Hu, da trauta sich was, hu? Ja und nein. Herr T. macht schon lange Filme über ein einziges Thema: nämlich sich selbst. Eines seiner Werke zu sehen heißt, sich ihm anzuvertrauen und einen groben Kontrast zum kinematographischen Einheitsbrei zu erleben. Es geht also vor allem um Gewalt, Frauen und die Füße derselben.
Kreativ? Ja. Lustig? Auja. Revolutionär? Nö - denn dafür müsste Tarantino einen nicht-Tarantino-Film machen. Seine Selbstdarstellung beinhaltet den Griff ins moralische Gedärm, da kann auch der olle Nazi-Schranz nichts dran ändern.
Die Verdauung der faszinierend un-postmodernen Faschistenwelt schreitet mit IB weiter voran. Erst wird geschindlert, dann gebunkert und nun also gesplattert. Denn letztlich ist Hitler nur ein Endgegner von vielen. Es geht eigentlich nur um die stylischen Bonuslevel, die Seitenarme im groben Plot.
Herr Pitt und vor allem Herr Waltz sind wirklich gut. Schön, dass es Herrn T. gibt und sie so zusammenführte.
Das ist ein Bingo. Neues Spiel, neues Glück.
Kreativ? Ja. Lustig? Auja. Revolutionär? Nö - denn dafür müsste Tarantino einen nicht-Tarantino-Film machen. Seine Selbstdarstellung beinhaltet den Griff ins moralische Gedärm, da kann auch der olle Nazi-Schranz nichts dran ändern.
Die Verdauung der faszinierend un-postmodernen Faschistenwelt schreitet mit IB weiter voran. Erst wird geschindlert, dann gebunkert und nun also gesplattert. Denn letztlich ist Hitler nur ein Endgegner von vielen. Es geht eigentlich nur um die stylischen Bonuslevel, die Seitenarme im groben Plot.
Herr Pitt und vor allem Herr Waltz sind wirklich gut. Schön, dass es Herrn T. gibt und sie so zusammenführte.
Das ist ein Bingo. Neues Spiel, neues Glück.
Der Fremde in uns, Arno Gruen
Gruen mag Psychologe sein, aber zuerst ist er Humanist. In seinem leidenschaftlichen (und vielleicht auch deshalb preisgekrönten) Buch beschuldigt er lieblose Menschen, vor allem Eltern, leidende und fremdgesteuerte neue Generationen großzuziehen. Dabei nennt er zahlreiche Beispielbiographien aus der Ära des Nationalsozialismus - die schlimmsten Mörder waren einst die ärmsten Kinder. Gruen entschuldigt niemanden, zu keiner Zeit. Es geht ihm vielmehr darum, das Eindringen des Fremden in gesprengte Kinderseelen aufzuzeigen und wie leicht dann eine humanistische und gesellschaftliche Katastrophe wie das Dritte Reich begünstigt werden konnte. Sowohl Führer als auch Mitläufer werden nicht geboren, sie werden in Kälte und Einsamkeit herangezüchtet. Der (oder das) dann herrschende Fremde verdrängt dann die authentische, aber zerfrorene Seele des Menschen.
Der Autor zieht absolut nachvollziehbare Schlüsse: die gründliche und liebevolle Fürsorge muss Vätern und Müttern ermöglicht werden. Klingt gut. Mit polemischem Gekreisch nach Kindergartenplätzen und Verhütungsmitteln ist es aber nicht getan. Ein Staat, der seine Bevölkerung wie Vieh existieren lässt, ermöglicht das Auftreten der massenhaft Verfremdeten.
Der Autor zieht absolut nachvollziehbare Schlüsse: die gründliche und liebevolle Fürsorge muss Vätern und Müttern ermöglicht werden. Klingt gut. Mit polemischem Gekreisch nach Kindergartenplätzen und Verhütungsmitteln ist es aber nicht getan. Ein Staat, der seine Bevölkerung wie Vieh existieren lässt, ermöglicht das Auftreten der massenhaft Verfremdeten.
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