Vieles im Konsumgraben verdient nicht mehr als einen Halbsatz als Kommentar und oft wird aus reinem Mitleid ein Text von mehreren Absätzen daraus. In diesem Fall hier kann aber gar nicht genug geschrieben werden, um die Erfreulichkeit der Lektüre von Dermaphoria zum Ausdruck zu bringen.
Endlich kommt hier einmal ein Autor, der die Themen Erinnerung, Wahrnehmung und (bio-) chemische (Re-/De-) Konstruktion der Wahrheit ernst nimmt und mit einer wuchtigen, eindringlichen und allegorischen Geschichte thematisiert. Kaufargumente auf der Rückseite des Produktes sind unter anderem Memento und McCarthy und, verdammt, das passt.
Clevenger befreit den Begriff der Paranoia aus dem Gefängnis der Lächerlichkeit und weist ihn als Basiswerkzeug des modernen Überlebens aus. Die Käfer im Zimmer werden farbig markiert und an der Wand zeigen sie dann die wahrhaftigsten Molekülketten. Und letztlich sind taktile Reize die letzte Grenze, die den Einen von der Außenwelt trennen. Amen. Dazu hört man dann eiskalte Interpol oder schwitzige QOTSA. Oder nur das rasselnde Atmen der Spione hinter der Tapete.
Vielleicht hat Clevenger bei irgendwem abgeschrieben, doch dieses Original ist hier unbekannt. Somit bleibt zu vermerken, dass diese läppischen 200 Seiten das inspirierendste Textvergnügen seit langem waren. Ähnlich wunderbar war kein geringeres Produkt als Clevengers Debüt, The Contortionist's Handbook. Recht so.
Hier zu erwerben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen