12/02/2007

Die Unbesiegten, William Faulkner

Klingt der Name schwer und wuchtig und Kanon-kompatibel? Das wäre vollkommen unangebracht. Zum einen: Faulkner hat’s für Geld getan. Er hat in Hollywood Romane verdaut und ähnliche Brot-Jobs gemacht. Der Nobelpreis hat ihn auch nicht vom Saufen abgehalten. Faulkner ist kein Weiser vom Berg.

Zum anderen ist ein Roman wie Die Unbesiegten jenseits von Wucht, haut einen aber trotzdem um. In der bekannten fiktiven Südstaatenregion tobt erst der Bürgerkrieg und dann die Rekonstruktion: eigentlich eine prächtige Bühne für Heldenmut und Glorie. Doch die Figur des weißen Gentleman der alten Schule, inkarniert in Daddy Sartoris, wird in in vielerlei Hinsicht gebrochen und aufgeweicht. Der Erzähler der Geschichte ist des Vaters Sohn und der Sklavenjunge Ringo wächst quasi als sein Bruder heran. Die Sklaven des Hauses sind Fürsorger und Beschützer. Hier sind die Rassen weder getrennt noch gleich.

Die Gewinner des Bürgerkriegs sind im Süden keine Sieger. Hier, rund um Jefferson, zeichnet man sich eher dadurch aus, im einen oder anderen Sinn nicht besiegt worden zu sein.

Und Oma ist die Größte: während der virile Herr des Hauses im Gebüsch den Yankees auflauert, muss sie den Haushalt durch das Chaos und den schwarzen Exodus geleiten. Zum Ende steht der Sohn am Totenbett des Vaters und ihm fällt auf, dass er dessen Gesicht nie unentspannt gesehen hat. Schmerzhaft muss er den alten Südstaatentugenden abschwören. Wie gesagt: keine Wucht, aber das Erhabene im Detail.

Die Perspektive des Kindes beziehungsweise des Heranwachsenden ist eingeschränkt und das Geschehen hat eine verstohlene Qualität; der Protagonist ist gleichzeitig von seiner Welt umschlossen und gleichzeitig kein Teil von ihr. Er formuliert seine Zweifel selten und so wird der Leser mit den Schilderungen allein gelassen – auf die Spitze getrieben hat Faulkner diese Perspektive mit dem zurückgebliebenen Benji, der den ersten Teil von The Sound and the Fury bestimmt.

Jawohl, das Ding wurde auf Deutsch gelesen. Es stammt von einem Flohmarkt auf Sylt und sieht fein braungelb und vergessen aus. Was für ein Geruch.

Faulkner hat auch eine Kurzgeschichte geschrieben, in der ein Graben vorkommt. Bei Gelegenheit wird deren Titel hier vermerkt. Es ist eine ziemlich finstere kleine Geschichte. Man weiss nie so recht, was in Faulkners Kosmos noch so lauert.

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