Im Wald, da sind die Räuber. Zwischen den Wäldern sind die einsamen Gehöfte. Die Geschichte trägt sich in der deutschen Provinz der 50er Jahre zu, eine unheimlich-schattenhafte Welt der Grosseltern zwischen dem Kriegsende und weit weg vom Wirtschaftswunder. Und freilich haben dann Verbrechen, die in jener temporal-spatialen Einsamkeit geschehen, eine ganz eigene Aura. Eine Hof-Besatzung wird dahingemetzelt und fragmentarische Augenzeugenberichte erschliessen dann den Tathergang für den Leser.
Könnte es sein, dass dies ein Bestseller ist, weil gestresste Städter nicht wirklich Zeit für normale Text-Längen haben? Jene läsen dann Tannöd um bei feinem Grusel die Unzulänglichkeiten im eigenen Lebenskosmos spielerisch auszuloten. Schenkel schreibt wunderbar und ein paar Seiten mehr hätten dem Werk bestimmt nicht geschadet.
Für die einen ist es nur Krimi, doch das ganze schürft schon ein wenig tiefer. Es bedient sich der Linien zwischen Einsamkeit, Verantwortung, Gemeinschaft und Legenden. Tannöd ist weder Herbstmilch noch Pater Brown in Bayern sondern ein auch an Schlafes Bruder erinnerndes feines kleines Textlein deutscher Neben-Geschichte. Ob das den Hype rechtfertigt?
"Stadl" heisst übrigens "Scheune." Das ist gut zu wissen.
11/04/2007
11/02/2007
The Fountainhead, Ayn Rand, Teil 1
Jagut, das ist ein dickes Buch. Deshalb erstmal nur eine Sichtung des ersten der vier Teile.
Der Roman stammt aus einer seltsamen Zeit: Amerika entdeckt zwischen den Weltkriegen die Hochhäuser und der sogenannte Fortschritt bekommt eine vertikale Dimension. Städte recken sich den Sternen entgegen. Architektur ist nach wie vor ein sehr ergiebiger Spielplatz für Metaphern. Raumerschaffung, Grenz(er)ziehung, Bögen spannen von da nach dort und über etwas hinweg. Yadda, yadda, yadda. Materiell fixierte Content Management Systeme.
Howard Roark und Peter Keating sind Architekten und haben entgegengesetzte Vorstellungen von ihrer Zunft. Letzterer schläft sich hoch; er sieht das glitzerne Business und passt sich an. Roark hingegen ist brutalstmöglicher Idealist und hackt sich lieber Arme ab statt am Bau rumzupfuschen. So simpel, so unterhaltsam.
Ist Roark Avantgardist? Purist? Zen-Meister? Humanist? Dann wohl halt Objektivist, aber in Rands eigener Lesart. Die Autorin nutzt den leicht lesbaren Roman nicht nur zur Unterhaltung sondern auch zur Erörterung ihrer philosophischen Grundansichten, die so verstaubt eigentlich nicht sind. Vielleicht sind die folgenden Teile ja anders. Mit diesen vielversprechenden ersten Seiten sollte das Weiterlesen nicht allzu schwerfallen. Da könnte grosses drinstecken in diesem Gebäude.
Bis jetzt hat Keating sich einen Chefposten er-mobbt und Roark scheitert an seinen hehren Zielen. Schaunwamal wer das Prinzesschen kriegt.
Der Roman stammt aus einer seltsamen Zeit: Amerika entdeckt zwischen den Weltkriegen die Hochhäuser und der sogenannte Fortschritt bekommt eine vertikale Dimension. Städte recken sich den Sternen entgegen. Architektur ist nach wie vor ein sehr ergiebiger Spielplatz für Metaphern. Raumerschaffung, Grenz(er)ziehung, Bögen spannen von da nach dort und über etwas hinweg. Yadda, yadda, yadda. Materiell fixierte Content Management Systeme.
Howard Roark und Peter Keating sind Architekten und haben entgegengesetzte Vorstellungen von ihrer Zunft. Letzterer schläft sich hoch; er sieht das glitzerne Business und passt sich an. Roark hingegen ist brutalstmöglicher Idealist und hackt sich lieber Arme ab statt am Bau rumzupfuschen. So simpel, so unterhaltsam.
Ist Roark Avantgardist? Purist? Zen-Meister? Humanist? Dann wohl halt Objektivist, aber in Rands eigener Lesart. Die Autorin nutzt den leicht lesbaren Roman nicht nur zur Unterhaltung sondern auch zur Erörterung ihrer philosophischen Grundansichten, die so verstaubt eigentlich nicht sind. Vielleicht sind die folgenden Teile ja anders. Mit diesen vielversprechenden ersten Seiten sollte das Weiterlesen nicht allzu schwerfallen. Da könnte grosses drinstecken in diesem Gebäude.
Bis jetzt hat Keating sich einen Chefposten er-mobbt und Roark scheitert an seinen hehren Zielen. Schaunwamal wer das Prinzesschen kriegt.
Planet Terror, Robert Rodriguez
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Der Ekel selbst ist ein bewährtes Thema für Arbeit, Spass und Spiel. Müllwerker und Psychoanalytiker haben mit Stoffen zu tun, die unangenehmst durch die Finger rinnen können, wenn man sie denn zur Halde schleppen will oder auch nur anfassen muss. Viele Regisseure reihen sich in die Arbeitsfront ein und versuchen verzweifelt, den Massen den Umgang mit den Biomassen zu erklären.
Es geht also um Blut, Schleim, Kotze, Husten, Knochenblubb und Glibber im Allgemeinen. Und wo kann man mit solchen Requisiten am ehesten punkten? Freilich im staubigen Südwest-Texas, fernab jeder Yankee-Hygiene. Da hört einen keiner schreien und die Flecken auf dem Boden verwehen fix und die Steaks sind auch noch exzellent.
Und das klingt jetzt besonders abstrus: wie auch bei Death Proof steht die Stärke der Weiblichkeit in diesem Machwerk im Mittelpunkt. Rodriguez huldigt aber der ikonenhaften Einheit des Bildes: ein Betty-Page-Klon mit automatischer Waffe statt eines Beines bedient schon eine enorm plumpe Metaphorik. Die Olle kann auch noch tanzen und das Schmollmündchen ist stets nett drapiert. Und Fergie wird zur Halbzeit der Hinterkopf weggefressen. Mahlzeit. Hyperfeminine Fleisch-Dekorationen.
Oft wird vergessen, dass Rodriguez einer der ersten aus Hollywood war und ist, der die gesamte Kapazität des Digitalkinos nutzen will. Der Herr hat ja auch Spy Kids gemacht, ein Werk das bisher keinen Eingang in den Konsumgraben fand. Kurzum: Planet Terror ist ein Heidenspass. Inhaltsmässig verarbeitet und hypt er das Genre-Kino der Vergangenheit, technisch ist er, ähem, richtungsweisend. So ist das nun mal.
10/31/2007
Die Fremde in Dir, Neil Jordan
Nie war die grossartige Mrs. Foster dem Schatten von Travis Bickle so nah. In vielerlei Hinsicht finden sich Parallelen, etwa bei der Angleichung des Outfits an die Wandlung des Charakters. Nach den ersten Erschiessungen (Mord ist anders, hu?) lässt sie die Jacken fallen. Sie will Schmauchspuren loswerden, sicher, doch auch will sie sich aus dem Kokon befreien und mit blanker Haut der schmutzigen Aussenwelt begegnen. Eine Taufe mit Blei und Blut. Dann, als sie ihren Kurs erkennt, kommt die Lederjacke. Dementsprechend derb ist die Tötung des fiesen Gangsters, der sie nie persönlich bedroht hat. Jodie braucht keinen Iro, dass will auch wohl keiner sehen.
Man bemerke hierbei Bacons Frisiermoment bei Death Sentence.
Foster ist erwartungsgemäss präsent in dieser Geschichte. Jede Einstellung ihrer Person drückt etwas aus und die deutsche Synchronstimme wirkt wie immer falsch und seltsam. Das Gewicht der Stimme kommt auch im Plot selbst zur Geltung, da Erica durchs Radio mit der Stadt zu sprechen versucht oder sie eben nur zum Zuhören bewegen möchte.
Leider ist der Film auf obskure Art und Weise unfreiwillig komisch. Komik ist ja immer gut, aber wenn Erica ihren Peiniger mit martialischen Sprüchen zu Leibe rückt, dann klingt das seltsam. Die Gewalt wirkt gleichzeitig verstörend banal und omnipräsent. War das Absicht?
Das Ende ist wunderbar. Der Abschaum muss sterben, so oder so. Der alptraumhafte Megaplex kann mit den gegebenen Kompetenzen der Exekutive nicht gereinigt werden. Filmtechnisch geht das auch in Ordnung, weil die Schläger einfach als Tiere dargestellt werden. Sie haben nicht genug screen time um dem Zuschauer irgendwie ans Herz zu wachsen.
Ethisch gesehen wird dem Zuschauer freilich die von Hollywood gewohnte stützende Hand vorenthalten. Ericas Wut ist nicht etwas, dass durch Tränen und Geigen und Zögern und dem Überreichen der Waffe getilgt werden kann. Heulkrämpfe lösen selten die Knoten der düsteren Vergangenheit, schön wär's. Dem Polizisten Mercer wäre durch Quengeln auch nicht geholfen.
Eine Wahrheit spricht der Film gekonnt NICHT an: Selbstjustiz ist letzlich das Ende der Zivilisation. Erica will keinen Richter, Mercer auch nicht. Staatliche Institutionen erweisen sich als obsolet. Ziemlich clever gemacht. Das Superhelden-Prinzip (caped crusader und so weiter) und noch viele andere Motive sind in dem Stoff versteckt - etwa die Rolle der bewegten Bilder dank Handy-Kamera, Hautfarben und die Überschneidung urbaner Sphären.
Was würden Rudy Giuliani oder einer von den junior thugs der Rütli-Schule dazu sagen?
Man bemerke hierbei Bacons Frisiermoment bei Death Sentence.
Foster ist erwartungsgemäss präsent in dieser Geschichte. Jede Einstellung ihrer Person drückt etwas aus und die deutsche Synchronstimme wirkt wie immer falsch und seltsam. Das Gewicht der Stimme kommt auch im Plot selbst zur Geltung, da Erica durchs Radio mit der Stadt zu sprechen versucht oder sie eben nur zum Zuhören bewegen möchte.
Leider ist der Film auf obskure Art und Weise unfreiwillig komisch. Komik ist ja immer gut, aber wenn Erica ihren Peiniger mit martialischen Sprüchen zu Leibe rückt, dann klingt das seltsam. Die Gewalt wirkt gleichzeitig verstörend banal und omnipräsent. War das Absicht?
Das Ende ist wunderbar. Der Abschaum muss sterben, so oder so. Der alptraumhafte Megaplex kann mit den gegebenen Kompetenzen der Exekutive nicht gereinigt werden. Filmtechnisch geht das auch in Ordnung, weil die Schläger einfach als Tiere dargestellt werden. Sie haben nicht genug screen time um dem Zuschauer irgendwie ans Herz zu wachsen.
Ethisch gesehen wird dem Zuschauer freilich die von Hollywood gewohnte stützende Hand vorenthalten. Ericas Wut ist nicht etwas, dass durch Tränen und Geigen und Zögern und dem Überreichen der Waffe getilgt werden kann. Heulkrämpfe lösen selten die Knoten der düsteren Vergangenheit, schön wär's. Dem Polizisten Mercer wäre durch Quengeln auch nicht geholfen.
Eine Wahrheit spricht der Film gekonnt NICHT an: Selbstjustiz ist letzlich das Ende der Zivilisation. Erica will keinen Richter, Mercer auch nicht. Staatliche Institutionen erweisen sich als obsolet. Ziemlich clever gemacht. Das Superhelden-Prinzip (caped crusader und so weiter) und noch viele andere Motive sind in dem Stoff versteckt - etwa die Rolle der bewegten Bilder dank Handy-Kamera, Hautfarben und die Überschneidung urbaner Sphären.
Was würden Rudy Giuliani oder einer von den junior thugs der Rütli-Schule dazu sagen?
10/29/2007
Desperation, Mike Garris
Und nun ist tatsächlich ein TV-Movie auf DVD hier vor die Flinte gelaufen. Die bescheidenen Erwartungen wurden zumindest nicht unterschritten. Doch wenn man zuvor Romeros Klassiker schaut, dann kann diese Stephen-King-Verfilmung nur abstinken.
Nichts gegen Mr. King. Wer verkauft, hat recht. Keine Frage. Und King nimmt ja eine seltsame Rolle zwischen Roman und Film ein: Schreibt er Filme auf oder gleich Drehbücher? Bei King und seinem Unterhaltungsauftrag stehen Hoch und Tief nah beieinander. Duddits ist Klump in Text und Bild und Es beeindruckte ganze Kinderkohorten durch sein Auftauchen im TV. Shining wiederum ist grossartig in Text und Bild. Ja gut, Kubrick kann wohl auch keinen wirklich schlechten Film drehen.
Achso, Desperation: Ein Dorf in der Ödnis und eine Bedrohung aus der Unterwelt. Das King-typische Ende und ein überlebender Knabe und eine ältliche Autorengestalt. Mehr vom gleichen. Insgesamt scheint Desperation ein kleiner Remix von Night of the Living Dead zu sein, nur mit mehr Budget und der Absicht, eine familienähnliche Zielgruppe von Werbeblock zu Werbeblock zu begleiten.
Nichts gegen Mr. King. Wer verkauft, hat recht. Keine Frage. Und King nimmt ja eine seltsame Rolle zwischen Roman und Film ein: Schreibt er Filme auf oder gleich Drehbücher? Bei King und seinem Unterhaltungsauftrag stehen Hoch und Tief nah beieinander. Duddits ist Klump in Text und Bild und Es beeindruckte ganze Kinderkohorten durch sein Auftauchen im TV. Shining wiederum ist grossartig in Text und Bild. Ja gut, Kubrick kann wohl auch keinen wirklich schlechten Film drehen.
Achso, Desperation: Ein Dorf in der Ödnis und eine Bedrohung aus der Unterwelt. Das King-typische Ende und ein überlebender Knabe und eine ältliche Autorengestalt. Mehr vom gleichen. Insgesamt scheint Desperation ein kleiner Remix von Night of the Living Dead zu sein, nur mit mehr Budget und der Absicht, eine familienähnliche Zielgruppe von Werbeblock zu Werbeblock zu begleiten.
Night of the Living Dead, George A. Romero
Die Zombies heissen nicht Zombies sondern Dinger. Revolutionär! Ansonsten ein höchst interessanter Film welcher wahrlich Schlüsselelemente des Genres definiert.
Die sozialkritische Lesart ist plump doch nichtsdestotrotz vorhanden. Ben ist schwarz und mobil: der Konflikt mit dem WASP mit Familie und schütterem Haar scheint vorprogrammiert. Das Ende vom Lied ist freilich düster: Die Präsenz der Untoten und ihre Wirkung auf die (noch) Lebenden verdeutlicht Misanthropie und Zweifel am Humanismus insgesamt.
Die Blonde schreit und läuft und ist ein szenenbestimmendes Ärgernis des besorgten Zuschauers. Es gibt eine Szene, in denen die Akteure sich ihre Vorgeschichte erzählen. Bens Geschichte ist eine unverfilmbare (weil viel zu teure) Action-Sequenz. Die blonde Barbra bekommt von Ben dann aber den Mund verboten, denn ihre Erzählung scheint emotional zu verstörend für ihn. Die Reinheit des Weiblichen ist Wunsch des Zuschauers und des Hauptdarstellers.
Und freilich ist der Grund für all den Terz zwischen den Sternen zu suchen. Strahlung! Infektion! Böse Aura! Dort oben sind auch bequeme Kausalrelationen nicht zu finden. Warum wir, warum jetzt? Egal - alle untot!
Immer wieder gern. Ein erfrischender Schuss ins Gehirn.
Die sozialkritische Lesart ist plump doch nichtsdestotrotz vorhanden. Ben ist schwarz und mobil: der Konflikt mit dem WASP mit Familie und schütterem Haar scheint vorprogrammiert. Das Ende vom Lied ist freilich düster: Die Präsenz der Untoten und ihre Wirkung auf die (noch) Lebenden verdeutlicht Misanthropie und Zweifel am Humanismus insgesamt.
Die Blonde schreit und läuft und ist ein szenenbestimmendes Ärgernis des besorgten Zuschauers. Es gibt eine Szene, in denen die Akteure sich ihre Vorgeschichte erzählen. Bens Geschichte ist eine unverfilmbare (weil viel zu teure) Action-Sequenz. Die blonde Barbra bekommt von Ben dann aber den Mund verboten, denn ihre Erzählung scheint emotional zu verstörend für ihn. Die Reinheit des Weiblichen ist Wunsch des Zuschauers und des Hauptdarstellers.
Und freilich ist der Grund für all den Terz zwischen den Sternen zu suchen. Strahlung! Infektion! Böse Aura! Dort oben sind auch bequeme Kausalrelationen nicht zu finden. Warum wir, warum jetzt? Egal - alle untot!
Immer wieder gern. Ein erfrischender Schuss ins Gehirn.
Garden State, Zach Braff
Der Film ist nach wie vor richtig, gut und wichtig. Die Hauptaussage ist aber wenig originell: Alle sind kaputt, drum tu nicht so als wärst du heil. Aber wenn in einem Film alle heile wären und blieben wäre das eh recht öde anzuschauen.
Die Bilder waren zuerst da. Grandiose Stilleben dienen den Szenen als Vorbild und die frontale Couch ist schon ein sehr amerikanisches Motiv. Die Familie sitzt in einem Boot und das Boot ist über dem Abgrund auf Sand aufgelaufen und die Familie ist trotzdem froh. Der Humor ist gänzlich anders als im Sitcom-Kosmos und ist unisolierbar mit der verhuschten Grundstimmung verknüpft.
Der erste Schnitt des Filmes war eine Stunde länger als das Endprodukt. Grossartige Dinge fehlen, wie vor allem mehr Zeit mit Vati. Solche Szenen hätten die Fabel um den Matrizid der klassischen Tragödie näher bringen können. Doch Braff hatte recht mit seinem rigorosen Einsatz der Schere: für Ausmasse à la L.A. Crash sind hier zu wenige Akteure beteiligt und die Sets zu homogen.
Trotzdem herzerwärmend. Eine andere Art von Oktober-Film.
Die Bilder waren zuerst da. Grandiose Stilleben dienen den Szenen als Vorbild und die frontale Couch ist schon ein sehr amerikanisches Motiv. Die Familie sitzt in einem Boot und das Boot ist über dem Abgrund auf Sand aufgelaufen und die Familie ist trotzdem froh. Der Humor ist gänzlich anders als im Sitcom-Kosmos und ist unisolierbar mit der verhuschten Grundstimmung verknüpft.
Der erste Schnitt des Filmes war eine Stunde länger als das Endprodukt. Grossartige Dinge fehlen, wie vor allem mehr Zeit mit Vati. Solche Szenen hätten die Fabel um den Matrizid der klassischen Tragödie näher bringen können. Doch Braff hatte recht mit seinem rigorosen Einsatz der Schere: für Ausmasse à la L.A. Crash sind hier zu wenige Akteure beteiligt und die Sets zu homogen.
Trotzdem herzerwärmend. Eine andere Art von Oktober-Film.
10/25/2007
Ratatouille, Brad Bird
Ein Hoch auf die Stofflichkeit. Das Wasser der Seine fliesst besser als echtes Wasser. Das Küchenkupfer kupfert wunderbar. Das glaubt man gern doch es selbst zu sehen ist durchaus angenehm. Die perfekte Oberfläche hinter der sich nichts verbirgt.
Etwas verstörend: die Augsburger Puppenkiste ist allgegenwärtig. Ob Pixar das weiss? Jedenfalls wirken die menschlichen Figuren im Film wie aus Holz geschnitzt und in Kleider gesteckt, eben aufgrund besagter Stofflichkeit. Inhaltlich wird das auch aufgegriffen bei der Steuerung des Küchenjungen durch die Manipulation seines Skalps durch die Ratte. Ob das bei Robots auch so war? Kybernetik, Steuerung, Maschinenwerk?
Reinheit und Kontamination. Beim Vergleich mit Nemo kommt die Rattensause schlechter weg, denn unter Wasser ist es gemütlicher. Da ist man stets gewaschen und rein und in der Stadt ist Ungeziefer am Ruder. Paris ist Frankreichs zentrale Menschengeschwulst. Weitab von den Produktionsstätten der Zutaten bietet famose Kochkunst hier eine kurze Flucht in die Sinnlichkeit. Das Gericht als sauberes Mikroversum, eine flüchtige Inkarnation der Idee von Harmonie und Proportion. Mein Tellerrand so sauber wie mein Seelenrand es sich wünscht zu sein.
Mit Steamboat Willie hat das wenig zu tun. Musik und rhythmische Ordnung haben ihrer Stellenwert beim Unternehmen Unterhaltung im Animationsfilm verloren. Lieder sind old school. Keiner singt hier, auch kein Stinktier.
Etwas verstörend: die Augsburger Puppenkiste ist allgegenwärtig. Ob Pixar das weiss? Jedenfalls wirken die menschlichen Figuren im Film wie aus Holz geschnitzt und in Kleider gesteckt, eben aufgrund besagter Stofflichkeit. Inhaltlich wird das auch aufgegriffen bei der Steuerung des Küchenjungen durch die Manipulation seines Skalps durch die Ratte. Ob das bei Robots auch so war? Kybernetik, Steuerung, Maschinenwerk?
Reinheit und Kontamination. Beim Vergleich mit Nemo kommt die Rattensause schlechter weg, denn unter Wasser ist es gemütlicher. Da ist man stets gewaschen und rein und in der Stadt ist Ungeziefer am Ruder. Paris ist Frankreichs zentrale Menschengeschwulst. Weitab von den Produktionsstätten der Zutaten bietet famose Kochkunst hier eine kurze Flucht in die Sinnlichkeit. Das Gericht als sauberes Mikroversum, eine flüchtige Inkarnation der Idee von Harmonie und Proportion. Mein Tellerrand so sauber wie mein Seelenrand es sich wünscht zu sein.
Mit Steamboat Willie hat das wenig zu tun. Musik und rhythmische Ordnung haben ihrer Stellenwert beim Unternehmen Unterhaltung im Animationsfilm verloren. Lieder sind old school. Keiner singt hier, auch kein Stinktier.
10/22/2007
Rule of the Bone, Russell Banks
Affliction war so gut. Ein grimmiges Buch in der amerikanischen Arbeiterödnis, zu vergleichen mit nichts geringerem als Springsteens Album Nebraska. Schneematsch auf der Motorhaube, trüber Horizont, gestohlene 9 mm vielleicht im Handschuhfach, zusammengehalten von grauem Klebeband. White Trash ohne Ha-Ha.
Das vorliegende Werk, auch schon wieder ein Jahrzehnt alt, ist der Adoleszenz-Roman von Mr. Banks. Einige Kapitel sind vorab schon als Prosa veröffentlicht worden. Beim Lesen bleibt das Gefühl des Fragmentarischen, so als hätte sich der Autor nie ein Bild vom Ganzen gemacht. Die Odysseen des jungen Chappie aka Bone reihen sich wie Perlen aneinander und wie immer ist das Motiv der Reise verknüpft mit Lebenslektionen. Reisepartner kommen und gehen; manche retten, manche reissen den driftenden Erzähler in etwas rein. Wer kommt mit aufs Floss und wo geht es überhaupt hin und wo gibt es was zu rauchen? Diese Anordnung mag zunächst kurzatmig und allzu simpel sein, doch es trifft das Herz des Genres doch trotzdem: eine Vernarbung folgt der anderen und der junge Geist kann nichts anderes als weiteratmen bzw. –rennen.
Inhaltlich gesehen sind Ortswechsel und Bewegung ständige Pflicht beim Semi-Obdachlosen Bone. Der Stiefvater ein Triebtäter, die Mutter eine dämliche Kuh voller Angst, der beste Kumpel dumm wie Brot, der Chef der örtlichen Biker-Gang aufgepumpt und klotz-psychotisch und so weiter. Der Knochen-Junge gibt sich selbst einen neuen Namen, er will mit einem preiswerten Tattoo seine Herkunft wegtaufen.
Bone ist nicht so gut wie Affliction. Hier ist der Knochen in der Mitte und hält alles zusammen, konzentrische Kreise der Qual scharen sich um ihn herum. Bei Affliction wurde eine Verschachtelung des Unglücks und der Armut erreicht. Banks ist aber trotzdem super. Statt epischer Wucht liefert er rasend schnelle Unterhaltung ab. Jede Frisur ein Abenteuer und am Ende wird viel gestorben.
Das vorliegende Werk, auch schon wieder ein Jahrzehnt alt, ist der Adoleszenz-Roman von Mr. Banks. Einige Kapitel sind vorab schon als Prosa veröffentlicht worden. Beim Lesen bleibt das Gefühl des Fragmentarischen, so als hätte sich der Autor nie ein Bild vom Ganzen gemacht. Die Odysseen des jungen Chappie aka Bone reihen sich wie Perlen aneinander und wie immer ist das Motiv der Reise verknüpft mit Lebenslektionen. Reisepartner kommen und gehen; manche retten, manche reissen den driftenden Erzähler in etwas rein. Wer kommt mit aufs Floss und wo geht es überhaupt hin und wo gibt es was zu rauchen? Diese Anordnung mag zunächst kurzatmig und allzu simpel sein, doch es trifft das Herz des Genres doch trotzdem: eine Vernarbung folgt der anderen und der junge Geist kann nichts anderes als weiteratmen bzw. –rennen.
Inhaltlich gesehen sind Ortswechsel und Bewegung ständige Pflicht beim Semi-Obdachlosen Bone. Der Stiefvater ein Triebtäter, die Mutter eine dämliche Kuh voller Angst, der beste Kumpel dumm wie Brot, der Chef der örtlichen Biker-Gang aufgepumpt und klotz-psychotisch und so weiter. Der Knochen-Junge gibt sich selbst einen neuen Namen, er will mit einem preiswerten Tattoo seine Herkunft wegtaufen.
Bone ist nicht so gut wie Affliction. Hier ist der Knochen in der Mitte und hält alles zusammen, konzentrische Kreise der Qual scharen sich um ihn herum. Bei Affliction wurde eine Verschachtelung des Unglücks und der Armut erreicht. Banks ist aber trotzdem super. Statt epischer Wucht liefert er rasend schnelle Unterhaltung ab. Jede Frisur ein Abenteuer und am Ende wird viel gestorben.
Letters from Iwo Jima, Clint Eastwood
Gleich nach dem Zweitkonsum von Flags of our Father also Letters from Iwo Jima. Die Geschichte wird hier weitaus direkter erzählt – Kern der Handlung ist diese furchtbare Schwefelinsel, nicht auch noch ihre Rolle in der heimatlichen Öffentlichkeit.
Die japanischen Charaktere kommen nie hölzern daher, doch wirken sie ein wenig überzeichnet. Wenn die Herren wirklich so waren, dann ist die Realität mal wieder besser als die Fiktion. Mal ehrlich: ein Pferd im Stellungskrieg? Das ist grotesker als ein Hund im Büro.
Historisch gesehen ist die erbärmliche Ausstattung der Verteidiger höchst niederschmetternd. Durchfall und Munitionsmangel lassen Verzweiflung regieren – die Modernisierung des Krieges kam in Japan offenbar nur schwerlich voran. Feudale Strukturen bestimmen und besiegeln Schicksale. So könnte man auch das unsägliche Pferd erklären. Tote Tiere sind überhaupt allerhand: man bedenke noch den freundlichen Hund, den der Ex-Militärpolizist erschiessen musste. Tiere tragen keine Uniformen, sie sind blankes Leben und nie Vertreter von Ideologien und Machtstrukturen. Vielleicht ist deshalb ihre Rolle so seltsam in modernen Kriegs- und Friedenszeiten. Bedeutet zivilisatorischer Fortschritt auch das Ende der Abhängigkeit und der Huldigung des Tieres im menschlichen Leben?
Nochmal zurück zum Film. Die Kämpfenden begegnen sich nicht. Wer das Mündungsfeuer sieht, hat keine Zeit für Konversation. Das kurze Auftauchen des amerikanischen Kriegsgefangenen ist darum umso bedeutsamer – in der vorliegenden DVD-Version spricht selbiger auch unsynchronisiert Englisch. Er ist der Fremde.
Interessant wäre es zu erfahren, ob und wie der Film in Japan selbst aufgenommen wurde. Es ist nicht schwer, nach den beiden Filmen am Singular der Geschichte zu zweifeln – jede Nation hat ihre, jede/r Betroffene hat seine/ihre. In Flags of our Fathers wird sie noch einmal dupliziert und zum hyperrealen Massenspektakel. In Iwo Jima sind es die verlorenen Briefe der verlorenen Briefschreiber die die unbarmherzige Zersplitterung der einen Geschichte zeigen. Welcher Staatsakt könnte sich mit jeder einzelnen dieser Stimmen befassen? Der Aspekt der Pluralität destabilisiert somit die gewünschte Homogenität des Staatsgebäudes. Was sagen Kaiser hierzu?
Die japanischen Charaktere kommen nie hölzern daher, doch wirken sie ein wenig überzeichnet. Wenn die Herren wirklich so waren, dann ist die Realität mal wieder besser als die Fiktion. Mal ehrlich: ein Pferd im Stellungskrieg? Das ist grotesker als ein Hund im Büro.
Historisch gesehen ist die erbärmliche Ausstattung der Verteidiger höchst niederschmetternd. Durchfall und Munitionsmangel lassen Verzweiflung regieren – die Modernisierung des Krieges kam in Japan offenbar nur schwerlich voran. Feudale Strukturen bestimmen und besiegeln Schicksale. So könnte man auch das unsägliche Pferd erklären. Tote Tiere sind überhaupt allerhand: man bedenke noch den freundlichen Hund, den der Ex-Militärpolizist erschiessen musste. Tiere tragen keine Uniformen, sie sind blankes Leben und nie Vertreter von Ideologien und Machtstrukturen. Vielleicht ist deshalb ihre Rolle so seltsam in modernen Kriegs- und Friedenszeiten. Bedeutet zivilisatorischer Fortschritt auch das Ende der Abhängigkeit und der Huldigung des Tieres im menschlichen Leben?
Nochmal zurück zum Film. Die Kämpfenden begegnen sich nicht. Wer das Mündungsfeuer sieht, hat keine Zeit für Konversation. Das kurze Auftauchen des amerikanischen Kriegsgefangenen ist darum umso bedeutsamer – in der vorliegenden DVD-Version spricht selbiger auch unsynchronisiert Englisch. Er ist der Fremde.
Interessant wäre es zu erfahren, ob und wie der Film in Japan selbst aufgenommen wurde. Es ist nicht schwer, nach den beiden Filmen am Singular der Geschichte zu zweifeln – jede Nation hat ihre, jede/r Betroffene hat seine/ihre. In Flags of our Fathers wird sie noch einmal dupliziert und zum hyperrealen Massenspektakel. In Iwo Jima sind es die verlorenen Briefe der verlorenen Briefschreiber die die unbarmherzige Zersplitterung der einen Geschichte zeigen. Welcher Staatsakt könnte sich mit jeder einzelnen dieser Stimmen befassen? Der Aspekt der Pluralität destabilisiert somit die gewünschte Homogenität des Staatsgebäudes. Was sagen Kaiser hierzu?
Flags of our Fathers, Clint Eastwood
Jaja, man hats gesehen. Der Krieg, ein Sieg und seine Zeugen. Eastwoods Film über den Krieg im Pazifik kann artig als künstlerischer Kommentar zu embedded journalists und Propaganda im Allgemeinen gesehen werden. Das ist aber nicht alles. Desillusioniert kann man sagen, dass dies eine allzu romantische Schilderung der Unreinheit des modernen Krieges ist. Wer mit dem Hinterfragen auch nach einem solchen Werk aufhört, den hat die Propaganda eben doch gekriegt – nur eben eine andere als die im Film dargestellte.
Bei diesem Zweitkonsum fiel auf, dass die Geschichte hinter der Geschichte, die Eastwood zur Schilderung letzterer benutzt, eigentlich sehr einfach ist. Im Kino lag das Werk zunächst quer im Magen, da mit der Kontinuität gespielt wurde: Rückblende, Erinnerung, flashback. Die Erkennbarkeit der Einfachheit einer Geschichte ist aber durchaus nützlich und hier auch vollkommen angebracht.
Der grosse Vorteil dieses Filmes gegenüber Apocalypse Now, Full Metal Jacket u. ä. ist die Sanftheit der Erzählung. Freilich gibt’s Gewaltdarstellungen und heutzutage wäre deren Unterlassung auch fragwürdig. Aber das Hinterfragen geht weiter. Grandiose Bildpoesie stösst sanft an statt aufzurütteln. Der Vater stirbt und zum Schluss gehen die Jungs schwimmen. Die Zeit löst sich auf und die Vergangenheit bleibt als unverdaulicher Klumpen bestehen.
Die Flagge der Väter war mit einer anderen Art Mühsal verbunden als die Flagge der Söhne und Töchter – ein einfaches Stück Tuch war sie wohl nie. Clint ist gut.
Bei diesem Zweitkonsum fiel auf, dass die Geschichte hinter der Geschichte, die Eastwood zur Schilderung letzterer benutzt, eigentlich sehr einfach ist. Im Kino lag das Werk zunächst quer im Magen, da mit der Kontinuität gespielt wurde: Rückblende, Erinnerung, flashback. Die Erkennbarkeit der Einfachheit einer Geschichte ist aber durchaus nützlich und hier auch vollkommen angebracht.
Der grosse Vorteil dieses Filmes gegenüber Apocalypse Now, Full Metal Jacket u. ä. ist die Sanftheit der Erzählung. Freilich gibt’s Gewaltdarstellungen und heutzutage wäre deren Unterlassung auch fragwürdig. Aber das Hinterfragen geht weiter. Grandiose Bildpoesie stösst sanft an statt aufzurütteln. Der Vater stirbt und zum Schluss gehen die Jungs schwimmen. Die Zeit löst sich auf und die Vergangenheit bleibt als unverdaulicher Klumpen bestehen.
Die Flagge der Väter war mit einer anderen Art Mühsal verbunden als die Flagge der Söhne und Töchter – ein einfaches Stück Tuch war sie wohl nie. Clint ist gut.
10/19/2007
I Am Legend, Richard Matheson
Aufgrund der geringen Textlänge wurde eine kurze Salve Splatter erwartet, doch weit gefehlt. Ganz weit gefehlt sogar – I Am Legend ist eines dieser Bücher, dass die derzeitige Erzählmode als antiquiert und wenig innovativ entlarvt. Es erschien in den 1950ern und enthält doch alles, was folgende Vampirgenerationen zwischen Blade und Buffy so rigoros melken und variieren. Charlie Huston hätte ohne Richard Matheson wahrscheinlich auch nicht den Noir-Pulp-Vampirismus schustern können.
Die Metaphorik ist genauso brutal wie der reine Inhalt. Eine Seuche ist in den 70ern über die Welt gekommen: Robert ist der letzte Mensch und nachts scharren die vampifizierten Nachbarn an seinem Haus. Tagsüber schlafen sie und er hastet mit geschnitzten Pflöcken von Haus zu Haus und in die leere Stadt hinein. Erst läuft ihm ein Hund zu, dann eine Frau.
Dieses Werk ist ein gemeinsamer Vorfahr von Zombies und Vampiren in der Unterhaltungsliteratur, sollte man denn dem Genre eine zweidimensionale Genealogie unterstellen wollen. Mit Erstaunen folgt man Robert durch seine wissenschaftlichen Analysen des Vampirbazillus. Fachbücher und Mikroskope werden genutzt, um die dunkle neue Welt zu verstehen. Eine alternative Geschichtsschreibung (war die Pest des Mittelalters nicht vielleicht doch ein Virus des grossen V?) vernichtet die einst heile Vergangenheit.
Das ganze wurde laut Klappentext einst mit Charlton Heston verfilmt, der für Orson ja einst den Mexikaner machte, den Herrn in der Wüste sah und den Planet der Affen bereiste. Gerüchten zufolge ist eine Neuauflage mit Will Smith in Bearbeitung. Das klingt erstmal ziemlich vielversprechend, da I, Robot ein wirklich guter Film war. Der Aspekt der Hautfarbe erhält dadurch, wenn man denn will, noch mehr Gewicht. Vampire sind ja immer so blass.
Freilich ist das alles Unfug – doch niemand kann den Nutzen und den Fluch von Gucklöchern leugnen, die man in sorgsam geschmiedete Türen eingefügt. Cocooning ist ein Produkt des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Heim ist die Burg und das Gefängnis und auch die Folterkammer. Musik kommt von Platte und das Steak aus dem Gefrierfach. Und vielleicht fühlt es sich gut an dem schlurfenden Nachbarn, der eh immer nervte, endlich mal einen 9-Zoll-Pflock in den Leib zu rammen.
Horror beginnt immer mit „I“ und Matheson hat das meisterlich verstanden.
Die Metaphorik ist genauso brutal wie der reine Inhalt. Eine Seuche ist in den 70ern über die Welt gekommen: Robert ist der letzte Mensch und nachts scharren die vampifizierten Nachbarn an seinem Haus. Tagsüber schlafen sie und er hastet mit geschnitzten Pflöcken von Haus zu Haus und in die leere Stadt hinein. Erst läuft ihm ein Hund zu, dann eine Frau.
Dieses Werk ist ein gemeinsamer Vorfahr von Zombies und Vampiren in der Unterhaltungsliteratur, sollte man denn dem Genre eine zweidimensionale Genealogie unterstellen wollen. Mit Erstaunen folgt man Robert durch seine wissenschaftlichen Analysen des Vampirbazillus. Fachbücher und Mikroskope werden genutzt, um die dunkle neue Welt zu verstehen. Eine alternative Geschichtsschreibung (war die Pest des Mittelalters nicht vielleicht doch ein Virus des grossen V?) vernichtet die einst heile Vergangenheit.
Das ganze wurde laut Klappentext einst mit Charlton Heston verfilmt, der für Orson ja einst den Mexikaner machte, den Herrn in der Wüste sah und den Planet der Affen bereiste. Gerüchten zufolge ist eine Neuauflage mit Will Smith in Bearbeitung. Das klingt erstmal ziemlich vielversprechend, da I, Robot ein wirklich guter Film war. Der Aspekt der Hautfarbe erhält dadurch, wenn man denn will, noch mehr Gewicht. Vampire sind ja immer so blass.
Freilich ist das alles Unfug – doch niemand kann den Nutzen und den Fluch von Gucklöchern leugnen, die man in sorgsam geschmiedete Türen eingefügt. Cocooning ist ein Produkt des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Heim ist die Burg und das Gefängnis und auch die Folterkammer. Musik kommt von Platte und das Steak aus dem Gefrierfach. Und vielleicht fühlt es sich gut an dem schlurfenden Nachbarn, der eh immer nervte, endlich mal einen 9-Zoll-Pflock in den Leib zu rammen.
Horror beginnt immer mit „I“ und Matheson hat das meisterlich verstanden.
10/17/2007
Poppy Shakespeare, Clare Allan
N hat ein breites Kreuz. Sie ist verrückt und verbringt somit ihre Zeit in einer entsprechenden Institution, damit sie nicht sich selbst und andere gefährdet. Als Poppy ankommt, führt N sie herum - sie ermöglicht der Neuen den Einstieg ins Verrückt-Sein. Allerdings stellt Poppys blosse Anwesenheit den Alltagstrott in Frage denn sie hält sich seltsamerweise für geistig gesund. Und N? Ist sie N-ormal oder doch N-uts?
Der Wahnsinn umtost die Logik und sorgt für ein eindringliches Lektüre-Erlebnis. Clare Allan hat sich sowohl Catch 22 als auch das Kuckucksnest genau angeschaut. So ist es schon auf dem Buchdeckel vermerkt doch sie erweitert den Themenkreis in einigen Punkten. Der Humor ist entwaffnend und Ns Version der englischen Sprache lässt die Ohren erröten und klingeln. Die Charaktere in und ausserhalb der Klapse sind Schemen und Schelme doch niemals blosse Karikaturen. Ein grosser Plot-Haken zieht sich freilich auch durch die Geschichte und spätestens auf den letzten Seiten zweifelt der Leser an den Geisteszuständen von sich selbst oder den Protagonisten. Das gehört ja dazu.
Nur Wahnsinnige halten sich für gesund, hu?
Der Wahnsinn umtost die Logik und sorgt für ein eindringliches Lektüre-Erlebnis. Clare Allan hat sich sowohl Catch 22 als auch das Kuckucksnest genau angeschaut. So ist es schon auf dem Buchdeckel vermerkt doch sie erweitert den Themenkreis in einigen Punkten. Der Humor ist entwaffnend und Ns Version der englischen Sprache lässt die Ohren erröten und klingeln. Die Charaktere in und ausserhalb der Klapse sind Schemen und Schelme doch niemals blosse Karikaturen. Ein grosser Plot-Haken zieht sich freilich auch durch die Geschichte und spätestens auf den letzten Seiten zweifelt der Leser an den Geisteszuständen von sich selbst oder den Protagonisten. Das gehört ja dazu.
Nur Wahnsinnige halten sich für gesund, hu?
10/13/2007
Firewall, Richard Loncraine
Wir wolln den Indy sehn, wir wolln den Indy sehn, schalalalalala.
Wie, noch nicht? Ach so. Erstmal Firewall. Mr. Ford ist Yuppie-Dad bei der Bank und fiese Gangster vergeiseln seine Familie damit er ihnen Geld rüberhackt.
Die technifizierte Welt ist Gefahr, Chance und Schlachtfeld hierbei. Cell phone, iPod, xp und so weiter. Entspannenderweise wird der Film nie politisch, so wie vielleicht "Der Staatsfeind Nr. 1" mit Hackman und Smith es ansatzweise war. Ford ist halt vor allem Vati. Das Ende mit der Spitzhacke war dann aber doch ein wenig abrupt, wenn auch erfrischend analog in der Ausführung. Der WASP und seine issues.
Uh, der wiki dazu sagt:
The plot line is similar to a real life robbery (the Securitas depot robbery) that occurred in Southern England on 22 February 2006, twelve days after the movie's release in the USA. The raid was the biggest to date in the history of English crime as armed thieves abducted and threatened the manager (and his family) of a cash storage depot for the Bank of England in order to gain access to over £53 million (approximately US$92.6 million).
Jetzt aber bald die Kristallschädel, ja?
Wie, noch nicht? Ach so. Erstmal Firewall. Mr. Ford ist Yuppie-Dad bei der Bank und fiese Gangster vergeiseln seine Familie damit er ihnen Geld rüberhackt.
Die technifizierte Welt ist Gefahr, Chance und Schlachtfeld hierbei. Cell phone, iPod, xp und so weiter. Entspannenderweise wird der Film nie politisch, so wie vielleicht "Der Staatsfeind Nr. 1" mit Hackman und Smith es ansatzweise war. Ford ist halt vor allem Vati. Das Ende mit der Spitzhacke war dann aber doch ein wenig abrupt, wenn auch erfrischend analog in der Ausführung. Der WASP und seine issues.
Uh, der wiki dazu sagt:
The plot line is similar to a real life robbery (the Securitas depot robbery) that occurred in Southern England on 22 February 2006, twelve days after the movie's release in the USA. The raid was the biggest to date in the history of English crime as armed thieves abducted and threatened the manager (and his family) of a cash storage depot for the Bank of England in order to gain access to over £53 million (approximately US$92.6 million).
Jetzt aber bald die Kristallschädel, ja?
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