4/01/2010

Der grandiose Arnold S. in der Zusammenfassung

Da über die Feiertage die Glotze eventuell mehr Aufmerksamkeit bekommt als sie verdient, hier eine Huldigung an den Archetypen der televisionierten Freizeitbewältigung.

Diese zehn Youtube-Minuten reichen kaum aus, um dem Denkmal gerecht zu werden. Vielen Dank an io9.com, da dort auf solche Dinge geachtet wird.

Road to Death, Matt Forbeck

Das gute alte Sandkasten-Fantasy-Franchise... da liegt nun einmal dieser Stapel neben dem Kopfkissen und als ehrlicher Konsument muss auch das hier aufgeführt werden.

Dieser mittlere Teil ist freilich kein Die Zwei Türme. Aber es wird sehr viel gerauft - nicht nur vertikal, sondern auch horizontal. Luftschiffe gegen Drachen und (rappelnde) Untote gibt es sowieso. Der Eberron-Kosmos gefällt und der zweitberufliche Autor Forbeck hat verstanden warum: Geschwindigkeit ist die Devise. Schön. So ehrlich wie eine Folge ALF.

Hier der wiki, da der konsumierte Vorgänger. Und: hurra, der nervige Wechselbalg aus dem ersten Teil bekommt Mobiliar ins Gesicht. Sehr gut.

3/30/2010

From Paris with Love, Pierre Morel

Bald wird wieder etwas weniger Detonatives konsumiert, versprochen! Immerhin war dieses Produkt unterhaltsamer als Green Zone letzte Woche. Aber nicht leiser.

Pierre Morel war auch bei The Transporter beteiligt. Zusammen mit Luc Besson, der ebenfalls französisch-internationalen Krawall schon öfter produzierte, hat er hier einen ruppigen kleinen Aktionsthriller gemacht, der ungewohnt europäisch daherkommt. Besonders interessant sind hierbei freilich die beiden amerikanischen Hauptdarsteller. Sie scheinen es genossen zu haben, den Ruinen der political correctness im US mainstream zumindest zeitweise entkommen zu sein.

Die Symbolik ist geradezu hyperprimitiv: der Held muss vom Haudegen in seiner Maskulinität bestätigt werden, was freilich nur mit nackter Gewalt und vollkommen unethischen Kommentaren geht. Dabei geht es gegen Frauen, Minderheiten, Migrationshintergründe und natürlich auch Bürokraten. Jungs-Kino für nicht allzu junge Jungs. Am Ende wird der heiligen Schusswaffe geheiligt und markig Schach gespielt.

Auweia. Wie geschrieben: bald wieder ein Film mit etwas mehr Zwischenhirn und weniger in-Deckung-gehen. Hoffentlich.

3/28/2010

Outlander, Howard McCain

Konsumargument stand auf der Packung: Aliens UND Wikinger in einem Film! Hui! Das muss sein.

Also kommt es zum Kampf sondergleichen, bei dem mit Met und Haarigkeit auf der einen und mit Tentakeln und Lumineszenz auf der anderen gestritten wird. Ein wenig splatterig wird es gegen Ende des Films. Aber Wikinger sind ja eh grobe Leute.

Caviezel ist der interstellare Zoowärter und darf erst ordentlich auf die Nuss bekommen, um dann endlich He-Man zu sein. Hat der Herr nicht auch mal im Schmalen Grat mitgespielt, dem herrlichen Breitwandbildband von Malick? Im eher schmalen Long Weekend war er auch zu sehen. Dazwischen kam Jesus. Ob man hier von Karriereknick sprechen kann? Egal. Outlander ist ein nettes SciFi-Gedöns.

Smokin' Aces 2: Assassins' Ball, P.J. Pesce

Der erste Teil war eine drollige Explosions-Mär die in der zweiten Dekade nach Pulp Fiction mittelhohe Wellen schlug, auch wegen der teilnehmenden Berühmtheiten. So erfrischend wie ein Treppensturz war das.

Dieses Sequel hat außer der Grundidee wenig mit dem ersten Teil gemein (SPOILERWARNUNG: den ja eh kaum einer überlebt). Diverse Parteien legen sich diverse Bewaffnungen zu und begeben sich in raumzeitliche Nähe zueinander, was in der Benutzung ebenjener Bewaffnungen und der Liquidierung der Parteien mündet. So weit, so alltäglich. Im Supermarkt war das gestern kaum anders. Innovationsminus also an der story-Front.

Optisch hat das Ding im Vergleich zum Vorgänger abgebaut: ja, das ist ein B-Movie. Das ist kein A-Movie, das gerne B simulieren möchte und das auch schafft. Dickes B. C? Nein - dafür gibt es dann doch zu viele Dialoge. Ein hübsches dynamitkompatibles Komplott gilt es auch zu dechiffrieren.

Und es gibt eine Minigun, die Schusswaffe mit der wohl ironischsten Bezeichnung seit es rauchende Colts gibt.

Immerhin.

3/27/2010

Neurosen? Nicht mit dem Spaten im Graben!

Zugegeben: das hier ist Werbung. Eigentlich wird hier nicht geworben, aber diese hier bereitet auf etwas ganz besonderes vor: einen Ben-Stiller-Film, der vielleicht nicht so aalglatt und tv-weich ist, dass er ins Kino passt und diesen eigentlich doch patenten Unterhalter wieder in der Grabengunst nach oben spült.

Verrückt nach Mary ist so enorm lange her. Das hier angeteaserte Produkt wird damit nichts zu tun haben, obgleich Verletzungen mit Angelhaken doch eigentlich Sequels verlangen. Die kommende Psychokomödie mag in ein Woody-Allen-Gewässer abtreiben, aber vielleicht ist es da ja recht gemütlich. Mit Ben Stiller, ohne Mary.

Fiskadoro, Denis Johnson

Auf deutsch konsumiert, zum zweiten oder dritten Mal. Ist lange her.

Der deutsche Verlag (Rowohlt) hat es wieder einmal verbockt. Hinten drauf steht, dass die Welt untergeht - dabei ist der Reiz des Romans doch der schon abgeschlossene Kataklysmus! In Florida rumpeln die letzten Krümel der Menschheit über den Strand, nachdem vor zwei Generationen ein Atomkrieg den Planeten renovierte. Terminatoren gibt es nicht - wohl aber die Ruinen von Kultur, die sich gegen das Vergessenwerden wehrt.

Johnson schrieb das Produkt in den 1980ern, als der Krieg noch kalt war. Ironischerweise ist Kuba in seiner Welt der menschliche Außenposten und der vermutete Schutzbunker der Zivilisation. Wo doch die Kubakrise einst die Dramatik des Nuklearen und die Eloquenz des Herrn Kennedy bewies.

Ansonsten ist der charmante Fiskadoro voller großer Symboliken einer Wohnzimmerliteratur, die den Tod schimmern lässt. Demnächst Hemingway. Hat der da nicht gefischt? Ha. So ein Zufall!

3/24/2010

Frische Deftones

Diese PR lief schief: mit großem Entsetzen musste der Konsumgräber feststellen, dass die Deftones sich längst regten und frischer Output auf Aufmerksamkeit wartet.

Diamond Eyes. Ein positives Konzept-Album? O-oh.

Hier der channel bei youtube.

Und hier das eingebettete frische Video von Tu.tv (ja, die gibt's):


Videos tu.tv

Green Zone, Paul Greengrass

Der Bourne-Schatten hängt weit - und Green Zone profitiert davon an der Kinokasse. Im Saal selbst werden einige Erinnerungen wach.

Aber ansonsten ist das hier nicht so super. Zwar gibt es teilweise aktuelles Aktionskino zu betrachten, aber die Geschichte überzeugt nicht wirklich: jaja, die Massenvernichtungswaffen und die böse Bush-Regierung und der arme, arme Irak ergeben ein herziges '00er-Melodram. Der aufrechte Soldat im Feld weiß es besser als die fiesen Weißkragenschreibtischpuper. Ist klar. Ist das alles? Meinen die das ernst? Schlimm ist es, dies zu bejahen und sich vorzustellen, wie die eigentlich die amerikanische Mehrheit einschätzen.

Hurt Locker ist soooo viel besser, weil poetischer. Und auch spannender.

3/23/2010

Flügel und Schädel in uralter Symbiose... The Expendables – Teaser Poster

Die grandiosen '5 Filmfreunde' bringen das eindeutige Poster für den 1980er-Aktions-Explosionskino-Kracher The Expendables.

Massive Attack erklären den Audio-Frontalangriff

Interessante Dinge bei I[heart]Pluto bzw. Spex:

Die finstere Kunst der Musikfolter in Guantanamo und anderswo wird hier sehr gescheit und kompakt erklärt. Ob das ein virales Marketingmanöver für den Ziegenfilm ist?

3/22/2010

The Keeper, Sarah Langan

Dies ist das Debüt der Lady, die uns auch The Missing bescherte. Und was für eins! Da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht und macht mehr als Poe-Fan-Fiction, wobei jener wirklich hinter jeder Seite lauert. Gut so! Soetwas hätte er heute auch geschrieben, wenn er nicht in diesem Glassarg zu seiner Familie auf dem Uranus geflogen wäre, damals, in den 1970ern.

Ein Kaff geht ökonomisch in die Binsen und die Seelen seiner Bewohner auch. Sehr schön die Bilder des Vergiftens. Leise sickert das Verderben durch Wände und Knochen. Und am Ende vermischen sich die Begriffe Sündenbock, Katalysator und Beihilfe. Vielleicht ist ein Projekt, über häusliche (also soziale, psychische und sozialpsychische) Gewalt zu schreiben, in Horrorästhetiklandschaften möglich.

Langan ist hier daheim und wer sich traut, darf klicken. Aber danach Hände waschen.

[PS: Konsumiert wurde die 3rd-hand-print-version, aber derzeit ist es für lau als download hier zu finden.]

3/20/2010

All the Sad Young Literary Men, Keith Gessen

Angry white men? Nö. Traurig sind sie. Warum? Wegen der verflixten Literatur! Und der Wirtschaft! Und der Politik. Und einander.

ATSYLM ist fast schon Populärliteratur, aber es umgeht die Beliebigkeit des Genres. Gessen versammelt einige Absolventen, die sich in den 1990ern auf den Berufsjahrmarkt begeben und an monogamen Lebensplanungen versuchen. Und scheitern. Und wieder scheitern. Aber auch (Einsicht) gewinnen. Das alles geschieht während der Starbucksifizierung der USA, die sich vor allem mit Praktikantinnengarderobe beschäftigen.

Ein gutes Buch. Unaufgeregt und ehrlich, ohne in Coupland-Groteskerien zu verfallen.

Cryptonomicon, Neal Stephenson, Teil 2

Vollbrachter Konsum. Uff.

Und warum fehlen in diesem Eintrag die euphorischen Ausrufungszeichen? Weil Crytonomicon wirklich zu lang ist. Doch, das scheint es zu geben bei solchen Schmökern. Stephenson macht es einem leicht: sein Epos treibt einige wenige Erzählstränge sinnvoll voran und vermeidet irreführende Episoden. Gut so. Trotzdem zuviel. Dabei ist es auf gar keinen Fall die historische und geographische Tragweite des Projekts, die irgendwann nervt - mitnichten. Aber wenn man gerade keinen Strandurlaub zur Hand hat oder sonstwelche liegende Ödnis, dann dauert das Fortschreiten des Konsums einfach zu lange.

Stephensons stets frische Ideen hätten für drei Bücher gereicht; im Falle vom Cryptonomicon hätten 800 Seiten dem Ding besser gestanden. Bei seinem Barock-Zyklus (noch nicht konsumiert) hat Stephenson sein Hirn effizienter auf Papier gequetscht: der hat drei wuchtige Bände und raubt dem Konsumenten flux jedwede Hoffnung auf fixe Eroberung. Besagte Serie ist übrigens inhaltlich mit Cryptonomicon verflochten. Wäre sonst ja auch zu einfach.