Das hier. So viele Soldaten/Polizisten hat man selten vom Giebel geschubst. Und wenn man sie auch absticht, so kann man immer noch die Leiche in die Straße werfen und sich am Erschrecken der Fußgänger laben.
Die Kombination aus SciFi, Historien-Action und Schleichen funktioniert prachtvoll, obgleich sich die Queste sehr ähneln bzw. aus den immer gleichen Elementen bestehen (töten, hauen, töten, schleichen, töten, reden, töten...). Aber wo trifft man sonst historische Gestalten und einen der wohl beweglichsten Protagonisten der Spielegeschichte? Der Edelmörder parcouriert sich durch alle drei Dimensionen und netterweise nimmt einem die Steuerung recht viel ab: Mecki Messer ist von allein akrobatisch und flexibel genug.
Seltsam wieder das Ende: bei diesem Sequel wird es freilich nicht bleiben, aber das Ganze dann auch noch um die Dimension Aliens/Kosmosdrama/Schachteluniversum zu erweitern wirkt zunächst sehr gequält... die weiteren Fortsetzungen haben jetzt eine Bringschuld und müssen diesen dicken Schicken erstmal fein auf dem Teller drapieren.
8/13/2012
8/09/2012
The Conspiracy Against the Human Race, Thomas Ligotti

Mit zugegebenermaßen eher literarischem als theoretischem Tonfall macht sich Ligotti an das, was man umgangsprachlich für "übernatürlich" hält, zu entkräften. Das mysteriöse ist eigentlich der exorbitante Lebenswillen dieser Spezies. Er macht sich auch daran, den Pessimismus nicht als optionale philosophische Fluchtlinie sondern als nacktes Denken zu etablieren. Und mit sanftem Grusel kann man Ligotti sehr gut folgen, von belebten Puppen hin zu Phantomgeräuschen im Flur, dem Alptraum des Lebens und wieder zurück.
Es gibt nichts an der Welt, was ein Interesse an ihr von sich aus rechtfertigt. Ein Briefwechsel zwischen Ligotti und Houllebecq wäre wirklich eine Schau. Keine Gaudi im Sinne von "fröhlich," aber eine Schau.
Batman R.I.P., Grant Morrison, Tony Daniel
Hier. Och. Der "Schwarze Handschuh"? So heißt die Feindfraktion hier? Das klingt - seltsam. Vom Typen her ist deren Chef Dr. Hurt (!) eher ein derangierter Casino-Boss und ziemlich eindimensional. Und wieder geht der Ärger erst richtig los, als Bruce ein Mädchen in die Bathöhle lässt.
Fein ist die Idee mit der Backup-Persönlichkeit, die Batman sich hat installieren lassen - selbige kann ihn wiederherstellen, sollte Bruce etwas passieren. Diese Idee mit dem Hirnraub gibt frischen Wind in die Identitätsproblematik, die sich bei den meisten maskierten Rächern kurz oder lang einstellt.
Allerdings ist das Kostüm von der Idee her fein, aber seine Optik ist eine Bestrafung. Gelb? Purpur?! Purpur ist höchstens ein Obst, aber nie ein Kostüm.
Fein ist die Idee mit der Backup-Persönlichkeit, die Batman sich hat installieren lassen - selbige kann ihn wiederherstellen, sollte Bruce etwas passieren. Diese Idee mit dem Hirnraub gibt frischen Wind in die Identitätsproblematik, die sich bei den meisten maskierten Rächern kurz oder lang einstellt.
Allerdings ist das Kostüm von der Idee her fein, aber seine Optik ist eine Bestrafung. Gelb? Purpur?! Purpur ist höchstens ein Obst, aber nie ein Kostüm.
Alien Ressurection, Jean-Pierre Jeunet
Fertig! Hier und hier. (Beim Kotzenden Einhorn kürzlich untere Illustration gefunden.)
Bei der Wiederauferstehung (kommt ja in den besten Familien vor) geht gar nicht sooo viel schief. Die letzten Minuten verstören dann aber doch nachhaltig - der Mensch-Alien-Hybrid, der sowohl gurren als auch kreischen kann, hat auch noch Augen.
Es ist von der Logik her richtig, solch ein Vehikel einzubauen, wo doch der Xenomorph in den früheren Sequels schon Eigenschaften des Wirts- und Inkubationskörpers übernommen hat. Es gibt Menschen-Dinger, Hunde-Dinger... und nun also Kinder-Dinger. Kinder können glotzen und staunen und sind ja weder Hunde noch Menschen, doch, klar, macht schon Sinn. Äh.
Augen... um zu sehen und um gesehen zu werden. Gesichter sind Fässer ohne Boden, das sind Arenen, die alles kompliziert machen. Die Gesichtslosigkeit ist ein essentielles Element des Aliens, da mag es folgerichtig sein, dass das Kind-Ding auftritt - doch es fühlt sich nicht richtig an. Als Konsument der vorigen Filme ist man irgendwie um das Kernstück der Reihe gebracht worden. Iiih, es schaut einen an.
Liegt sehr quer, dieses Finale. Die Gene, das Fleisch. Der Blick, das Herz, die Abtreibung. Das Ende?
Bei der Wiederauferstehung (kommt ja in den besten Familien vor) geht gar nicht sooo viel schief. Die letzten Minuten verstören dann aber doch nachhaltig - der Mensch-Alien-Hybrid, der sowohl gurren als auch kreischen kann, hat auch noch Augen.
Es ist von der Logik her richtig, solch ein Vehikel einzubauen, wo doch der Xenomorph in den früheren Sequels schon Eigenschaften des Wirts- und Inkubationskörpers übernommen hat. Es gibt Menschen-Dinger, Hunde-Dinger... und nun also Kinder-Dinger. Kinder können glotzen und staunen und sind ja weder Hunde noch Menschen, doch, klar, macht schon Sinn. Äh.
Augen... um zu sehen und um gesehen zu werden. Gesichter sind Fässer ohne Boden, das sind Arenen, die alles kompliziert machen. Die Gesichtslosigkeit ist ein essentielles Element des Aliens, da mag es folgerichtig sein, dass das Kind-Ding auftritt - doch es fühlt sich nicht richtig an. Als Konsument der vorigen Filme ist man irgendwie um das Kernstück der Reihe gebracht worden. Iiih, es schaut einen an.
Liegt sehr quer, dieses Finale. Die Gene, das Fleisch. Der Blick, das Herz, die Abtreibung. Das Ende?
8/07/2012
Alien 3, David Fincher
Freilich dieser. So ein Stress. Camerons langer Schatten offenbart sich am geschmolzenen Stahl: wie schon beim themenparkverursachenden zweiten Terminator endet Alien 3 in der Gießerei, in der das Böse zusammen mit der sympathischen Hülle vernichtet wird. Ripley/T800 sind dabei nur die Transporteure, die Container des weltenschaffenden (plotgebenden) MacGuffins. Frodo musste nur einen Finger opfern, um von dem bösen, bösen Ding befreit zu werden: in der düsteren SciFi geht das natürlich nicht.
Schön wäre es, wenn man denn auch die originale von Fincher erstellte Version sehen könnte - das vorliegende Endprodukt soll lange durch die durch's Studio veranlasste Postproduktion gegangen sein und den Film entstellt haben. Allein von den Farben her und der Kamerabewegung ist Finchers temporäre Heimat im Video-Clip-Olymp erkennbar. Außerdem ist das Design des Alien sehr fortgeschritten: wie es rennt und wie es springt ist schon sehr fein.
Weitere Bonuspunkte: die Überlebenden aus Teil 2 außer Ripley sterben schwupdiwupp weg. Das stellt die Grimmigkeit wieder her. Die Heldin bleibt allein. Sie wird sogar noch allein-erer, als sie sich der durchweg männlichen Strafgefangenen ausgeliefert sieht, die nun mit ihr in der kontaminierten Grube hocken. Und so setzt sich die Aliensaga als unendliches Drama zwischen Mann und Frau im beengten Raum fort.
Schön wäre es, wenn man denn auch die originale von Fincher erstellte Version sehen könnte - das vorliegende Endprodukt soll lange durch die durch's Studio veranlasste Postproduktion gegangen sein und den Film entstellt haben. Allein von den Farben her und der Kamerabewegung ist Finchers temporäre Heimat im Video-Clip-Olymp erkennbar. Außerdem ist das Design des Alien sehr fortgeschritten: wie es rennt und wie es springt ist schon sehr fein.
Weitere Bonuspunkte: die Überlebenden aus Teil 2 außer Ripley sterben schwupdiwupp weg. Das stellt die Grimmigkeit wieder her. Die Heldin bleibt allein. Sie wird sogar noch allein-erer, als sie sich der durchweg männlichen Strafgefangenen ausgeliefert sieht, die nun mit ihr in der kontaminierten Grube hocken. Und so setzt sich die Aliensaga als unendliches Drama zwischen Mann und Frau im beengten Raum fort.
8/06/2012
Aliens, James Cameron
Noch mehr Hausaufgaben. Hier. James Cameron bekommt irgendwann seine Bronzestatue auf dem Mars oder auf dem Meeresgrund, denn er hat mehr Geld umgesetzt als alle anderen in seinem Berufsfeld.
Dieses Vehikel könnte ein simples Sequel sein, damals, als die Sequels erfunden wurden. Doch Cameron brachte eine entscheidende Variation und komplizierte die Sache durch mehrere Viecher und die Einführung eines Mutterviehs. Die Menschen werden auch eingelagert, in Schleim und Kruste: es gibt also eine monströse Haushaltsführung! Man bekommt also mehr von den Elementen des ersten Teils und eine beschleunigte Bildführung.
Die Aktionsbilder reihen sich aneinander, da auch die Menschen aufgerüstet haben und zum Beispiel mit einem ziemlich kühlen Bodengefährt anrauschen. Dies kristallisiert sich im show-down, wenn die Heldin in ein auch aus Avatar (*seufz*) bekanntes Gabelstapler-Mech-Ding einsteigt und der exoskeletternen Schlampe die Tür zeigt. Cameron mag Technik. Metall in Bewegung. Apparate und Maschinen, bereits so zentral im ersten Teil, erhalten bei Aliens eine besondere Relevanz.
Unignorierbar, dieses Franchise. Der bei Aliens angeschlagene Ton hat solche Dinge wie Aliens vs. Predator natürlich provoziert: endlich die Möglichkeit für intergalaktische und unmenschliche Keilereien, kein Menschlein, das heiter babbelnd mit einem Tricorder oder einem Lichtschwert dazwischenläuft.

Die Aktionsbilder reihen sich aneinander, da auch die Menschen aufgerüstet haben und zum Beispiel mit einem ziemlich kühlen Bodengefährt anrauschen. Dies kristallisiert sich im show-down, wenn die Heldin in ein auch aus Avatar (*seufz*) bekanntes Gabelstapler-Mech-Ding einsteigt und der exoskeletternen Schlampe die Tür zeigt. Cameron mag Technik. Metall in Bewegung. Apparate und Maschinen, bereits so zentral im ersten Teil, erhalten bei Aliens eine besondere Relevanz.
Unignorierbar, dieses Franchise. Der bei Aliens angeschlagene Ton hat solche Dinge wie Aliens vs. Predator natürlich provoziert: endlich die Möglichkeit für intergalaktische und unmenschliche Keilereien, kein Menschlein, das heiter babbelnd mit einem Tricorder oder einem Lichtschwert dazwischenläuft.
8/05/2012
Batman: The Long Halloween
Hier. Dieser Batman hat nicht so sehr gefallen. Warum? Weil die Grundidee eines kalendarisch getackteten Killers doch ein wenig altertümlich daherkommt. Da gibt es dann von vornherein Episoden, die dann mit einem viel zu ausgewogenen Maß an alten Bekannten ausstaffiert werden können - und davon hat Gotham City ja so einige. Es ist ein erzwungenes Best-Of und Batman muss seine eigene Welt auf undichte Stellen hin untersuchen, so dass die Schaulust des eher unambitionierten Konsumenten vermutlich stimuliert wird.
Unangenehm fällt auch die Auswahl des Haupt-Antagonisten auf: wirklich die Mafia? Die haben gar keine Kostüme! Das organisierte Verbrechen darf ja gern eine Rolle spielen, aber bitte keine zentrale. Wenn sich Batman schon eine Stunde lang auftakelt bevor es losgeht, dann müssen seine Kontrahenten es doch bitte auch. Man kann ja auch eine graphic novel im Mob-Milieu machen... mit Trainingsanzügen und Unterhemden und debilen Versace-Requisiten und Blumen am Revers. Der Dresscode bei sogenannten Superhelden ist ein anderer. Beim Dark Knight tauchen jedenfalls einige Szenen von hier wieder auf - gut, dass der Mob im Nolan-verse eine Nebenrolle (und nur dies) spielt.
Immer diese Nabelschau. Warum macht Batman nicht einmal eine schöne Reise. Auf''s Meer hinaus oder so.
Unangenehm fällt auch die Auswahl des Haupt-Antagonisten auf: wirklich die Mafia? Die haben gar keine Kostüme! Das organisierte Verbrechen darf ja gern eine Rolle spielen, aber bitte keine zentrale. Wenn sich Batman schon eine Stunde lang auftakelt bevor es losgeht, dann müssen seine Kontrahenten es doch bitte auch. Man kann ja auch eine graphic novel im Mob-Milieu machen... mit Trainingsanzügen und Unterhemden und debilen Versace-Requisiten und Blumen am Revers. Der Dresscode bei sogenannten Superhelden ist ein anderer. Beim Dark Knight tauchen jedenfalls einige Szenen von hier wieder auf - gut, dass der Mob im Nolan-verse eine Nebenrolle (und nur dies) spielt.
Immer diese Nabelschau. Warum macht Batman nicht einmal eine schöne Reise. Auf''s Meer hinaus oder so.
Alien, Ridley Scott
Hausaufgaben, hier. Und so beginnt der kleine Marathon des Rekonsums vom Alien-Franchise, wohlwissend dass das Ganze für eine neue Generation (ha!) in 3D und mit neuen Menschen aufbereitet wird.

Dieser erste Teil ist einfach ein sehr guter einfacher Film, der eine der einfachsten Geschichten wieder neu erzählt. Homo rapiens stolpert durch die Gegend und baut Maschinen, die sein/ihr Untergang sind bzw. die mit einem GAU in Form einer ambitionierten externen Tötungsmaschine jede Option auf Nachhaltigkeit verlieren.
Die Saat für erfolgreiche Fortsetzungen werden prägnant etabliert: dunkler Weltraum, Velourteppich-freie Korridore in einer industriellen und entmenschlichten Umgebung. Hartes Metall. Ein Kunstmensch, der mit weißem Schleim funktioniert und eben nicht mit hartem Metall. Die Konzerne sind unser Untergang (mit einem freundlichen Gruß an den Blade Runner).
Fleisch und Schleim begleiten nicht nur die Optik, sondern auch die Hintergrundgeschichte mit Inkubationen, Eiern, Wehen und "Abnabelung". Kälte, Schlaf, Tod und die Illusion der Konservierung. Das hat Zukunft, denn es war immer da. Und freilich das bloße Design von dem Ding: keine Augen, ein gedoppelter Matroschka-Phallus (Zunge im Kopf), Exoskelett, Säure|Blut. Das wundervollste: keine Sprache. Von wegen Völkerverständigung! Das Ding ist ein Ding und es muss raus, raus, raus. Es wird zwar geboren und es hat auch Arme und Beine und es zischt und quietscht und hat erkennbare Intentionen, aber es ist kein Mensch. Das ist der große Urlaub in Monsterfilmen insgesamt und bei Alien im Speziellen. Endlich können Aggressionen gerichtet werden, ohne irgendeine Minderheitensprache zu lernen. Macht man das nicht auch mit dem Nachwuchs, der nicht pariert? Was nach Mama schnappt, kriegt eins mit dem Paddel drüber. Oder es muss ohne Nachtisch in die feuernde Raketendüse.

Dieser erste Teil ist einfach ein sehr guter einfacher Film, der eine der einfachsten Geschichten wieder neu erzählt. Homo rapiens stolpert durch die Gegend und baut Maschinen, die sein/ihr Untergang sind bzw. die mit einem GAU in Form einer ambitionierten externen Tötungsmaschine jede Option auf Nachhaltigkeit verlieren.
Die Saat für erfolgreiche Fortsetzungen werden prägnant etabliert: dunkler Weltraum, Velourteppich-freie Korridore in einer industriellen und entmenschlichten Umgebung. Hartes Metall. Ein Kunstmensch, der mit weißem Schleim funktioniert und eben nicht mit hartem Metall. Die Konzerne sind unser Untergang (mit einem freundlichen Gruß an den Blade Runner).
Fleisch und Schleim begleiten nicht nur die Optik, sondern auch die Hintergrundgeschichte mit Inkubationen, Eiern, Wehen und "Abnabelung". Kälte, Schlaf, Tod und die Illusion der Konservierung. Das hat Zukunft, denn es war immer da. Und freilich das bloße Design von dem Ding: keine Augen, ein gedoppelter Matroschka-Phallus (Zunge im Kopf), Exoskelett, Säure|Blut. Das wundervollste: keine Sprache. Von wegen Völkerverständigung! Das Ding ist ein Ding und es muss raus, raus, raus. Es wird zwar geboren und es hat auch Arme und Beine und es zischt und quietscht und hat erkennbare Intentionen, aber es ist kein Mensch. Das ist der große Urlaub in Monsterfilmen insgesamt und bei Alien im Speziellen. Endlich können Aggressionen gerichtet werden, ohne irgendeine Minderheitensprache zu lernen. Macht man das nicht auch mit dem Nachwuchs, der nicht pariert? Was nach Mama schnappt, kriegt eins mit dem Paddel drüber. Oder es muss ohne Nachtisch in die feuernde Raketendüse.
8/03/2012
The Breakfast Club, John Hughes
Hier und hier. Campy? Cheesy? Was mag das korrekte nonchalante Adjektiv für einen solchen Klassiker sein, der auf der einen Seite ziemlich doof aber auch sehr rund daherkommt?
Die Archetypen müssen also nachsitzen. Doch anstatt zu kritisieren, dass es überhaupt Archetypen gibt, ergeben sie sich in ihre Rollen und seufzen im Kollektiv ob ihres Gefängnisses. Letzteres ist selbstredend nicht das Nachsitzen am Samstag (ist das überhaupt legal?) sondern die Geworfenheit in der routiniert abgehandelten Jugend durch sogenannte öffentliche Institutionen. Hurra, die Schule brennt. Einmal muss man kurz innehalten: sitzt da bereits ein geistiger Onkel von Harris und Klebold nach? Achwas: "It went off in my locker." Na dann.
Doof und irgendwie doch herzlich ist freilich die Musikeinlage, die bar jeder Vernunft die Nähe zu Footloose (?!) vermuten lässt. Sei's drum! Ohne John Hughes wäre die gefilmte Jugend anders. Bestimmt auch öder.
Die Archetypen müssen also nachsitzen. Doch anstatt zu kritisieren, dass es überhaupt Archetypen gibt, ergeben sie sich in ihre Rollen und seufzen im Kollektiv ob ihres Gefängnisses. Letzteres ist selbstredend nicht das Nachsitzen am Samstag (ist das überhaupt legal?) sondern die Geworfenheit in der routiniert abgehandelten Jugend durch sogenannte öffentliche Institutionen. Hurra, die Schule brennt. Einmal muss man kurz innehalten: sitzt da bereits ein geistiger Onkel von Harris und Klebold nach? Achwas: "It went off in my locker." Na dann.
Doof und irgendwie doch herzlich ist freilich die Musikeinlage, die bar jeder Vernunft die Nähe zu Footloose (?!) vermuten lässt. Sei's drum! Ohne John Hughes wäre die gefilmte Jugend anders. Bestimmt auch öder.
The Dark Knight Rises, Christopher Nolan
Tja. Hier und hier. Alles richtig, alles gut, kein Gramm zuviel an dieser fast dreistündigen Wuchtbrumme. Der affine Konsument macht artig Männchen, denn mit den entsprechenden Comic-Trivia-Hausaufgaben macht TDKR noch mehr Spaß als vergleichbare Blockbuster.
Nolan tut gut daran, jetzt nichts mehr bezüglich Batman zu tun. Hoffentlich hält er das durch. Die Trilogie ist ein stimmiges Stück Bombastkino und wird noch in einigen Jahren die Filmwirtschaft beschwingen. Es gibt eine Unzahl guter Szenen in diesem Film, eine enorme Menge passender Dialogzeilen. Die Figuren gehen, wie gewohnt, als mehrdimensional durch und flüchten sich nicht in die Karikatur - eine enorme Leistung, selbst wenn man kein Spandex mehr verwendet. Marvel's The Avengers ist eine all-you-can-eat Pfannkuchenorgie mit einer Unzahl Obst und Glasuren. Auch toll. TDKR ist ein Rehbraten am zweiten Weihnachtstag. Mit Klößen - und jeder darf tranchieren und der Waldspaziergang später ist nur optional, nicht verpflichtend.
Aber es gibt einen Aspekt, den man nicht oft genug preisen kann. Die Waisenknaben schauen nach oben. Sie schauen ironiefrei dem Prinzip des Helden hinterher. Erheben Sie sich für das finale Urteil. Look to the skies for He has risen. Himmelfahrt, Auferstehung, in Ewigkeit, amen. Hier bekommt Bruce Flügel und mit ihm das ganze Nolan-verse. Kann eine audiovisuelle Kapitalanlage mehr erreichen?
Warum beginnt dieser Textfetzen mit dem unschönen Wort "tja"? Tja. Weil man nun monatelang auf diesen Film hingefiebert hat, drei Stunden voller Augensabber im Dunklen saß und nun weiß, dass das alles vorbei ist. Jeder Bluray-Konsum wird ein Stellvertreter sein. Es gibt immer nur *eine* Auferstehung, sonst ist man beim Zombiefilm gelandet. Tja.

Aber es gibt einen Aspekt, den man nicht oft genug preisen kann. Die Waisenknaben schauen nach oben. Sie schauen ironiefrei dem Prinzip des Helden hinterher. Erheben Sie sich für das finale Urteil. Look to the skies for He has risen. Himmelfahrt, Auferstehung, in Ewigkeit, amen. Hier bekommt Bruce Flügel und mit ihm das ganze Nolan-verse. Kann eine audiovisuelle Kapitalanlage mehr erreichen?
Warum beginnt dieser Textfetzen mit dem unschönen Wort "tja"? Tja. Weil man nun monatelang auf diesen Film hingefiebert hat, drei Stunden voller Augensabber im Dunklen saß und nun weiß, dass das alles vorbei ist. Jeder Bluray-Konsum wird ein Stellvertreter sein. Es gibt immer nur *eine* Auferstehung, sonst ist man beim Zombiefilm gelandet. Tja.
7/30/2012
Nothing: A Portrait of Insomnia, Blake Butler
Hier und hier. Von Butler gab es schon Scorch Atlas, da ging es um Schlamm und Fäulnis... eine Horrorgeschichte ohne Plot. Hier geht es nun also um Schlaflosigkeit.
Und plotfrei bleibt letztlich auch Nothing, denn Butler schreibt keine klinischen Textbücher zum Zitieren und Wissen sondern sperrige Prosa, mit der man dann Reflektieren und Hinterfragen kann. Aufgemischt wird alles durch biographische Einsprengsel, die teils sehr stark im Vordergrund residieren und die spezifische Schlaflosigkeit darstellen bzw. kontextualisieren. Und wie sollte er es auch anders machen? Die Schlaflosigkeit, als solche einmal wahrgenommen und bemängelt, zwingt den Wachen ins Zentrum. Und der der ist immer einer oder eine. Kein Herdenhurra, dass einen mitreißt. Auf sich selbst geworfen erschöpft man an der eigenen Unfähigkeit zur (vermeintlichen) Erholung. Und Butler tut gut daran, dann auf Laken zu sprechen zu kommen, auf leuchtende Uhren, auf den ganzen Quatsch der zivile Schlafstätten ruiniert. Biographien zum Beispiel.
Nothing verdeutlicht, was für eine bizarre Angelegenheit das Schlafen eigentlich ist und wie seltsam ein Konzept wie Ermüdung sein kann, da es doch die gesamte Perspektive des Müden auf die anderen Räume des Hauses und das Draußen verändert. Wachheit ist vermutlich nur Teil eines Spektrums und kann mindestens soviel Qual enthalten wie der erlangte Schlafzustand. Durch innere oder äußere Gewalt verursachter Schlafentzug lässt Horizonte entgleiten und die Welt sowohl dumpf und grau als auch erschöpfend grell und kristallin erscheinen. Butler schafft das mit seinem Text sehr gut ohne gleich Ratschläge für das fittere bessere Leben zu emittieren/imitieren. Ganz nebenbei erinnert er daran, wie fein doch ein ganzkörperliches Gähnen sein kann.
Und plotfrei bleibt letztlich auch Nothing, denn Butler schreibt keine klinischen Textbücher zum Zitieren und Wissen sondern sperrige Prosa, mit der man dann Reflektieren und Hinterfragen kann. Aufgemischt wird alles durch biographische Einsprengsel, die teils sehr stark im Vordergrund residieren und die spezifische Schlaflosigkeit darstellen bzw. kontextualisieren. Und wie sollte er es auch anders machen? Die Schlaflosigkeit, als solche einmal wahrgenommen und bemängelt, zwingt den Wachen ins Zentrum. Und der der ist immer einer oder eine. Kein Herdenhurra, dass einen mitreißt. Auf sich selbst geworfen erschöpft man an der eigenen Unfähigkeit zur (vermeintlichen) Erholung. Und Butler tut gut daran, dann auf Laken zu sprechen zu kommen, auf leuchtende Uhren, auf den ganzen Quatsch der zivile Schlafstätten ruiniert. Biographien zum Beispiel.
Nothing verdeutlicht, was für eine bizarre Angelegenheit das Schlafen eigentlich ist und wie seltsam ein Konzept wie Ermüdung sein kann, da es doch die gesamte Perspektive des Müden auf die anderen Räume des Hauses und das Draußen verändert. Wachheit ist vermutlich nur Teil eines Spektrums und kann mindestens soviel Qual enthalten wie der erlangte Schlafzustand. Durch innere oder äußere Gewalt verursachter Schlafentzug lässt Horizonte entgleiten und die Welt sowohl dumpf und grau als auch erschöpfend grell und kristallin erscheinen. Butler schafft das mit seinem Text sehr gut ohne gleich Ratschläge für das fittere bessere Leben zu emittieren/imitieren. Ganz nebenbei erinnert er daran, wie fein doch ein ganzkörperliches Gähnen sein kann.
7/21/2012
Against Happiness: In Praise of Melancholy, Eric G. Wilson
Hier. Dieses längere Essay wird von der Zielgruppe vielleicht aus Trotz gekauft, da selbige schlechte (also situativ irgendwie unpassende) Laune mit intellektueller Tiefe verwechselt. Oder von denen, die diese vielen, vielen Selbst-coaching-Fibeln durchprobiert haben und die erst spät feststellten, dass sie aktiv etwas suchten und ihren Bedarf erst danach formulieren konnten. Oder es sind Zeitungsleser, die auf den jahrzehntealten Prozac-Zug aufspringen wollen.
All diese Leser bedient der Autor sehr süffisant. Das ist merkwürdig und macht den Konsumenten betroffen. Mit der ganzen Wucht eines Englisch-Professors wuchtet Wilson klassische Zeilen heran und weidet sie fein aus. William Blake zum Beispiel. Wilson lässt sich sogar zum Plumpen hinreißen: Melancholie ist doch tief und wir wollen doch alle nicht so oberflächlich wie die Grinsdeppen sein. Damit wehrt er sich (recht spät) gegen Peter D. Kramer und die Tyrannei der Oprah-nisten. Er sieht tatsächlich die Gefahr, dass Melancholie (deren klare Definition vor allem in Abgrenzung (oder Ergänzung?) zur Depression er schuldig bleibt) zum heilbaren Ausnahmezustand wird. Die schöne neue Welt der Emotionshygiene ist sein Feindbild.
Wilson taumelt also in den Begriff Gesundheit hinein und kann auf so kurzer Strecke freilich den Elfenbeinpalast nicht verlassen/rekonstruieren. Seltsam ist das Herbeizitieren moderner Popkulturauswüchse, die Wilson neben Blake etc. positionieren will. Naja. Yoko Ono? Echt? Hmm.
Aber OK. Ist ein feiner Keks, das Büchlein.
All diese Leser bedient der Autor sehr süffisant. Das ist merkwürdig und macht den Konsumenten betroffen. Mit der ganzen Wucht eines Englisch-Professors wuchtet Wilson klassische Zeilen heran und weidet sie fein aus. William Blake zum Beispiel. Wilson lässt sich sogar zum Plumpen hinreißen: Melancholie ist doch tief und wir wollen doch alle nicht so oberflächlich wie die Grinsdeppen sein. Damit wehrt er sich (recht spät) gegen Peter D. Kramer und die Tyrannei der Oprah-nisten. Er sieht tatsächlich die Gefahr, dass Melancholie (deren klare Definition vor allem in Abgrenzung (oder Ergänzung?) zur Depression er schuldig bleibt) zum heilbaren Ausnahmezustand wird. Die schöne neue Welt der Emotionshygiene ist sein Feindbild.
Wilson taumelt also in den Begriff Gesundheit hinein und kann auf so kurzer Strecke freilich den Elfenbeinpalast nicht verlassen/rekonstruieren. Seltsam ist das Herbeizitieren moderner Popkulturauswüchse, die Wilson neben Blake etc. positionieren will. Naja. Yoko Ono? Echt? Hmm.
Aber OK. Ist ein feiner Keks, das Büchlein.
7/12/2012
Taxi Driver, Martin Scorcese
1976! Hier und hier. Man fragt sich, ob dieser wichtige, dichte, kluge und konzentrierte Film als Reißer beworben wurde. Heute muss man erst einmal durch die verkrustete Aura von Scorcese und de Niro steigen, den wahrscheinlich größten Hausnummern der ernsten Hollywoodprodukte. Denn auf der einen Seite ist das ein Reißer, ein finsterer Einblick in die Gewalt und den Verfall urbaner Orientierung. Aber hier zwinkert niemand am Ende irgendwem zu. Da geht man nur nach Hause oder nimmt den Bus.
Das Taxi ist ein Spitzenvehikel für's Metaphern-Kloppen. Immer im Kreis fährt Travis, er kommt nie an und muss den ganzen Dreck sehen, dieses prä-Giuliani-NYC, die verkommenen Gestalten die mehrdimensional zum Himmel stinken. Das Taxi ist eine Gefängniszelle mit Rädern. De Niro's unsteter Blick zeigt, dass er das alles wahrnimmt. Er will navigieren, Ziele definieren, aber die eiterverkrusteten Betonschluchten versperren ihm die Sicht. Die Rückbank ist kein Wohnzimmer, vielleicht ein Wartesaal.
Ein herrlicher Film. Fosters Dialogzeilen sind von allerherbster Kälte durchzogen. Wurde der Babystrich für sie und diesen Film erfunden? Und Keitel muss hauptberuflich Zuhälter sein, so gut macht er das. Sogar Scorcese selbst überzeugt in einem Gastauftritt als gehörnter Aggro-Gatte auf dem Rücksitz.
Minimal (und dadurch so schmerzhaft) sind die Hinweise auf Travis' Status als verstümmelter Veteran. Er hat noch den Drang zu beschützen und schafft es eben nicht. Als knochiger kleiner Mann legt er sich gewaltige Schusswaffen zu: diese Szenen sind freilich mit das Stärkste, was diesbezüglich je im US-Kino lief. You talkin' to me? You talkin' to ME? Und dann schaut er in die Röhre, in die kleine Glotze... und der vermeintlich demokratische Weltenspiegel kippt, er schubst seine Teilhabe vom Hocker. Travis befreit sich - und bleibt trotzdem ein Schaf unter Wölfen, so dass das Ende des Films nur noch erschreckender wirkt als der angenommene Freitod. TD ist kein Reißer, eher ein Störer. Die Leidensgeschichten mit Katharsis am Ende lässt Scorcese andere erzählen.
Das Taxi ist ein Spitzenvehikel für's Metaphern-Kloppen. Immer im Kreis fährt Travis, er kommt nie an und muss den ganzen Dreck sehen, dieses prä-Giuliani-NYC, die verkommenen Gestalten die mehrdimensional zum Himmel stinken. Das Taxi ist eine Gefängniszelle mit Rädern. De Niro's unsteter Blick zeigt, dass er das alles wahrnimmt. Er will navigieren, Ziele definieren, aber die eiterverkrusteten Betonschluchten versperren ihm die Sicht. Die Rückbank ist kein Wohnzimmer, vielleicht ein Wartesaal.
Ein herrlicher Film. Fosters Dialogzeilen sind von allerherbster Kälte durchzogen. Wurde der Babystrich für sie und diesen Film erfunden? Und Keitel muss hauptberuflich Zuhälter sein, so gut macht er das. Sogar Scorcese selbst überzeugt in einem Gastauftritt als gehörnter Aggro-Gatte auf dem Rücksitz.
Minimal (und dadurch so schmerzhaft) sind die Hinweise auf Travis' Status als verstümmelter Veteran. Er hat noch den Drang zu beschützen und schafft es eben nicht. Als knochiger kleiner Mann legt er sich gewaltige Schusswaffen zu: diese Szenen sind freilich mit das Stärkste, was diesbezüglich je im US-Kino lief. You talkin' to me? You talkin' to ME? Und dann schaut er in die Röhre, in die kleine Glotze... und der vermeintlich demokratische Weltenspiegel kippt, er schubst seine Teilhabe vom Hocker. Travis befreit sich - und bleibt trotzdem ein Schaf unter Wölfen, so dass das Ende des Films nur noch erschreckender wirkt als der angenommene Freitod. TD ist kein Reißer, eher ein Störer. Die Leidensgeschichten mit Katharsis am Ende lässt Scorcese andere erzählen.
7/10/2012
Flashpoint, Geoff Johns, Andy Kubert

In diesem gesammelten Mehrteiler geht es um eine Speck-und-Bohne-Waswärewenn-Geschichte. Da wird einmal jemand gerettet und schon ist der Zeitfluss dahin und die Biographien bekannter Kollegen aus der Justice League sind kreuz und quer und verzerrt. Achtung, Spoiler: Batman ist zum Beispiel sein eigener alter Herr, dem man damals Frau und Sohn raubte. Superman ist als Alien-Freak jahrelang in einem Bunker isoliert worden und Aquaman und Wonder Woman teilen den Planeten in einem martialischen Krieg untereinander auf.
Flash bleibt eine Merkur-Figur: so richtig rocken kann er die Geschichte nur, indem er von Charakter zu Charakter flitzt und Dialoge in Gang bringt und die Fronten befriedet. Zeichnungen sind auch OK. Bunt und schnell. Das nächste, bitte.
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