6/29/2007

N*** SIXTY-FOOOOOOOOOOOOOOOOOUUUUUUURRRRRRRRRR

Kinder verstehen mehr als man denkt.

Man beachte zum einen die Rolle der Weiblichkeit dabei und zum anderen das konsternierte Abwägen beim Öffnen des kleineren Paketes.

6/28/2007

Der Historiker, Elizabeth Kostova

Size does matter. Über 800 Seiten währt die Reise durch den Roman und somit durch den Wilden Osten Europas. Diverse Erzähler bahnen sich ihren Weg hin zu niemand geringerem als Dracula.

Achja, Vampire. Nur tot zu kriegen und nicht tot zukriegen, haha. Im Pop sind sie längst etabliert und der Stoff verträgt die Verwurstung bei Blade und Buffy wie auch bei Anne Rice's neo-romantischer Schwülstik.

Wie der Titel schon sagt, hat Kostova sich auf das Thema der Unsterblichkeit konzentriert. Wer über 500 Jahre alt ist, kann nur ein guter Historiker sein... normalerweise hält ein Buch länger als ein Mensch, nicht aber als ein Vampir. Dies ist freilich in heutiger Zeit interessant, da moderne Speichermedien meist eher sterben als moderne Menschen.

Kann das Werk denn leicht verdaut werden? Leider ja. Dabei bieten Vampire doch so viel Horrorpotential. Die Pfähle, das Blut... hier wird vor allem in Archiven rumgestolpert. Das ist ja recht interessant und die Geschichte von Byzanz und Rumänien mag ihre Highlights haben - doch als Leser weiss man doch, dass im Buchkosmos ein furchtbares Monster hockt, das knochenbrechend durch die Butzen stapfen könnte. Tut es aber nicht. Big D erscheint mal hier, mal da, mit breiten Schultern und einem fortwährend erwähnten Schnurrbart.

Horror ist das nicht.

Weihnachtsgrusel vielleicht.

An dieser Stelle muss an das Original verwiesen werden. Bram Stoker hat beiläufig Grosses vollbracht. Die Lektüre gestaltet sich als aufregend, da sein Dracula auch durch Abwesenheiten glänzt, wohl aber dann furchtbare Dinge tut. Ausserdem ist die Geschichte wahrlich epistolarisch erzählt und fortwährend rechtfertigen sich die jeweiligen Autoren, gerade jetzt in ihr Tagebuch zu schreiben oder ein längeres Memo zu verfassen. Der Charme des 19. Jahrhunderts vermischt sich mit einem unangenehmen und deshalb wohl stimulierenden pulp-Geschmack.

Genauer: Kostova nutzt die Briefform auch. Bei der Schilderung des Uuuuuuunglaublichen bietet es sich an, eine Autorität zwischen Leser und Autor zu setzen, einen Augenzeugen quasi. Doch Stoker verfährt plumper, ungeschickter, pulpiger.

Immerhin gibts ein grosses U für Unterhaltung. Kostova kann zumindest die Erwartung auf das Gemetzel aufrecht erhalten, deswegen lassen sich die Seiten recht flott blättern. Man fühlt sich an einen kurzen Sommerurlaub erinnert... der ist ja auch nicht sehr langweilig. Aber das Gemetzel am Schluss, das muss schon sein.

Der entsprechende wiki-Eintrag ist gross und lang. "Some critics have sarcastically nicknamed Historian "The Dracula Code" because of the hype surrounding it." Eine gewisse Nähe zu Dan Browns unsäglichem Renaissance-Gehetze ist tatsächlich vorhanden.

Der Umfang des Romans bleibt suspekt. Wenn das jeder so machen würde! Da würde die Konsumfrequenz arg abnehmen.

Der Umfang dieses Posts ist auch suspekt. Drum: Schluss.

6/27/2007

Hot Fuzz, Edgar Wright

Humor ist kompliziert. Nicht immer eine Option, manchmal unangebracht und unmöglich zu erzwingen. Wahre Komödien sind eine seltene Sache. Da kauft man die Karte und sitzt seine zwei Stunden ab und nüscht passiert.

Nicht so hier. Ein kluger Film, ein weiser Film, ein lauter Film. Und vor allem: ein lustiger Film. Shaun of the Dead wusste schon vom Grundkonzept zu begeistern, denn mit Zombies kann wenig schiefgehen. Bei Hot Fuzz fehlen die Zombies nicht wirklich. Und seltsamerweise scheint es auch, als wären sie nie gegangen: gesplattert wird trotzdem.

Die Reihe an direkten und indirekten Zitaten ist enorm. Hot Fuzz ist sich seines Status gegenüber dem amerikanischen Aktionsfilm sehr bewusst und kämpft nicht dagegen an. Das steht dem Werk sehr gut. Konsumenten wissen warum.

Das nächste Projekt von Wright und Pegg kann überall stattfinden... im Weltraum etwa. Da wabert das Blut so hübsch langsam durch den Raum.

6/26/2007

Battles, Mirrored

Na, hört man da wohl ein Schlagzeug raus? Ei wie fein.

So sagt man halt: Herr Stanier war bei Helmet anscheinend chronisch unterbeschäftigt und so suchte er sich dieses Ventil. Nun also Battles. Kann man da schon von Jazz sprechen? "Crossover"-Jazz? Klingt schauderhaft. Zu bedenken gilt aber, dass der stampfende 4/4 Takt kaum verlassen wird. Die Möglichkeiten eines enormen Drummers werden schon sehr gefeiert, doch die anderen (nicht minder illustren) Musikanten können auch mit einigem ungewöhnlichen aufwarten. Drum'n'Bass bleibt tot und ist hier auch nur sanftes Flackern in der Ferne. Es ist auch weniger psychotisch als Tomahawk - Battles ist recht frei von Pattonesquem Wahn.

Atlas ist als erste Single dummklug genug, um die sogenannten Rock'n'Roll-Diskotheken erobern zu können. Ein typischer 0230h-Kandidat, wenn das Publikum sich noch mal umwälzt. Auf einen Hörsturz-Sampler wird es das Ding aber wohl nie schaffen.



Die anderen Songs sind der Beweis für das Protzen auf der CD-Verpackung. Es liegt gar ein Poster bei, auf dem ein gewaltiges Sammelsurium an klangproduzierenden Maschinen gezeigt wird. Jeder der elf Songs ist exakt und auf den Punkt produziert. Arschwackeln kann passieren, muss aber nicht. Insgesamt eine herrliche Angelegenheit. Geradezu reinigend.

So muss es sein. Willkommen bei Warp. Bitte mehr.

6/22/2007

The Road, Cormac McCarthy, pt. 2

Dang right, pardner.

Der Roman macht die Runde und erfreut sich grosser Beliebtheit. Der Konsumgräber ist ein Apostel des McCarthyianischen Universums und sollte von Verlag und Autor entlohnt werden. Viele Menschen haben unabhängig voneinander die Schönheit von The Road bestätigt. Diese Menschen sind keine Konsumgräber und haben somit keinesfalls das gleiche Verbraucherprofil wie der Ersteller dieses kleinen Blogs.

Dies mag ein Indiz für die hier immer noch präsente Begeisterung sein.

Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte.

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6/20/2007

Ocean's Thirteen, Regie: Stephen Soderbergh

Kurzum: es ist alles drin, was drauf steht. Runde Sache. Gutes Ding. Weiterleben.

Fertig.

Doch halt: da kann man noch mehr sehen, nämlich nicht weniger als den Zusammenhang der Dinglichkeit der Welt. Alles führt zusammen an einem Punkt, filigrane Kausallinien schlängeln sich auf die Helix des Monster-Casinos zu (dessen Besitzer ein ein wenig blasser Pacino ist, der aber eine groteske Oma-Brille trägt). Mr. Ocean und seine Spiessgesellen verfolgen ihren Racheplot in der Nähe (grob und unterirdisch) und in der Ferne (manipulativ und in Mexiko, mal wieder dargestellt as "some country outside"). Stets ist der Fokus ihrer Bemühungen in der Mitte des Films, in der Mitte des Plots, in der Mitte der Welt: ein Knotenpunkt von mannigfaltigen Kausalzusammenhängen.

Alle beteiligten huldigen ihm, dem SYSTEM des Plots. Casino-Boss Willy Bank will das SYSTEM namens Las Vegas perfektionieren und nutzen. Die guten Jungs müssen in das SYSTEM, das er aufbaut, irgendwie rein. Sie huldigen es,indem sie ihre individuellen Eigenschaften allein auf dieses Zentrum einstellen. Sie dringen in das sub-SYSTEM des Casino-Rechners ein, um das Haupt-SYSTEM zu überlisten. Das SYSTEM des Films erlaubt ihnen den Triumph. Zum Schluss machen Clooney und Pitt treffend doppeldeutige Bemerkungen: sie verweisen auf das SYSTEM ihres beruflichen Umfelds, auf den Hollywood-Hype und die Regeln des Spiels, die den Films schlussendlich jetzt und in diesem Moment vor die Augen des Zuschauers brachte.

Alles hängt zusammen, alles ist ein Plot. Eine Welt der Schachteln. Alles wird von allem durchdrungen, und eigentlich könnten wir alle in die Oprah-Show kommen.

Ziemlich clever. "11" war trotzdem ein wenig besser.

6/17/2007

Rain Fall, Barry Eisler

Ein Killer-Roman! Nein, echt. Herr Regen ist ein Menschentöter, der freilich in Unfug schlittert und sich herauskämpfen muss.

Das alles geschieht in Tokio. Gibt es sowas wie japanoploitation? Bestimmt. Wenn, dann wäre diese Geschichte ein Beispiel dafür: sie spielt bewusst mit den plumpen Vorstellungen, die man als gaijin hat und bestätigt einige. Wahrscheinlich ist dieses Romangenre auch nicht dazu gedacht, zur Völkerverständigung beizutragen.

Das Ding funktioniert. Doch insgesamt muss gesagt werden, dass der body count zu gering war. Klingt gemein, ist aber so.

Die Nennung des Namens von James Ellroy auf dem cover (als einer der notorischen Lobhudler) macht allerdings verlegen. Das hat mit seiner Art von Ultra-Noir wenig zu tun. Was bleibt, ist die Erinnerung und der Vorsatz, mal wieder was von eben jenem Dämonenhund der Kriminalliteratur in den Graben zu bekommen.

The Body Artist, Don DeLillo

Welch sprödes Werk. The Body Artist folgte dem (und dieses Adjektiv ist noch zu klein) epochalen Underworld und ist vollkommen anders und doch vollkommen DeLillo. Die Protagonistin lebt mit ihrem Körper auf seltsame Art und Weise zusammen und betrauert ihren Gatten. Eines Tages trifft sie auf niemand geringeren als Rumpelstilzchens kleinen Bruder.

Gerade mal 125 Seiten reichen hier aus, um die Galaxien anzudeuten, die zwischen Körper und Geist, Essenz und Immanenz, Qualität und Potential liegen. Underworld ging in die Breite und in die Tiefe, und das mit epischer Gewalt und (noch so ein Wort) Anmut. The Body Artist beschreibt die harte Kante der menschlichen Existenz in sich und für sich selbst. Es ist ein unwirscher Text, der an das frühe "Bluthunde" (Running Dogs) erinnert. Keine Panoramen, keine Umarmungen.

Beim wiki wird hierzu Zen erwähnt. Das kann hier nicht bestätigt werden, deutet aber u. U. in die richtige Richtung.

Gar nicht Zen: das Büchlein sollte einst $ 22 kosten. Erstanden wurde es mit Glück für 2. DeLillo ist ein Grossmeister, und alle wissen das.

6/12/2007

Zodiac, Regie: David Fincher

Die Leidenschaft des Herrn F. ist die Furcht anderer Menschen. Allerdings schrammt er immer recht weit am kommerziellen Aus vorbei und besinnt sich auf wenige Blockbuster-Elemente, die er dann auch eloquent umsetzt.

Seine prägnante Optik hatte Fincher schon bei Alien³ gefunden und so dominiert auch bei diesem Werk die Gefühlsfarbe Schwarz. Die 1970er wirken un-grell und trotzdem bizarr (man denke an des Komissars Riesenfliege). Die wilden Kamerafahrten von Panic Room wurden nicht wiederholt.

Was wäre, wenn der Film nicht so lang wäre? Die individuellen Paranoia-Attacken müssen ja erstmal durchgespielt werden. Desweiteren (und das klingt platt wie auch gemein) hat das was mit Realismus zu tun. Zodiac war/ist echt und echte Verbrechersuche endet selten in pünktlichen Showdowns. Kalifornien ist ein einziger "Panik-Raum" - in dieser Hinsicht ist man fast an Magnolia erinnert. Zodiac kettet die Menschen zusammen.

Downey Junior stolpert zunächst Jack Sparrowesque durch die Büros, kann zur Gänze aber seine Vorschusslorbeeren rechtfertigen. Gyllenhall steht wie kaum ein zweiter für die Peter-Parkerfizierung der Hollywood-Männlichkeit. Sein darzustellender Charakter wird erst lebendig, als er das Blut anderer riecht.

Und damit kommt man zum eigentlichen Thema des Films: es ist nicht Zodiac im Fokus, sondern der Lärm um ihn herum und die furchtbare Grösse von Zeit und Raum. Es ist der unbefriedigende Ausblick auf eine Wirklichkeit voller Spuren und Symbole. Trittbrettfahrer, copy killer und Fans treiben einen Keil zwischen Ursache und Wirkung. Ja, verwirrt sein kann man auch ohne Internet.

No Country for Old Men, Cormac McCarthy

McC. versuchte sich also am klassischen Thriller. Ist es gelungen? Aber natürlich.

Der ureigene knappe Stil steht einem schnellen Plot natürlich tapfer zur Seite und ermöglicht wahrlich Kino-artige Szenen. Doch wer meint, nun endlich einen McCarthy ohne Altmännerballast gefunden haben, irrt sich trotzdem.

Inhaltlich geht es um die Motive und die Wege von drei Männern. Moss, Bell, und Chigurh jagen einander durch die texanisch-mexikanischen Grenzlande. Moss ist ein armer Kerl, Chigurh der wohl furchtbarste Killer diesseits des Pecos und Bell ist der Sheriff.

Ja, der.

Beeindruckend ist das schulmeistern von Moss gegenüber einer jüngeren Anhalterin. "You dont start over (in California). Ever step you take is forever." Die Szene wiederholt sich einige Seiten später, nur steht hier Chigurh am Pult, mit dem Colt in der Hand.

Es ist wie immer eine karge Schönheit, die hier vermittelt wird. Es ist die Ansicht einer Welt, die keinen Betrachter braucht, um schön zu sein. Modernistische Cowboy-Wucht, aber mit Heroinpaketen.

Und guess what? Die Coen-Brüder haben es jüngst mit Tommy Lee Jones verfilmt. Yessir. There you go, boy.

6/10/2007

The House of Mirth, Edith Wharton

Einst war New York City noch ein bisschen mehr Dickensesque. Dieser Roman, erschienen 1905, befasst sich mit dem Nicht-Aufstieg und dem Fall der unverheirateten Lily in der Oberklasse.

Nicht nur die vollkommene Unausgewogenheit zwischen der Welt der Männer und der Frauen wird deutlich. Die Leben aller Beteiligten scheint bestimmt von Klarheit und Konstanz. Die goldenen Käfige reihen sich aber aneinander.

Lily ist kein blosses Opfer. Ziemlich geschickt navigiert sie sich durch die Gesellschaft, doch finanzielle Abhängigkeiten machen aus ihr in gewisser Hinsicht eine berechnende Person. Das Ende überraschte dann doch ein wenig.

The Custom of the Country, ein paar Jahre später erschienen, ist allerdings die bessere Wahl. Undine, Manifestation von landflüchtiger Gier und Ungeduld, lässt das alte New York noch etwas kontrastreicher erscheinen. Dieser Roman zeigt eine herrliche Ruchlosigkeit und eine Boshaft, die House of Mirth letzten Endes fehlt.

6/06/2007

Pirates of the Caribbean: At World's End, Regie: Gore Verbinski

Man hat's geahnt: überfrachtet in fast jeder Beziehung ist dieses Produkt. Vorweg muss man sagen, dass sein Konsum angenehm war und dass die Verdauung recht gut vorangeht. Die Bildästhetik ist ganz herrlich und man muss den Graphikern für so viele Details danken.


Genau wie bei Spider-Man 3 gab es emotionale Vor-Investitionen, diesmal in Form von ewig alten PC-Spielen. Aber anders als bei jenem anderen sequel-sequel war die Enttäuschung nicht spürbar.

Erfreulich ist Jack Sparrow. Er wird mit Spiegelungen seiner selbst bestraft. Aus literaturtheoretischer Perspektive ist das freilich wunderbar, denn da wird bezüglich der Identität der Charaktere ja auch immer umhergekaspert. Jack als Kopie von Jack, dem Piraten-Simulakrum. Fein. Und lustig ist er auch!

Knifflig wird es allerdings, wenn die Motivlage der einzelnen Charaktere ausgelotet werden muss. Jeder will wirklich etwas anderes. Da ist das Zusammensein in nur einem Boot sehr schwierig, und in gleichem Maße auch der Verständnisprozess des Konsumenten. Das Meer verlangt Koordination vom Menschen, Gleichmut und Harmonie: sowohl das Festlegen der Route als auch Bereisen selbiger. Hieran kann einiges Zerbrechen, bei Moby Dick wie auch der Piraten-Oper.

Dieser Schinken-Komplex lebt, wie auch andere seiner Art, von dem Motiv der Bewegung und der Freiheit. Eskapismus in Form und Inhalt, quasi. Somit ist es nur recht, wenn im dritten Teil, dem Finale, ein wenig mit diesem Motiv gespielt wird. Erst muss man den Horizont drehen, um die Vektoren neu auszurichten. Dann muss man den Kompass (wie bereits bekannt) nicht nautisch sondern im spezifischen Sinnzusammenhang sehen. Meine Karte, deine Karte: wo gehen wir hin, wenn wir doch gehen müssen?

Das Ende macht ebenso Sinn. Freilich wird das Frauchen-Klischee bedient. Aber Will braucht einen Fixpunkt, eine Erdung, um weiterhin als Kontrast zum treibenden Jack zu bestehen.

Dank also nicht nur an die Stunt-Sklaven sondern auch an die Drehbuchschreiber.

Achja, das Meer. Hier und dort und und immer stets fort.

Aber was mag das nächste Ziel sein?

6/03/2007

Remainder, Tom McCarthy

Da hat wohl jemand den Poststrukturalismus nachgeschlagen. Der Held hat tüchtig eins auf den Kopf bekommen, dann hat er Laufen und Sprechen neu lernen müssen. Er bewegt sich mit äusserster Bewusstheit durchs Leben, somit nimmt er die Dinge anders war: langsamer, genauer, komplizierter.

Noch dazu hat er fix ganz viel Geld bekommen, von irgendwo her. Somit kann er seine besondere Epistemologie ausleben, und zwar in Form von re-enactments, Wiederholungen, Neu-Inszenierungen. Eigentlich eine wilde Idee: der Herr hat ein Deja Vu und bezahlt dann eine Horde Menschen, die ihm diesen Prozess, diese Perspektivenkette nachstellen.

Die Sprache ist englisch und klar, aber betont kühl. Ein wenig viel Endzwanziger-Gehabe.

Mit dem Helden kann man leider gar nicht warm werden, auch nicht auf böse Art.

Interessant ist das Buch auch für Nicht-Studenten, da es den Blick auf die Konstruiertheit der Welt legt. Es wird nie in Epen gedacht, nein: vielmehr stellen Polaroids den Bogen. Kann das Epos wieder entzündet werden, wenn man nur akribisch genug die Bilderkette wiederholt?

Zum Ende hin schmeckt die Sache aber ein wenig nach dem palahniukanischen Project Chaos. Schade eigentlich, aber Fight Club war nunmal zuerst da. Das war auch wuchtiger. Wie ein Tritt. Remainder ist eher ein Nachmittag voller Tapezieren - das kann aber auch ganz schön verstören, nicht nur wegen des Kleisters.

Breakfast at Tiffany's, Regie: Blake Edwards

Ein Kandidat für einen Schulaufsatz, wenn Schule interessant wäre. Nicht nur ist der Film eine eloquente Ausweitung des Inhalts der etwas dumpferen (trotzdem sympathischen) Doris-Day-Komödien seiner Zeit, sondern auch ein Beitrag zur urbanen Weisheit.

Holly's Probleme sind fast schon als existentialistische Zweifel zu bezeichnen: war nicht Kierkegaard der mit den Entscheidungen, die das Leben erst lebenswert machen können? Somit muss Holly zum Ende hin lernen, ja zu sagen: ja zur Katze, ja zu Paul, ja zum Ende der Ungezwungenheit.

Ein Gewinn. Interessant ist der Umstand, dass Blake Edwards für die Verfilmung des Capote-Stoffs verantwortlicher war, also jener Mann, der auch The Pink Panther und The Party mit Herrn Sellers machte. Eine glorreiche Zeit muss das gewesen sein, Anfang der 60er, als seicht nicht doof sein musste.