Lasn ist dagegen: er zürnt auf die durchkommerzialisierte Welt, die den Konsumenten zur Kaufmaschine degradiert. Lasn scheint Humanist zu sein. Er schreibt von Psychohygiene und virulenten *memes*, die sich des menschlichen Geistes bemächtigen und letztlich die westliche Zivilisation verkrüppeln. Mit der Glotze in den Abgrund.
Nach der flinken Lektüre stellt man fest, dass Lasn gar nicht soviel neues erzählt. Widerstand gegen Marketing ist auf dumpfe Weise vielen Menschen bekannt - aber auf eine ganz eigentümlich oberflächliche Art und Weise. Das Erkennen von Manipulation gehört zum guten Ton und man überlegt schon arg, bevor man sich den Amazon-Warenkorb vollklickt wie ein neureicher Chinese.
Seit dem Erscheinen seines Buches ist mit den Matrix-Filmen sogar eine märchenhafte Visualisierung seines schmissig formulierten Anliegens entstanden. Lasns Rhetorik kann auf junge Leser nur sexy wirken, vor allen Dingen auf die arme (mit geringer Kaufkraft ausgestattete) Mehrheit davon. Wer sich die frischen Nikes nicht leisten kann muss sich halt einreden, dass er sie gar nicht haben will. Da kann man dann die Matrix schauen und grob eingespielte Gitarrenmusik hören und sagen, dass man ja gar nicht so ein Opfer ist wie die anonyme Rest-Masse, die döö(ö?)fere.
Culture Jam sagt: die Hölle, das ist der galoppierende Kapitalismus. Disney und Calvin Klein machen arm, doof, krank und depressiv. Lasn lobt explizit die Punk-Bewegung und distanziert sich von den GenXten Slackern der 1990er.
Wer will denn Revolution? Klar ist TV blöd, aber ohne TV schaut man nur eine Tapete an. Da kann man dann schlecht drüber reden. Und außerdem: die Hölle, das sind vor allem die anderen und warum sollte man denen durch Anti-McD-Aktionismus die Welt verschönern? Der Westen erfährt einen Anstieg der Kinderlosigkeit und somit ein Abebben von langfristig angelegten Zukunftsentwürfen.
Lasn ist eine der führenden Persönlichkeiten bei Adbusters. Ein nobles Ziel und mehr als ein zeitgeisty Exkurs.
Aber Lasn scheint eins nicht verstanden zu haben: hier kommt keiner lebend raus. Ist das nicht eine Grundmaxime des Punk? Ach, Kalle.
6/23/2008
Next, Lee Tamahori
Ein weiteres Stück Blockbusterkino aus dem Nachlass von P. K. Dick.
Cris (Cage) kann in die Zukunft sehen, aber nur zwei Minuten. Das macht das Schreiben eines vernünftigen Plots eher knifflig. Im Falle dieses Films geht man einen einfachen Weg, der allerdings funktioniert und das Hirn des armen Konsumenten nicht allzusehr überfordert. So kann auch Jessica Biel eingebaut werden, und was kann daran schlecht sein?
Aber: das Thema Hellsehen wurde mit Minority Report besser behandelt (Cruise mag nerven, aber er funktioniert in jenem Film ganz gut). MR hatte auch ein dickeres Budget. Die Effekte bei Next wirken teils doch arg alt.
Aber 2: wer einmal Blade Runner sah, für den sind andere Dick-Verfilmungen zwangsläufig eher unaufregend.
Cris (Cage) kann in die Zukunft sehen, aber nur zwei Minuten. Das macht das Schreiben eines vernünftigen Plots eher knifflig. Im Falle dieses Films geht man einen einfachen Weg, der allerdings funktioniert und das Hirn des armen Konsumenten nicht allzusehr überfordert. So kann auch Jessica Biel eingebaut werden, und was kann daran schlecht sein?
Aber: das Thema Hellsehen wurde mit Minority Report besser behandelt (Cruise mag nerven, aber er funktioniert in jenem Film ganz gut). MR hatte auch ein dickeres Budget. Die Effekte bei Next wirken teils doch arg alt.
Aber 2: wer einmal Blade Runner sah, für den sind andere Dick-Verfilmungen zwangsläufig eher unaufregend.
Die Musterknaben, Ralf Huettner
Der lief sogar im Kino. Aber warum?
Gesehen wurde mit Die Musterknaben ein betont ranziger Werktagskrimi. Die unsägliche Hip Hop Untermalung weist auf das obskure Jahr 1997 hin und lässt einen schaudern. Die Darsteller wirken nett. Die Handlung ist mäßig spannend. Der Abspann kommt überraschend, aber wenn er denn da ist, dann ist das auch gut so. Warum hat dieses Produkt einen so guten Ruf?
Laut wiki befasst sich das Sequel dieses Werkes mit Phil Collins im Puff. Aha. Immerhin eine nette Idee.
Gesehen wurde mit Die Musterknaben ein betont ranziger Werktagskrimi. Die unsägliche Hip Hop Untermalung weist auf das obskure Jahr 1997 hin und lässt einen schaudern. Die Darsteller wirken nett. Die Handlung ist mäßig spannend. Der Abspann kommt überraschend, aber wenn er denn da ist, dann ist das auch gut so. Warum hat dieses Produkt einen so guten Ruf?
Laut wiki befasst sich das Sequel dieses Werkes mit Phil Collins im Puff. Aha. Immerhin eine nette Idee.
6/19/2008
You Kill Me, John Dahl
Der Film will sich nicht entscheiden. Romanze oder Gangsterfilm oder Sucht-Kiste? Für das gute alte schabrackige Wort "Tragikomödie" fehlt allerdings die Schwere und die Gutmenschlichkeit.
Positiv zu vermerken ist die Darstellung der AA-Agenda - recht entspannt wird da auf die unverträgliche Leichtigkeit der Sucht hingewiesen. Ob das realistisch ist, bleibt dahingestellt.
Nicht der Höhepunkt des Kinojahres. Es ist aber immer schön, einen wie Ben Kingsley in Aktion zu sehen.
Positiv zu vermerken ist die Darstellung der AA-Agenda - recht entspannt wird da auf die unverträgliche Leichtigkeit der Sucht hingewiesen. Ob das realistisch ist, bleibt dahingestellt.
Nicht der Höhepunkt des Kinojahres. Es ist aber immer schön, einen wie Ben Kingsley in Aktion zu sehen.
The Shotgun Rule, Charlie Huston
Hustons Räuberpistole von damals, als Metallica grade rauskamen und es Indy Jones erst in weniger als drei Filmen zu sehen gab und D&D frisch loskerkerte, unterhält wie erwartet.
Die Story kommt ohne Vampire aus: Teenager der Vorstadt fahren Fahrrad, machen Unfug und schlittern hinein in den schmutzigen Drogenverkehr. Freilich geht es um die Jugend, aber anders, nämlich örtlich begrenzt. Twains Huck schippert den Mississipi hinunter und Stephen Kings Protagonisten von Stand By Me (selbiger wird freilich als Referenz/Kaufgrund auf dem Cover genannt) brechen zur Leichensuche auf. Hustons Jungs hingegen brechen in ein Haus ein und bleiben erstmal dort. Rettung naht dann aus der unmittelbaren Nachbarschaft und von Vati. Doch, dies ist ein Thriller mit sympathischen Elternfiguren - man glaubt es kaum. Vati hat auch eine Keule mit Nägeln.
Huston hat sich furios dem Noir verpflichtet und zeichnet ein Bild von vergifteten Vororten und dem schutzlosen Zuhause. Und das macht er wie immer sehr, sehr gut. Abgründe überall: hinter der nächsten Haustür steht ein Crank-Labor und es gibt genug Gründe, zur Fahrradkette zu greifen. Riding Shotgun heißt eben nicht nur, dass man vorne sitzen darf sondern auch, dass man die Verteidigung des Gefährts übernehmen muss (Indianer, Postkutsche, "Hüah!", usw.).
Und somit endet das Buch wie viele Jugenden: die einen steigen in den Bus und entkommen, die anderen dürfen weiter mit dem Fahrrad im Kreis fahren.
Die Story kommt ohne Vampire aus: Teenager der Vorstadt fahren Fahrrad, machen Unfug und schlittern hinein in den schmutzigen Drogenverkehr. Freilich geht es um die Jugend, aber anders, nämlich örtlich begrenzt. Twains Huck schippert den Mississipi hinunter und Stephen Kings Protagonisten von Stand By Me (selbiger wird freilich als Referenz/Kaufgrund auf dem Cover genannt) brechen zur Leichensuche auf. Hustons Jungs hingegen brechen in ein Haus ein und bleiben erstmal dort. Rettung naht dann aus der unmittelbaren Nachbarschaft und von Vati. Doch, dies ist ein Thriller mit sympathischen Elternfiguren - man glaubt es kaum. Vati hat auch eine Keule mit Nägeln.
Huston hat sich furios dem Noir verpflichtet und zeichnet ein Bild von vergifteten Vororten und dem schutzlosen Zuhause. Und das macht er wie immer sehr, sehr gut. Abgründe überall: hinter der nächsten Haustür steht ein Crank-Labor und es gibt genug Gründe, zur Fahrradkette zu greifen. Riding Shotgun heißt eben nicht nur, dass man vorne sitzen darf sondern auch, dass man die Verteidigung des Gefährts übernehmen muss (Indianer, Postkutsche, "Hüah!", usw.).
Und somit endet das Buch wie viele Jugenden: die einen steigen in den Bus und entkommen, die anderen dürfen weiter mit dem Fahrrad im Kreis fahren.
6/15/2008
Shoot 'Em Up, Michael Davis

In dieser Welt der faustischen Phallik können holde reine Mütter freilich nicht existieren - nur verruchte Zapfsäulen (dargestellt von der entwaffnenden Monica Bellucci) dürfen mitspielen.
Es kann zweierlei vermerkt werden:
Erstens. Die stilistische Referenz sind hier weniger düstere Comics wie bei Sin City sondern krachige Computerspiele. Max Payne (seinerzeit vor dem Aushub dieses Grabens konsumiert) wäre so ein Titel; hier hat der Protagonist auch eine derbe Jacke und wenig Gewissensbisse.
Zweitens. "Erstens" stimmt gar nicht, denn Shoot 'Em Up ist eben doch eine Comic Verfilmung, aber eine illegitime. DC hat einmal die Serie Hitman gemacht: hier stand ein Pistolero mit seltsamen Fähigkeiten im Mittelpunkt, der sich durch Gotham City schabt und dabei ein- und austeilt. Hier der Wiki-Eintrag dieses Produkts. Allerdings gibt es sehr viele Filme, die sich mit lärmenden Maskulinitäten am Markt positionieren. Da ist eine nachweisbare Urheberrechtsverletzung wohl doch eher unwahrscheinlich.
Der furiose Einsatz von Karotten macht das Werk in keinem Fall jugendfreier.
The Three Burials of Melquiades Estrada, Tommy Lee Jones
Dieser Film wird nicht zu dem Ruhm kommen, den er verdient, denn er hat einen großen Bruder im Nacken. Dieser Bruder ist der jüngst zu recht gepriesene No Country for Old Men. Der Konsument ist verwirrt: Tex-Mex-Drama? Mr. Jones? Cowboyhüte? Staub? Ist das ein Sequel?
Nein!
Three Burials ist klug, karg, und so erhaben wie NCFOM auch aber nicht der gleiche Film. Die Themen beider Werke (Schuld, Sühne, die Grenze als Nicht-Ort und das Gewicht von Leere) sind weit und mehrere Bearbeitungen in kurzer Zeit sind sehr willkommen. Beide Filme liefern ungelöste Plot-Linien - verwehende Spuren in der sinnfreien Wüste. Letztlich scheinen sowohl lebendige als auch tote Körper eine Qualität des Verwehens zu haben. Was nicht mehr blutet, kann immer noch faulen.
Vielleicht wird durch das Coen-Epos Tommy Lee Jones' Debüt als Regisseur nicht die Achtung erfahren, die es verdient.
Letztlich kann man den Film durchaus als Western (ohne Präfix) sehen, denn dieses Genre ist seit jeher zu solch existentialistischen Leistungen in der Lage. Eine infame Randbehauptung hierzu: Guillermo Arriaga hat sich McCarthys Gesamtwerk auch angeschaut. Die Szene, in der der geschundene Sünder in eine Höhle kriecht, weint und von der Schlange gebissen wird, erinnert durchaus an Child of God. Ha. Aber da generell jeder viel und oft McCarthy lesen sollte ist das schon OK.
Nein!
Three Burials ist klug, karg, und so erhaben wie NCFOM auch aber nicht der gleiche Film. Die Themen beider Werke (Schuld, Sühne, die Grenze als Nicht-Ort und das Gewicht von Leere) sind weit und mehrere Bearbeitungen in kurzer Zeit sind sehr willkommen. Beide Filme liefern ungelöste Plot-Linien - verwehende Spuren in der sinnfreien Wüste. Letztlich scheinen sowohl lebendige als auch tote Körper eine Qualität des Verwehens zu haben. Was nicht mehr blutet, kann immer noch faulen.
Vielleicht wird durch das Coen-Epos Tommy Lee Jones' Debüt als Regisseur nicht die Achtung erfahren, die es verdient.
Letztlich kann man den Film durchaus als Western (ohne Präfix) sehen, denn dieses Genre ist seit jeher zu solch existentialistischen Leistungen in der Lage. Eine infame Randbehauptung hierzu: Guillermo Arriaga hat sich McCarthys Gesamtwerk auch angeschaut. Die Szene, in der der geschundene Sünder in eine Höhle kriecht, weint und von der Schlange gebissen wird, erinnert durchaus an Child of God. Ha. Aber da generell jeder viel und oft McCarthy lesen sollte ist das schon OK.
6/12/2008
Der Spielzeugsammler, James Gunn
Beworben wird der Roman freilich mit Stichwort *Salinger*, doch *Bukowski* ist die viel bessere Referenz. Klar geht es um Kinder und andere unerwachsene Menschen doch hier wird nicht phony durch die Gegend palavert sondern tüchtig gesoffen.
Spielzeug ist hierbei Mittel der Vergangenheitsbewältigung. Die durch Flashbacks illustrierte Kindheit des Protagonisten war durchaus furchtbar und somit scheitert er als Erwachsener. Es scheint, als würden die handlichen Sammlerstücke die Krücken sein, die Erinnerung daran stützen und gleichzeitig die Tagesroutinen erträglich machen.
Frauen verstehen das natürlich nicht. Nichts scheint beruhigender als die Plastikarme(e) des U-Franchise. Hinzu kommt die Präferenz des Erzählers für Roboter jedweden Ursprungs, da er sie freilich um ihre Emotionslosigkeit beneidet.
Unprätentiös geht Gunn zu Werke. Der Roman mag kurz und schmutzig sein, doch vor allem ist er sehr komisch und findet eine Nähe zu Irvine Welsh oder eben Bukowki. Kaum etwas ist wahrer als Blut oder Kotze.
James Gunn ist der Bruder von Sean, der in Stars Hollow den Ultra-Nerd gibt, und hat vor einiger Zeit die eventuell interessante Horrorkomödie Slither gemacht.
Spielzeug ist hierbei Mittel der Vergangenheitsbewältigung. Die durch Flashbacks illustrierte Kindheit des Protagonisten war durchaus furchtbar und somit scheitert er als Erwachsener. Es scheint, als würden die handlichen Sammlerstücke die Krücken sein, die Erinnerung daran stützen und gleichzeitig die Tagesroutinen erträglich machen.
Frauen verstehen das natürlich nicht. Nichts scheint beruhigender als die Plastikarme(e) des U-Franchise. Hinzu kommt die Präferenz des Erzählers für Roboter jedweden Ursprungs, da er sie freilich um ihre Emotionslosigkeit beneidet.
Unprätentiös geht Gunn zu Werke. Der Roman mag kurz und schmutzig sein, doch vor allem ist er sehr komisch und findet eine Nähe zu Irvine Welsh oder eben Bukowki. Kaum etwas ist wahrer als Blut oder Kotze.
James Gunn ist der Bruder von Sean, der in Stars Hollow den Ultra-Nerd gibt, und hat vor einiger Zeit die eventuell interessante Horrorkomödie Slither gemacht.
6/11/2008
Hyperion, Dan Simmons

Die Geschichte selbst erinnert arg an die Canterbury Tales oder sonst ein Episodenwerk, welches ein großes Ganzes mehrperspektivisch ergründet. Eine Handvoll Protagonisten findet sich zusammen, um das Geheimnis der time tombs auf Hyperion zu ergründen. Und die Reisezeit (oder Zeitreise) nach Hyperion vertreibt man sich halt man besten mit diversen Schwänken aus der Jugend.
Und Grendel gibt es auch: hier heißt das Ding Shrike und meuchelt teils per Zeitbeugung.
Jede Teilgeschichte ist anders und originell. Simmons emuliert teils auch andere Genrekonventionen, wie zum Beispiel die Detektivgeschichte (nur geht es da dann um Cybrids, AIs und Persönlichkeits-Uploads).
Das Sequel kommt auf die ToDo-List.
Brügge sehen… und sterben?, Martin McDonagh
Man kennt ja diese ölig-harten Krimidialoge, die als Mischung von Chuzpe, Selbstdarstellung und Zynismus als Gottesdienste am goldenen Kalb der Coolness verstanden werden können.
Die gibts hier auch.
Aber es gibt noch viel mehr: die Geschichte marschiert markant voran und es wird wider Erwarten recht wenig geschossen. Vor allem ist Brügge wahrlich die un-noir-ste Stadt der Welt, die aber dennoch zum stimmungsvollen Schauplatz genickbrechender Muster aus Schuld und Sühne wird.
Brügge ist nicht Miami und Herr Farrell ist sowas von nicht Sonny Crockett in diesem Film. Seine Leistung ist hier großartig und trägt maßgeblich zum Konsumvergnügen bei. Aber insgesamt haben alle Beteiligten hier einen sehr, sehr finster-famosen Film geschaffen.
Die gibts hier auch.
Aber es gibt noch viel mehr: die Geschichte marschiert markant voran und es wird wider Erwarten recht wenig geschossen. Vor allem ist Brügge wahrlich die un-noir-ste Stadt der Welt, die aber dennoch zum stimmungsvollen Schauplatz genickbrechender Muster aus Schuld und Sühne wird.
Brügge ist nicht Miami und Herr Farrell ist sowas von nicht Sonny Crockett in diesem Film. Seine Leistung ist hier großartig und trägt maßgeblich zum Konsumvergnügen bei. Aber insgesamt haben alle Beteiligten hier einen sehr, sehr finster-famosen Film geschaffen.
6/04/2008
Funny Games U.S., Michael Haneke
Dieser Film ist kein Slasher. Anstatt die (nerdige, perverse, abgestumpfte) Schaulust zu bedienen (was ja auch Spass machen kann) rückt der Film selbiges Phänomen in die Mitte.
Natürlich endet das Ganze böse und der Konsument sitzt im Sessel, schaut in die betont clockworkesquen Äuglein des Michael Pitt und fragt sich, warum er für so viel Verstörung am Feierabend auch noch Geld ausgegeben hat. Allerdings ist das Medium Film eben mehr als nur Indy 4 und nach (beglückendem) Konsum selbigem kann man sich solch ein brachiales (aber doch an-intellektualisiertes) Ding wie Funny Games U.S. ruhig mal antun.
Ach, die Musik. Die anti-idyllischen Krachereien sind von einem John Zorn bzw. der Band Naked City. Gerüchten zufolge wird hier Metal durch Metal parodiert. Den Oscar für den besten Score wird das nicht erhalten, aber stimmig ist diese Lautmalerei allerdings. Hier der Abspann:
Und wenn wir schon mal dabei sind. Diesbezüglich und vor allem wegen der Idee der Provokation ohne wirkliche Agenda sei hier auf den Ohrenschmaus "Stress" von Justice verwiesen, der es mittlerweile sogar bis auf 3sat geschafft hat und sowieso alle möglichen Menschen achsoschockiert. Metal ist das nicht, aber trotzdem total evil.
Die Invasion der Randale-Knaben ist weder bei Haneke noch bei Justice etwas für die, die nur hinter der Nebelmaschine Gin Tonics trinken und stundenlang an der Wand lehnen. Dort nicht, hier nicht, nirgendwo. Das hat hier alles irgendwie mit Medienmündigkeit zu tun. Aber wer darüber reden will, der hat schon verloren, bei Funny Games wie auch beim Track namens Stress. Los, jetzt, TANZEN! KOKSEN! KOTZEN! DRUFF, DRUFF, DRUFF (?)!
Ist eben alles nur ein lustiges Spiel.
Natürlich endet das Ganze böse und der Konsument sitzt im Sessel, schaut in die betont clockworkesquen Äuglein des Michael Pitt und fragt sich, warum er für so viel Verstörung am Feierabend auch noch Geld ausgegeben hat. Allerdings ist das Medium Film eben mehr als nur Indy 4 und nach (beglückendem) Konsum selbigem kann man sich solch ein brachiales (aber doch an-intellektualisiertes) Ding wie Funny Games U.S. ruhig mal antun.
Ach, die Musik. Die anti-idyllischen Krachereien sind von einem John Zorn bzw. der Band Naked City. Gerüchten zufolge wird hier Metal durch Metal parodiert. Den Oscar für den besten Score wird das nicht erhalten, aber stimmig ist diese Lautmalerei allerdings. Hier der Abspann:
Und wenn wir schon mal dabei sind. Diesbezüglich und vor allem wegen der Idee der Provokation ohne wirkliche Agenda sei hier auf den Ohrenschmaus "Stress" von Justice verwiesen, der es mittlerweile sogar bis auf 3sat geschafft hat und sowieso alle möglichen Menschen achsoschockiert. Metal ist das nicht, aber trotzdem total evil.
Die Invasion der Randale-Knaben ist weder bei Haneke noch bei Justice etwas für die, die nur hinter der Nebelmaschine Gin Tonics trinken und stundenlang an der Wand lehnen. Dort nicht, hier nicht, nirgendwo. Das hat hier alles irgendwie mit Medienmündigkeit zu tun. Aber wer darüber reden will, der hat schon verloren, bei Funny Games wie auch beim Track namens Stress. Los, jetzt, TANZEN! KOKSEN! KOTZEN! DRUFF, DRUFF, DRUFF (?)!
Ist eben alles nur ein lustiges Spiel.
Underworld: Evolution, Len Wiseman
Vampirwochen bei McKonsum. Nachdem jüngst zwei Blades zerkaut wurden muss nun auch das Sequel vom Werwolf-Blutsaug-Beziehungsdrama Underworld den Graben durchwandern.
Underworld Numero Uno war so erfolgreich, dass Wiseman die Kuh auf dem Eis lassen musste. Den dritten Stirb Langsam durfte er auch gleich machen und das Underworld Prequel soll in Planung sein. Zähne, Zähne, Zähne.
Euphorie ist aber anders. Diese ganze Fleischjagd, -werferei und -beschauung wirkt auch im graublauen Osteuropa nicht wirklich originell. Schön ist die Befreiung des Werwolfs aus dem Schlagschatten eines Teen Wolfs der 1980er. Wie bei den Blades geht es freilich um genetische Manipulation, unheilige Mutanten und letztlich kybernetisches/evolutionäres Grauen. So traditionsreiche Monster wie Vampire und Werwölfe brauchen freilich ein entsprechendes Update.
Das reicht jetzt aber erstmal.
Und es muss noch erwähnt werden, dass Underworld auch der Titel eines epochalen und großartigen Romans von Delillo ist. Der hat dann aber auch wirklich gar nichts mit dem Film hier zu tun.
Underworld Numero Uno war so erfolgreich, dass Wiseman die Kuh auf dem Eis lassen musste. Den dritten Stirb Langsam durfte er auch gleich machen und das Underworld Prequel soll in Planung sein. Zähne, Zähne, Zähne.
Euphorie ist aber anders. Diese ganze Fleischjagd, -werferei und -beschauung wirkt auch im graublauen Osteuropa nicht wirklich originell. Schön ist die Befreiung des Werwolfs aus dem Schlagschatten eines Teen Wolfs der 1980er. Wie bei den Blades geht es freilich um genetische Manipulation, unheilige Mutanten und letztlich kybernetisches/evolutionäres Grauen. So traditionsreiche Monster wie Vampire und Werwölfe brauchen freilich ein entsprechendes Update.
Das reicht jetzt aber erstmal.
Und es muss noch erwähnt werden, dass Underworld auch der Titel eines epochalen und großartigen Romans von Delillo ist. Der hat dann aber auch wirklich gar nichts mit dem Film hier zu tun.
6/02/2008
The Terminator, James Cameron
1984 ist eine markante Zahl. Da kam nämlich dieser Film ins Kino, der den jungen Gouverneur mit automatischen Waffen in einer Diskothek (und in 1980ern waren Diskotheken ja eh viel erschreckender als heute) zeigt. Unter der Leuchtschrift "Tech Noir" rotzt er Blei in die Umgebung.
Damals in den 1990ern war dieser Film im TV die erste Sichtung von Totenschädeln unter Panzerketten. Der Gedanke, dass dieses Bild in einer Geschichte die Zukunft darstellt, hat die Gespräche auf dem Schulhof und das anschließende Konsumverhalten nachträglich formiert.
Drollig ist aus heutiger Sicht die Tricktechnik, aber nur objektiv. Brauenlose Plastikpuppen sind als solche erkenntlich aber nicht weniger subjektiv gruselig. Vermutlich aber auf andere Art und Weise.
Damals in den 1990ern war dieser Film im TV die erste Sichtung von Totenschädeln unter Panzerketten. Der Gedanke, dass dieses Bild in einer Geschichte die Zukunft darstellt, hat die Gespräche auf dem Schulhof und das anschließende Konsumverhalten nachträglich formiert.
Drollig ist aus heutiger Sicht die Tricktechnik, aber nur objektiv. Brauenlose Plastikpuppen sind als solche erkenntlich aber nicht weniger subjektiv gruselig. Vermutlich aber auf andere Art und Weise.
Rant, Chuck Palahniuk
Viel wurde erwartet, Begeisterung stellte sich ein.
Mit Rant begibt sich Palahniuk in wiederum andere Gefilde als in den Büchern davor, hier ist er P. K. Dick und Ballard so nah wie nie.
In der Mitte steht Buster Casey, aber er kommt nie zu Wort: die Erzählung ordnet sich in kurze Augenzeugenberichte, gesammelt nach dem Dahinscheiden des Protagonisten. Feinde, Freunde und Familie schildern in (zunächst scheinbar) wahlloser Folge ihre Begegnungen und Erlebnisse mit Casey und seinen Umtrieben. Als Rant wurde er bekannt, als er sich aus der White-Trash-Hölle erhob und als geistig/physikalische Epidemie und Superinfektion zu Ruhm und Narben kam.

In der Mitte steht mit Buster nicht weniger als die Tollwut. Sie verbreitet sich durchs Beißen und eben auch durchs Küssen.
Was bleibt nach Zorn? Anstelle einer Spoiler-Warnung wird die enorm überraschende zweite Hälfte des Buches hier nicht weiter erwähnt. Rant ist was besonderes. Er ergötzt sich an road kill, dem Umgang mit Zähnen aller Art und kaut dazu Asphalt. Und er ist vielleicht noch viel mehr.
Das schöne an diesem Buch ist, dass es den Leser abholt, ihn an einen furchtbaren Ort in der nahen Zukunft bringt und dann diese spukhaft beleuchtete Finsternis noch einmal um 100% furchtbarer macht. Palahniuk steigt quasi hinter die Begrifflichkeit der urban legends und postuliert atemberaubend abwegige Thesen, die auf gemeine Weise Sinn machen.
Der Rest ist Legende. Oder doch nicht? Irgendetwas juckt doch immer. Hauptsache, der Mops trinkt nicht aus dem Klo. Was soll(-te) bloß aus diesem Jungen werden?
Kann man da was machen, Herr Doktor?
Rant ist ein Buch wie kaum ein anderes, und hoffentlich kann Snuff (es soll zentral um das Konzept des Gang Bangs in Theorie und Praxis gehen) dieses Niveau (ob hoch oder derb oder niedrig oder furchtbar bleibt auszudiskutieren) halten. Die Website des Autoren ist immer einen Klick wert. Hier geht es auch weiter zum Teaser der fertiggestellten Verfilmung von Choke.
Mit Rant begibt sich Palahniuk in wiederum andere Gefilde als in den Büchern davor, hier ist er P. K. Dick und Ballard so nah wie nie.
In der Mitte steht Buster Casey, aber er kommt nie zu Wort: die Erzählung ordnet sich in kurze Augenzeugenberichte, gesammelt nach dem Dahinscheiden des Protagonisten. Feinde, Freunde und Familie schildern in (zunächst scheinbar) wahlloser Folge ihre Begegnungen und Erlebnisse mit Casey und seinen Umtrieben. Als Rant wurde er bekannt, als er sich aus der White-Trash-Hölle erhob und als geistig/physikalische Epidemie und Superinfektion zu Ruhm und Narben kam.

In der Mitte steht mit Buster nicht weniger als die Tollwut. Sie verbreitet sich durchs Beißen und eben auch durchs Küssen.
Was bleibt nach Zorn? Anstelle einer Spoiler-Warnung wird die enorm überraschende zweite Hälfte des Buches hier nicht weiter erwähnt. Rant ist was besonderes. Er ergötzt sich an road kill, dem Umgang mit Zähnen aller Art und kaut dazu Asphalt. Und er ist vielleicht noch viel mehr.
Das schöne an diesem Buch ist, dass es den Leser abholt, ihn an einen furchtbaren Ort in der nahen Zukunft bringt und dann diese spukhaft beleuchtete Finsternis noch einmal um 100% furchtbarer macht. Palahniuk steigt quasi hinter die Begrifflichkeit der urban legends und postuliert atemberaubend abwegige Thesen, die auf gemeine Weise Sinn machen.
Der Rest ist Legende. Oder doch nicht? Irgendetwas juckt doch immer. Hauptsache, der Mops trinkt nicht aus dem Klo. Was soll(-te) bloß aus diesem Jungen werden?
Kann man da was machen, Herr Doktor?
Rant ist ein Buch wie kaum ein anderes, und hoffentlich kann Snuff (es soll zentral um das Konzept des Gang Bangs in Theorie und Praxis gehen) dieses Niveau (ob hoch oder derb oder niedrig oder furchtbar bleibt auszudiskutieren) halten. Die Website des Autoren ist immer einen Klick wert. Hier geht es auch weiter zum Teaser der fertiggestellten Verfilmung von Choke.
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