Eine gelungenes Sequel vom Franchise-Reboot in Form eines Prequels. Die leichten Zitate vom Bourne-Zyklus sind keine Kopien sondern Zeichen einer aktualisierten Standard-Optik des Krawallkinos.
Craig ist eine angemessen coole Sau aber trotzdem wird man sich in öffentlicher Gastronomie wohl nie den Stammdrink seines alter egos bestellen, denn da schämt man sich schon irgendwie. Die Aura dieses Getränkes kann wohl keiner retten.
Der nächste, bitte. Och, böööttöööö!
11/12/2008
Shotgun Opera, Victor Gischler
Die Schusswaffe an sich ist ein herrliches Ding. Sie ist eine Maschine, die EVENTS produziert. Entscheidungen fallen im Bruchteil einer Sekunde. Der Zeigefinger ist Fokus absoluter Kontrolle der Situation (wenn nicht andere mächtige Finger in der Nähe sind). Einen kleinen Funken dieser göttlichen Aura kann man auf den Seiten der Hersteller erahnen, etwa hier.
Shotgun Opera ist also eine Huldigung des Schießens und der Schützen. Halbweltlich verstrickte Charaktere müssen sich wehren, rächen und festhalten. Es werden Hubschrauber und Füße abgeschossen. Die Unterhaltung stellt sich ein, wenn auch nur für kurz denn die Handlung ist wahrlich einfach. Sympathisch ist das alles schon: der Roman macht einen hoffen, dass man mit Herrn Gischler vielleicht einmal einen schwarzen, schwarzen Kaffee (ohne Zucker!!) trinken kann. Ist bestimmt ganz ein feiner Konsument und Fan.
Shotgun Opera ist also eine Huldigung des Schießens und der Schützen. Halbweltlich verstrickte Charaktere müssen sich wehren, rächen und festhalten. Es werden Hubschrauber und Füße abgeschossen. Die Unterhaltung stellt sich ein, wenn auch nur für kurz denn die Handlung ist wahrlich einfach. Sympathisch ist das alles schon: der Roman macht einen hoffen, dass man mit Herrn Gischler vielleicht einmal einen schwarzen, schwarzen Kaffee (ohne Zucker!!) trinken kann. Ist bestimmt ganz ein feiner Konsument und Fan.
Closer, Dennis Cooper
Cooper war schon da, von wo Bret Easton Ellis Postkarten (jagut, und somit auch die wichtigsten Romane der Endzeit des 20. Jahrhunderts) schrieb. Ist das die Avantgarde, die dann in den Hype gewuppt wurde? Closer ist der erste Teil einer Pentalogie und entstand lange vor dem grandiosen The Sluts. Freilich geht es auch hier körperlich-herb zu: eine Schar Heranwachsender erforscht und erweitert die eigenen physischen Grenzen mit Substanzen, Gegenständen und -einander. Für den Normalkonsumenten ist dies eine schmerzhafte, ekelhafte und verstörende Erfahrung, doch wenn man Harmony Korine kennt und zumindest seine Relevanz anerkennen kann, dann beeindruckt Closer ebenso wie The Sluts. Nach der Lektüre hat man (abermals) verstanden, dass Schmerz letztlich auch nur ein Feedback unter vielen ist und das Masochismus ein Wort ist, das vorwurfsvoll und falsch gebraucht werden kann, weil es die Dimension des Vergnügens (noch so'n Wort) nicht beinhaltet.
Sprachlich-körperlich wird von Cooper eine Grenze beschritten und dieses Unterfangen ist freilich deckungsgleich mit der Ära der Adoleszenz. Doch selbst diese Gegenüberstellungen sind letztlich nur Hilfsmittel: Spreu/Weizen, Liebe/Geilheit, männlich/weiblich, Opfer/Täter, enthusiastisch/pervers, Horror/Porno. Und wieviel Seele steckt im Rektum und gehört sie denn da hin und gibt es sie eigentlich überhaupt?
Cooper mag vom potenzierten Punk getrieben sein, welcher oftmals (damals) als sogenannter Grunge wahrgenommen wurde (jedenfalls auf dem Musikmarkt). Der Imperativ "Touch me, I'm sick" wurde vorm Kloposterspruch "I hate myself and I want to die" ausgestoßen.
Die nächsten Teile der Reihe sind vorgemerkt und harren ihrer Verschlingung in vorsichtigen kleinen Portionen.
Sprachlich-körperlich wird von Cooper eine Grenze beschritten und dieses Unterfangen ist freilich deckungsgleich mit der Ära der Adoleszenz. Doch selbst diese Gegenüberstellungen sind letztlich nur Hilfsmittel: Spreu/Weizen, Liebe/Geilheit, männlich/weiblich, Opfer/Täter, enthusiastisch/pervers, Horror/Porno. Und wieviel Seele steckt im Rektum und gehört sie denn da hin und gibt es sie eigentlich überhaupt?
Cooper mag vom potenzierten Punk getrieben sein, welcher oftmals (damals) als sogenannter Grunge wahrgenommen wurde (jedenfalls auf dem Musikmarkt). Der Imperativ "Touch me, I'm sick" wurde vorm Kloposterspruch "I hate myself and I want to die" ausgestoßen.
Die nächsten Teile der Reihe sind vorgemerkt und harren ihrer Verschlingung in vorsichtigen kleinen Portionen.
11/11/2008
Der Baader-Meinhof Komplex, Uli Edel
Welch barbarische Zeiten: die rauchen ja alle! Hat man das damals wirklich so getan? Quarzen in allen Lebenslagen? Da wedelt man ja schon im Kinosaal fast automatisch drohend mit der Hand und hustet laut und gerichtet.
Es muss, es muss. Der Film ist ganz logisch, denn nachdem die Reißerqualitäten des Bonkers so gut zwischen Grusel und Ehrlichkeit im Kino funktionierten muss auch dieses Geschichtskapitel dran glauben. Man muss auch ans Exportgeschäft denken und an die Feuilletons: die müssen ja Seiten mit dem Kino füllen denn es liest ja keiner mehr (und die Zeiten sind schlecht und der Untergang ist nah und so weiter) monosensuale Bücher. Dann fühlt sich der eine verschaukelt, der nächste verkannt und dann kann wieder eine Kalenderwoche mit "Ja, damals..."-Gedudel gefüllt werden.
Rasant ist der Film, und trotzdem lang. Das merkt man nicht und so kommt man zum adjektiv "kurzweilig". Huch! Ist dieses Wort denn richtig hinsichtlich eines historisch so finsteren und komplizierten Themas wie die Gewaltspirale einiger satter Kinder des Westens? Somit ist ein wichtiger Schritt zur kollektiven Verdauung der Vergangenheit getan.
Und allen betroffenen Oberstüfler, die im Plenum des Religionsunterrichts so gern mit ihrer erwachenden Betroffenheit angeben wollen mag man sagen: das ist kein Dokumentationsfilm, hier gab es Stuntmen (und -women! Uh, was für biestige Feminität hier überhaupt dargestellt wird!). The revolution will not be televized und in der Oberstufe wird sie wohl als letztes ankommen. Prost und Bang-Bang!
Es muss, es muss. Der Film ist ganz logisch, denn nachdem die Reißerqualitäten des Bonkers so gut zwischen Grusel und Ehrlichkeit im Kino funktionierten muss auch dieses Geschichtskapitel dran glauben. Man muss auch ans Exportgeschäft denken und an die Feuilletons: die müssen ja Seiten mit dem Kino füllen denn es liest ja keiner mehr (und die Zeiten sind schlecht und der Untergang ist nah und so weiter) monosensuale Bücher. Dann fühlt sich der eine verschaukelt, der nächste verkannt und dann kann wieder eine Kalenderwoche mit "Ja, damals..."-Gedudel gefüllt werden.
Rasant ist der Film, und trotzdem lang. Das merkt man nicht und so kommt man zum adjektiv "kurzweilig". Huch! Ist dieses Wort denn richtig hinsichtlich eines historisch so finsteren und komplizierten Themas wie die Gewaltspirale einiger satter Kinder des Westens? Somit ist ein wichtiger Schritt zur kollektiven Verdauung der Vergangenheit getan.
Und allen betroffenen Oberstüfler, die im Plenum des Religionsunterrichts so gern mit ihrer erwachenden Betroffenheit angeben wollen mag man sagen: das ist kein Dokumentationsfilm, hier gab es Stuntmen (und -women! Uh, was für biestige Feminität hier überhaupt dargestellt wird!). The revolution will not be televized und in der Oberstufe wird sie wohl als letztes ankommen. Prost und Bang-Bang!
11/03/2008
Hellboy 2: The Golden Army, Guillermo del Toro
Hellboy Nummer 1 war schon drollig wie vieles nicht. Hier führt man das Prinzip weiter und muss die lästige Charaktereinführung nicht vollziehen sondern darf selbige schneller aufeinanderklatschen lassen.
Wie schon beim Indy-Franchise sind bei Hellboy die Nazis okkulte Hotzenplotze - der deutsche Krauss stellt sich mit Doppel-S vor: "War ja klar!" seufzt Red, der zigarrenrauchende Kumpel-Teufel.
Enorm schönes Kreaturendesign wird in dieser gehobenen Familienunterhaltung geboten, das liegt teils an der epochalen Arbeit von Hellboy-Schöpfer Mignola aber eben auch an der Erfahrung von del Toro mit absonderlichen Wesen. Ein Hoch auf die erschwingliche Animationstechnik, die nicht mehr nur unterkühlte Quecksilbermänner wie den T-1000 schaffen kann sondern auch so verspielte Steampunk-Ästhetik wie hier. Bittebitte, Teil 3 noch vor 2012, ja?
Wie schon beim Indy-Franchise sind bei Hellboy die Nazis okkulte Hotzenplotze - der deutsche Krauss stellt sich mit Doppel-S vor: "War ja klar!" seufzt Red, der zigarrenrauchende Kumpel-Teufel.
Enorm schönes Kreaturendesign wird in dieser gehobenen Familienunterhaltung geboten, das liegt teils an der epochalen Arbeit von Hellboy-Schöpfer Mignola aber eben auch an der Erfahrung von del Toro mit absonderlichen Wesen. Ein Hoch auf die erschwingliche Animationstechnik, die nicht mehr nur unterkühlte Quecksilbermänner wie den T-1000 schaffen kann sondern auch so verspielte Steampunk-Ästhetik wie hier. Bittebitte, Teil 3 noch vor 2012, ja?
The Missing, Sarah Langan
Infektion!
Sie kommen, um DICH zu holen, also ergreife die Gardinenstange und stecke sie den Angreifern in den Kopf!
Ja, wir kennen das alles aber mehr von dem Gleichen bedeutet ja auch nur ungedeckten Bedarf.
Eine Kleinstadt in Maine ist voller Menschen, die irgendwie gescheitert und klein (geblieben) sind und die zwischen Couch und Parkplatz ihre Existenz überstehen. Dann macht die desolate Lehrerin einen Ausflug mit ihren Schülern und einer wird draußen im Wald vergessen. Der Junge fängt an zu graben (ah, aber ohne Spaten) und weckt (und verschlingt) einen intelligenten Virus - eine kollektive parasitäre Intelligenz, die die Infizierten zu animalischen Zerfleischungsmaschinen macht. Anhand von Einzelschicksalen wird nun das Fortschreiten der Seuche geschildert sowie die Dezimierung der Bevölkerung durch sich selbst. Frau Langan ist ein echtes Flintenweib und unterhält auf jeder Seite.
The Missing ist eine Art Vorgeschichte zu I am Legend. Und da dieses Produkt schon gefiel, kann The Missing nur mit trockenem Mund beklatscht werden.
Sie kommen, um DICH zu holen, also ergreife die Gardinenstange und stecke sie den Angreifern in den Kopf!
Ja, wir kennen das alles aber mehr von dem Gleichen bedeutet ja auch nur ungedeckten Bedarf.
Eine Kleinstadt in Maine ist voller Menschen, die irgendwie gescheitert und klein (geblieben) sind und die zwischen Couch und Parkplatz ihre Existenz überstehen. Dann macht die desolate Lehrerin einen Ausflug mit ihren Schülern und einer wird draußen im Wald vergessen. Der Junge fängt an zu graben (ah, aber ohne Spaten) und weckt (und verschlingt) einen intelligenten Virus - eine kollektive parasitäre Intelligenz, die die Infizierten zu animalischen Zerfleischungsmaschinen macht. Anhand von Einzelschicksalen wird nun das Fortschreiten der Seuche geschildert sowie die Dezimierung der Bevölkerung durch sich selbst. Frau Langan ist ein echtes Flintenweib und unterhält auf jeder Seite.
The Missing ist eine Art Vorgeschichte zu I am Legend. Und da dieses Produkt schon gefiel, kann The Missing nur mit trockenem Mund beklatscht werden.
11/02/2008
Rückfall
Schon wieder muss die Metaebene bedient werden, doch nur um die Rückkehr des Gräbers zu verkünden.
Die Kruste wurde vom Spaten geschabt und er wurde auf Rost überprüft und diese Formulierung hört sich geradezu softpornoesk an aber das ist schon OK denn der Graben ist eh nicht der zurechnungsfähigste Ort im sogenannten WWW.
Jedenfalls geht ja jeder Ausflug mal zu Ende und dann sitzt man wieder im Graben und die Einschläge folgen den Lichtblitzen. Die Pause wird mit Geräuschen beendet:
Hier also bald wieder eine Abarbeitung und -hakung der Verdauung von Ablenkung und Unrat zwischen Kiefern und Ohren.
Die Kruste wurde vom Spaten geschabt und er wurde auf Rost überprüft und diese Formulierung hört sich geradezu softpornoesk an aber das ist schon OK denn der Graben ist eh nicht der zurechnungsfähigste Ort im sogenannten WWW.
Jedenfalls geht ja jeder Ausflug mal zu Ende und dann sitzt man wieder im Graben und die Einschläge folgen den Lichtblitzen. Die Pause wird mit Geräuschen beendet:
Hier also bald wieder eine Abarbeitung und -hakung der Verdauung von Ablenkung und Unrat zwischen Kiefern und Ohren.
10/14/2008
Ausbruch
Der Graben wird nun ein wenig ruhen, denn der Gräber rammt den Spaten in die Ferne.
Doch die Plattentektonik wird freilich weitermahlen. Dies sind einige der Produkte, die im Urlaub ihrer Verdauung harren werden:
Die Wohlgesinnten, Jonathan Littell
The Missing, Sarah Langan
Böse Geister, Fjodor Michailowitsch Dostojewski
Warlock, Oakley Hall
Zum Abschied gibt es eine der besten Bands der Welt, aber stromlos.
LINK
Doch die Plattentektonik wird freilich weitermahlen. Dies sind einige der Produkte, die im Urlaub ihrer Verdauung harren werden:
Die Wohlgesinnten, Jonathan Littell
The Missing, Sarah Langan
Böse Geister, Fjodor Michailowitsch Dostojewski
Warlock, Oakley Hall
Zum Abschied gibt es eine der besten Bands der Welt, aber stromlos.
LINK
10/13/2008
Neverwhere, Neil Gaiman
Ah, die komplette Umkuschelung durch das dicke U der Unterhaltung. Gaiman hat hier eigentlich nur ein Fernsehfilm-Projekt romanisiert. Wer das nicht kennt, darf sich gern nach Neverwhere flüchten.
Es geht um sehr bildhaften Eskapismus: der Protagonist fällt in London (wo sonst?) durch eine Lücke im Bürgersteig und stolpert nach London Below, das aus einer phantasmagorischen Tunnelwelt des Kulturechos vergangener Stadtbilder besteht. Da unten herrschen die Ratten und sprechen zu ihren Jüngern, es gibt Untiere und Kloakentrödelmarktschreier. Es gibt weniger Fäkalien als erwartet, aber viel Schlamm. Der gothic Karneval des history channel, quasi. Die normale Bevölkerung setzt sich dort mehr oder weniger aus Pennern zusammen, die an der Oberwelt wundersam ignoriert und ausgeblendet werden. Aber keine Angst, Gaiman macht keine Sozialkritik, denn die kuschelt nicht. So mag es der amerikanische Markt (und der Konsumgraben)! Schöne tiefe Fundamente, Dungeon-Erlebnisse und dazu ein bisschen Totschlag. Wie bei Ghostbusters gibt es auch Schlüsselmeister und (diverse) Torwächter und die Idee dahinter ist freilich das exhumieren weiterer Geheimnisse und Unterwelten.
Auf der Rückseite des Produkts wird Neverwhere von Tori Amos gelobt und da wundert man sich schon ein bisschen. American Gods ist aber besser. Sorry, Tori.
Es geht um sehr bildhaften Eskapismus: der Protagonist fällt in London (wo sonst?) durch eine Lücke im Bürgersteig und stolpert nach London Below, das aus einer phantasmagorischen Tunnelwelt des Kulturechos vergangener Stadtbilder besteht. Da unten herrschen die Ratten und sprechen zu ihren Jüngern, es gibt Untiere und Kloakentrödelmarktschreier. Es gibt weniger Fäkalien als erwartet, aber viel Schlamm. Der gothic Karneval des history channel, quasi. Die normale Bevölkerung setzt sich dort mehr oder weniger aus Pennern zusammen, die an der Oberwelt wundersam ignoriert und ausgeblendet werden. Aber keine Angst, Gaiman macht keine Sozialkritik, denn die kuschelt nicht. So mag es der amerikanische Markt (und der Konsumgraben)! Schöne tiefe Fundamente, Dungeon-Erlebnisse und dazu ein bisschen Totschlag. Wie bei Ghostbusters gibt es auch Schlüsselmeister und (diverse) Torwächter und die Idee dahinter ist freilich das exhumieren weiterer Geheimnisse und Unterwelten.
Auf der Rückseite des Produkts wird Neverwhere von Tori Amos gelobt und da wundert man sich schon ein bisschen. American Gods ist aber besser. Sorry, Tori.
10/10/2008
Burn After Reading, Ethan & Joel Coen
Der Song, der den Trailer umspült, ist von Elbow. Gut zu wissen. Doch die Werbung misslingt inhaltlich: von diesem Film werden viele Konsumenten überrumpelt werden, denn er entbehrt der bequemen Genrekonventionen. Verhuschte Steuerberaterinnen finden hier keine Kabel-1-Comedy-Geruhsamkeit. Trotzdem werden sie sich vielleicht eine Karte kaufen. Also "funktioniert" die Werbung doch, hu?
Die Coens machen besondere Filme. Viel Lärm um Nichts? Ja, aber spaßiger Lärm! Es gibt Nasenbluten, schnelle Schüsse, einen Dildo und eine Axt. Das sind Zutaten für einen unvergesslichen Abend, auch wenn kein Chinamann auf den Teppich pisst. Vor allem ist es sehr schön, dass sich die Brüder nicht auf dem Oscarsegen vom genialen NCFOM ausruhten.
Der Hollywoodklüngel nervt hier nicht wirklich. Alle Beteiligten scheinen guten, derben Spaß an der Arbeit gehabt zu haben. Diese virtuelle peer group darf weitermachen und öfter einmal so ein Fest feiern wie BAR. Das Werk ist charmant, ohne einen klebrig umarmen zu wollen. Gracias.
Die Coens machen besondere Filme. Viel Lärm um Nichts? Ja, aber spaßiger Lärm! Es gibt Nasenbluten, schnelle Schüsse, einen Dildo und eine Axt. Das sind Zutaten für einen unvergesslichen Abend, auch wenn kein Chinamann auf den Teppich pisst. Vor allem ist es sehr schön, dass sich die Brüder nicht auf dem Oscarsegen vom genialen NCFOM ausruhten.
Der Hollywoodklüngel nervt hier nicht wirklich. Alle Beteiligten scheinen guten, derben Spaß an der Arbeit gehabt zu haben. Diese virtuelle peer group darf weitermachen und öfter einmal so ein Fest feiern wie BAR. Das Werk ist charmant, ohne einen klebrig umarmen zu wollen. Gracias.
Dolls, Takeshi Kitano
Puppen sind eine dankbare Metapher zur Darstellung wechselseitiger Subjekt/Objekt-Beziehungen, und so ist das auch hier. Wer zieht welche Fäden? Es geht freilich um der Liebe zartes Band, welches gleichzeitig Leine, Halteseil und Fessel sein kann. In drei verschiedenen Episoden (tragische junge Liebe, nicht stattgefundene Liebe, Fan vs. Popstar) wird die Verknüpfung menschlicher Seelen geschildert.
Die Bildwelt selbst ist nüchtern und unaufgeregt schön, der Film profitiert von den wohldosierten Schnitten. Das Auge verliert gegen Ende seine Funktion, wenn es in eine Schneelandschaft geht. In der Weiße gibt es nur Stille und nichts mehr zum Festhalten: auch die Liebe ist letztlich eine Geschichte, die nur in den Tod führen kann. Sehr schön.
Die Bildwelt selbst ist nüchtern und unaufgeregt schön, der Film profitiert von den wohldosierten Schnitten. Das Auge verliert gegen Ende seine Funktion, wenn es in eine Schneelandschaft geht. In der Weiße gibt es nur Stille und nichts mehr zum Festhalten: auch die Liebe ist letztlich eine Geschichte, die nur in den Tod führen kann. Sehr schön.
10/06/2008
Brazil, Terry Gilliam

Die Übermetapher des heroischen Klempners ist tatsächlich maßgeblich für die moderne Zivilgesellschaft: stets gibt es Kräfte, denen man auch mit Krawatte hilflos ausgeliefert ist. Spezialwissen ist immer auch Macht. Jeder braucht Rohre, und wer die Rohre beherrscht, beherrscht jeden. So ist es nur logisch, dass der Protagonist am Ende gegen das System auflehnt, indem er einer Rohrpostanlage das deep throaten beibringt.
Aber leider ist Brazil auch hoffnungslos überladen. Durchschnittliche Regisseure hätten aus dem Stoff 17 Filme machen können.
Generation X: Tales for an Accelerated Culture, Douglas Coupland
Uh, ein Paradoxon: mit dumpfem Trara warf sich einst die Kulturkonsumindustrie vor fast zwanzig Jahren auf das Schlagwort 'Generation X'. Genau diese Sprungbewegung, diese übermächtige Infiltration von Lebenswelt und -gefühl durch Wirtschaft ist es, die der kleine Roman thematisiert. Generation X ist ein Begriff, der dabei Rebellion und Besiegtsein zugleich umfasst. Und Billy Idols Band hieß auch so. Verwirrend.

Vom literarischen her wird Coupland den Maximen der Slogans nicht gerecht, obwohl er mit ihnen kokettiert. Im Gegenteil: wenn es dem geneigten Leser gelingt, die unsägliche Überschrift auszublenden, dann bietet sich ein kluger, witziger und auch sehr schöner Text. Die drei Protagonisten sind mehr als Anführer der Beispielparade, es sind Charaktere die durchaus interessant zwischen Sitcom und Tiefe pendeln und das auch wissen.
Eine schöne letzte Szene hat der Roman auch, sogar beim zweiten Lesen. Es wird mit Blut getauft und mit mental geforderten Menschen gekuschelt. Es geht ins mythische Mexiko, in die Welt am Rand von Americorp, dem Ende allen Franchises entgegen. Dies ist hinsichtlich des Hauptthemas, der Endlich- und Erbarmungslosigkeit der durchkapitalisierten Welt, angemessen.
Coupland ist einer von den Guten; er ist einer von denen, die mit ihrem Debüt in etwas unangenehm zeitgeistiges (und somit profitables) hineinstolperten. Der Blick wandert jetzt ins Regal und sucht Kevin Smith.

Vom literarischen her wird Coupland den Maximen der Slogans nicht gerecht, obwohl er mit ihnen kokettiert. Im Gegenteil: wenn es dem geneigten Leser gelingt, die unsägliche Überschrift auszublenden, dann bietet sich ein kluger, witziger und auch sehr schöner Text. Die drei Protagonisten sind mehr als Anführer der Beispielparade, es sind Charaktere die durchaus interessant zwischen Sitcom und Tiefe pendeln und das auch wissen.
Eine schöne letzte Szene hat der Roman auch, sogar beim zweiten Lesen. Es wird mit Blut getauft und mit mental geforderten Menschen gekuschelt. Es geht ins mythische Mexiko, in die Welt am Rand von Americorp, dem Ende allen Franchises entgegen. Dies ist hinsichtlich des Hauptthemas, der Endlich- und Erbarmungslosigkeit der durchkapitalisierten Welt, angemessen.
Coupland ist einer von den Guten; er ist einer von denen, die mit ihrem Debüt in etwas unangenehm zeitgeistiges (und somit profitables) hineinstolperten. Der Blick wandert jetzt ins Regal und sucht Kevin Smith.
Bullitt, Peter Yates
Die Verfolgungsjagd durch San Francisco überrascht. Auf einmal wird die Kamera ein lidlos zuckendes Auge und jedes Aufsetzen der Achse ist am Bauchnabel spürbar. Geschwindigkeit in San Francisco ist eh spannend, was auch Peter Bogdanovich wusste.
McQueen spielt nüchtern, humorlos und direkt. Spielt er sich selbst? Das Autofahren hat er auch selbst erledigt. Als ganzer Kerl kann er sogar rückwärts ohne Spiegel am Hang einparken.
Als Vorfahre des Actionfilms ist Bullitt allerdings überraschend explosionsarm. Egal, die Aura der schönsten und unvernünftigsten Autos der Welt (Ford Mustang und Dodge Charger) hält das Vehikel gut zusammen.
McQueen spielt nüchtern, humorlos und direkt. Spielt er sich selbst? Das Autofahren hat er auch selbst erledigt. Als ganzer Kerl kann er sogar rückwärts ohne Spiegel am Hang einparken.
Als Vorfahre des Actionfilms ist Bullitt allerdings überraschend explosionsarm. Egal, die Aura der schönsten und unvernünftigsten Autos der Welt (Ford Mustang und Dodge Charger) hält das Vehikel gut zusammen.
Abonnieren
Posts (Atom)