Hier. Ja, ist ein kluger Mann, dieser Regisseur. Aber mit diesem Gyllenhaal-Vehikel hat er sich nur bedingt eine Freude gemacht. Was ist das für ein Film bis auf einen neuen Aufguss vom brain-in-a-vat, vermischt mit dem VR-Konzept?
Aufmerksamkeit verdient der militärische Komplex. Das ist wirklich stimulierend: wie gut und wie menschlich kann Datenerhebung sein, um das Wohl der Mehrheit zu gewährleisten? Wieviele Rümpfe braucht man für das menschliche Interface im terroristengeschüttelten komplexen System namens Echtzeit? Und wie ist das eigentlich mit den Soldatenkörpern: nur weil sie (noch) nutzlos nach ihrer Zerstörung sind, wer darf sie in Zukunft behalten? Kann restliches Nervengewebe bald einen taktischen Vorteil bringen? Drohnen, Drohungen, Drehmoment.
Immerhin: Next war noch viel schlimmer.
5/01/2012
4/28/2012
Blankets, Craig Thompson

Decken sind die Über-Allegorie in diesem Vehikel. Schnee deckt draußen alles zu (und entlastet den Graphiker), ein geschenkter Quilt ist das verschenkte Stückwerk, das von Herzen kommt. Decken nehmen den Geruch von Menschen an. Decken bleichen aus und reißen und werden gestopft und gefaltet. Zwischen den Deckenfalten kann man Dinge verlieren und finden. Aus Decken und Restmöbeln kann man eine feine Burg bauen. Auf manchen Decken darf der Hund schlafen, aber nur auf besonderen.
Angesiedelt ist die Geschichte im amerikanischen Herzland und von motivierten Christen bevölkert. Dann gibt es auch noch eine unbeholfene long distance relationship mit allem Quatsch, der dazu gehört. Dem Helden geht irgendwann auf beiden Gebieten die Kraft aus. Er entkommt in Richtung eines neuen Haarschnitts und überlebt beides. Die Decken bleiben.
4/26/2012
The Ox-Bow Incident, Walter Van Tilburg Clark

Eine gentlemanly Nachdenklichkeit dann nach der Lektüre - die weckt einen nicht mehr wirklich auf, doch dem bündigen Bildungsauftrag wurde Genüge getan. Mit einem halblauten "Ach" kann man sich dann den Toast neu machen oder das Buch zu den vielen anderen im Regal stellen und sich einreden, dass Moral und Gerechtigkeit erhabene Dinge sind, die auch jenseits des Wilden Westens immer neu verhandelt werden müssen.
Ach.
4/23/2012
Junky, William S. Burroughs
Hier, noch einmal. Wieder fällt die Ökonomie auf, die andere Leser als Kargheit beschreiben könnten. In einem Satz oder in zwei Worten werden die Dinge klar gerückt und geographisch lange Reisen sind in wenigen Lektüresekunden begonnen, beendet und vergessen. Das macht das Lesen nicht wirklich einfacher.
Fraglich wie immer die Frage mit der Rettung. Es gibt tatsächlich marginale Zeichen einer Entwicklung beim Helden, ein leichtes Zweifeln im Tonfall. Klar, eine klassische Läuterung wird man aus Burroughs' Feder nie erhalten, aber der Held hier, nahezu deckungsgleich mit dem Autoren selbst, denkt und fühlt mehr als er konkret niederschreibt. Oder niederschreiben lässt, von diesem Ich in der Zukunft, dass das alles irgendwie überlebt hat und nichts ungeschehen machen kann.
Fraglich wie immer die Frage mit der Rettung. Es gibt tatsächlich marginale Zeichen einer Entwicklung beim Helden, ein leichtes Zweifeln im Tonfall. Klar, eine klassische Läuterung wird man aus Burroughs' Feder nie erhalten, aber der Held hier, nahezu deckungsgleich mit dem Autoren selbst, denkt und fühlt mehr als er konkret niederschreibt. Oder niederschreiben lässt, von diesem Ich in der Zukunft, dass das alles irgendwie überlebt hat und nichts ungeschehen machen kann.
The Brood, David Cronenberg
1979! Hier und hier. Erst ahnt man nichts Böses und dann macht die Olle das Hemd auf. Wieder so ein Cronenberg-Moment: die seit Minuten vernächlässigte Popcorn-Schale fällt einem aus dem Schoß und ein lautes "Iiiiuuhh!" verdirbt einem den sorgsam gehätschelten Restappetit des Abends.
The Brood ist letztliche eine Fortführung des Ektoplasma-Begriffs: psychische Energie schafft sich materielle Form, der Geist beschleunigt die Materie (wie später der Schleim bei Ghostbusters 2 in der Kanalisation). Hier formt die maternale Wucht der Fleischwerdung (und Mami ist nicht gesund, neineinein) Gollum-Versionen der eigenen Tochter, die allerlei Gewalt im Sinne ihrer internierten Erzeugerin anrichten. Vati muss die Sache richten und die einzig legitime Ausgeburt fleischlichen Kontaktes (die mit Horrormami gezeugte sehr blonde Tochter) schützen.
Dieser Film ist nicht zu unterschätzen, auch nicht wegen des sichtlich überschaubaren Budgets. Cronenberg macht nicht reine (also unreine, ha!) Splatterorgien sondern forscht einigermaßen besonnen der Verbindung von Blut, Genen und Emotionen hinterher. Auf ganz seltsame Weise könnte er das auch bei dem nahenden Cosmopolis (von Don DeLillo! Mit Robert Pattinson?!) hinkriegen.

Dieser Film ist nicht zu unterschätzen, auch nicht wegen des sichtlich überschaubaren Budgets. Cronenberg macht nicht reine (also unreine, ha!) Splatterorgien sondern forscht einigermaßen besonnen der Verbindung von Blut, Genen und Emotionen hinterher. Auf ganz seltsame Weise könnte er das auch bei dem nahenden Cosmopolis (von Don DeLillo! Mit Robert Pattinson?!) hinkriegen.
4/21/2012
In the Wake of the Plague: The Black Death and the World It Made, Norman Cantor
Hier. Die tollste Theorie kommt nach zwei Dritteln: kosmischer Staub! Ja! Da war ein intergalaktischer Sturm mit seltsamen Partikeln und der hat im Mittelalter irgendwann Teile von Eurasien kontaminiert. Das nimmt die Ratten aus der Verantwortung. Der Mittelaltermensch war aber in jeder Theoriefassung schmutzig, überfordert, und auch im ethischen Maßstab so ekelhaft wie die heutigen Massen.
Cantor ist ja eine Koryphäe auf dem Gebiet des Mittelalters. Das wird einem während der Lektüre dieses schmalen Bändchens bewusst. Denn als Normalsterblicher hätte er, mit Verlaub, keine Veröffentlichung für diesen ungestümen Kartoffelsalat erwirken können. Die wahllos zusammengestellten Kapitel beinhalten fransige Essays von einigem touristischen Wert doch sie klingen teils wie das beduselte Lallen eines Satten. Cantor wiederholt sich sogar selbst fast wörtlich, ganz ironiefrei (vielleicht nicht für Mediäwisten?). Wahrscheinlich saß der Lektor geknebelt in der Ecke, da der Verleger unbedingt in Druck gehen wollte und Cantor immer so beschwingte Weinabende im Ohrensessel veranstaltet, die man als Cordjackenträger niemals sabotieren sollte. Nur so ein Gedanke.
Die Suche nach einem endgültigen Text über die Pest, das Siechtum und die Vereiterung der Zivilisationen geht weiter.
Cantor ist ja eine Koryphäe auf dem Gebiet des Mittelalters. Das wird einem während der Lektüre dieses schmalen Bändchens bewusst. Denn als Normalsterblicher hätte er, mit Verlaub, keine Veröffentlichung für diesen ungestümen Kartoffelsalat erwirken können. Die wahllos zusammengestellten Kapitel beinhalten fransige Essays von einigem touristischen Wert doch sie klingen teils wie das beduselte Lallen eines Satten. Cantor wiederholt sich sogar selbst fast wörtlich, ganz ironiefrei (vielleicht nicht für Mediäwisten?). Wahrscheinlich saß der Lektor geknebelt in der Ecke, da der Verleger unbedingt in Druck gehen wollte und Cantor immer so beschwingte Weinabende im Ohrensessel veranstaltet, die man als Cordjackenträger niemals sabotieren sollte. Nur so ein Gedanke.
Die Suche nach einem endgültigen Text über die Pest, das Siechtum und die Vereiterung der Zivilisationen geht weiter.
4/20/2012
Iron Sky, Timo Vuorensola
Hurra! Schon wieder Sarah Palin. Hier und hier. Die Vorfreude war groß und sie wurde noch gesteigert, weil man einfach das Falsche erwartet hat. Man dachte an die Nackte Kanone. Man dachte an die wenigen guten Police-Academy-Momente, nur halt mit Hakenkreuzen.
Doch weit gefehlt. Iron Sky ist ein sorgfältig gestalteter Film, der gehörige Energie für einen fabulösen und doch geschmacksechten Handlungsverlauf lässt. Zunächst einmal die expliziten und impliziten Filmreferenzen, die nie anbiedernd oder unreif wirken. Chaplins Dikator wurde treffsicher an zentraler Rolle platziert und kann so (meta, meta!) herrlich durch die Verpoppung der Nazi-Kisten strahlen. One size fits all. In einigen Monaten werden ganz viele ultrakluge Aufsätze über die cineastische Effektivität der Herrenrasse erscheinen bestimmt - da kann man dann einigen Humanistenstuss upgraden und gleichzeitig betroffen und belustigt umherformulieren.
Es kommt auch zu keiner Zeit ein Cartman von der Seite, der erzählt, was er denn heute gelernt hat. Der Film ist kein Verdauungsschnaps, der einen beschädelt nach neunzig Minuten im Dunklen lässt. Was ist denn das für ein Gefühl? Progressive Betroffenheit? Teilhabe an der Ablehnung? Großes Kino dank kleinem Kino - selten wurden Filminteressierte und Zeitgeistentnervte so süffig zusammengeführt. Das Team hinter dem Film hat Pionierarbeit geleistet - so eine Finanzierungsmethode könnte sich als nützlich erweisen, um wieder mehr Schräges auf die mittelgroßen Leinwände zu bringen.
Doch weit gefehlt. Iron Sky ist ein sorgfältig gestalteter Film, der gehörige Energie für einen fabulösen und doch geschmacksechten Handlungsverlauf lässt. Zunächst einmal die expliziten und impliziten Filmreferenzen, die nie anbiedernd oder unreif wirken. Chaplins Dikator wurde treffsicher an zentraler Rolle platziert und kann so (meta, meta!) herrlich durch die Verpoppung der Nazi-Kisten strahlen. One size fits all. In einigen Monaten werden ganz viele ultrakluge Aufsätze über die cineastische Effektivität der Herrenrasse erscheinen bestimmt - da kann man dann einigen Humanistenstuss upgraden und gleichzeitig betroffen und belustigt umherformulieren.
Es kommt auch zu keiner Zeit ein Cartman von der Seite, der erzählt, was er denn heute gelernt hat. Der Film ist kein Verdauungsschnaps, der einen beschädelt nach neunzig Minuten im Dunklen lässt. Was ist denn das für ein Gefühl? Progressive Betroffenheit? Teilhabe an der Ablehnung? Großes Kino dank kleinem Kino - selten wurden Filminteressierte und Zeitgeistentnervte so süffig zusammengeführt. Das Team hinter dem Film hat Pionierarbeit geleistet - so eine Finanzierungsmethode könnte sich als nützlich erweisen, um wieder mehr Schräges auf die mittelgroßen Leinwände zu bringen.
4/12/2012
Where the Buffalo Roam, Art Linson
Hier und hier. Und mit diesem Werk wird erst die Position von Hunter S. Thompson in der nordamerikanische Popkulturmythologie so richtig offenbar.
In dieser recht frühen Verfilmung der Abenteuer des wohl bekanntesten wahren Gonzisten (!?) gibt es einen paranormal jungen Bill Murray, der sich mit getönter Brille und Zigarettenspitze durch die nüchterne Restwelt drängelt. (Den Anwalt gibt Peter Boyle, der viel später als grantelnder Vater von Raymond in dessen Sitcom für Millionen Menschen Werktagsabendessen vor der Glotze ermöglicht.) Dieser Hunter ist aber kein einfacher Hallodri, war er ja nie. Erstens ist der Film arg auf den SNL-Veteranen selbst zugeschnitten und bemüht sich nicht, authentische Zeitgeschichte darzustellen. Passt schon. Bill ist ein Guter und bloße Geschichte ist eh nur etwas für nüchterne Nixonisten. Zweitens nimmt der Film den respektlosen (-freien?) Stil seines Protagonisten auf und versucht sich gar nicht in allzu berechnbarer Hurra-Komik: es ist eher eine Zurschaustellung eines letztlich ganz entspannten zivilen Widerstands, der nicht mit Argumenten sondern mit Konsumverhalten unterstrichen wird.
Die amerikanischen Büffel zeigen an, wo Amerika ist. Es gibt auch viele Fahnen in diesem Film. Mit Gilliams Re-Konzeptualisierung viele Jahre später hat das hier erstaunlicherweise wenig zu tun: vor allem ist dieser Film ziemlich spröde. Ohne die kleine Substanzmissbrauchshorrorshow taugt er als Stimmungsdokument der verkaterten 1970er - Fronten geklärt, Budgets verteilt, Meinung gebildet. Ab dafür. Vielleicht sollte man Thompson lieber lesen. Bald kommt das Rum Diary, wieder mit Herrn Depp. Ob Murray einen Cameo kriegt?
In dieser recht frühen Verfilmung der Abenteuer des wohl bekanntesten wahren Gonzisten (!?) gibt es einen paranormal jungen Bill Murray, der sich mit getönter Brille und Zigarettenspitze durch die nüchterne Restwelt drängelt. (Den Anwalt gibt Peter Boyle, der viel später als grantelnder Vater von Raymond in dessen Sitcom für Millionen Menschen Werktagsabendessen vor der Glotze ermöglicht.) Dieser Hunter ist aber kein einfacher Hallodri, war er ja nie. Erstens ist der Film arg auf den SNL-Veteranen selbst zugeschnitten und bemüht sich nicht, authentische Zeitgeschichte darzustellen. Passt schon. Bill ist ein Guter und bloße Geschichte ist eh nur etwas für nüchterne Nixonisten. Zweitens nimmt der Film den respektlosen (-freien?) Stil seines Protagonisten auf und versucht sich gar nicht in allzu berechnbarer Hurra-Komik: es ist eher eine Zurschaustellung eines letztlich ganz entspannten zivilen Widerstands, der nicht mit Argumenten sondern mit Konsumverhalten unterstrichen wird.
Die amerikanischen Büffel zeigen an, wo Amerika ist. Es gibt auch viele Fahnen in diesem Film. Mit Gilliams Re-Konzeptualisierung viele Jahre später hat das hier erstaunlicherweise wenig zu tun: vor allem ist dieser Film ziemlich spröde. Ohne die kleine Substanzmissbrauchshorrorshow taugt er als Stimmungsdokument der verkaterten 1970er - Fronten geklärt, Budgets verteilt, Meinung gebildet. Ab dafür. Vielleicht sollte man Thompson lieber lesen. Bald kommt das Rum Diary, wieder mit Herrn Depp. Ob Murray einen Cameo kriegt?
Fear and Loathing in Las Vegas, Terry Gilliam
Hier und hier. Die Phrasendreschmachine kommt auch gleich zum Einsatz: "Auch nüchtern konsumiert kann dieses Werk über den Rausch selbigen hervorrufen." Ist leider so. Gilliam benutzt Filmtricks wann er will und verlässt sich größtenteils auf das (zugegebenermaßen enorme) Talent seiner Hauptdarsteller.
Die Geschichte ist gar nicht so kompliziert und eigentlich auch das Gegenteil eines Epos (das eventuell in Heilung und Reue münden könnte): zwei Herren sind druff, druff, druff und geben fortwährend Referenzen zum Amerikanischen Traum von sich. Ob nun beim debilen Wüstenrennen, im sinnfreien Las Vegas oder der Verpflegungskapsel namens Hotelzimmer: ganz in Gonzo-Guerilla-Manier wird der Sittlichkeit widerstanden und man schaut, was man mitnehmen kann in der von Spießern verstopften Restwelt. Das ist schon eine Stufe jenseits expliziter Rebellion. Vielleicht Freiheit i. e. S.?
Ein fast schon unangenehmer Sog setzt durch diese Vereinzelung ein. Besteht das Leben etwa aus Reihe von Wach- und Traumphasen? Unterscheiden sich die Illusionen überhaupt oder muss man das anders nennen? Passen die Roten auf die Grünen und mit wieviel Adrenochrom könnte man noch fernsehen? Ein großer Spaß, der letztlich beunruhigt. Das machen aber alle Späße, die was taugen sollten.
Die Geschichte ist gar nicht so kompliziert und eigentlich auch das Gegenteil eines Epos (das eventuell in Heilung und Reue münden könnte): zwei Herren sind druff, druff, druff und geben fortwährend Referenzen zum Amerikanischen Traum von sich. Ob nun beim debilen Wüstenrennen, im sinnfreien Las Vegas oder der Verpflegungskapsel namens Hotelzimmer: ganz in Gonzo-Guerilla-Manier wird der Sittlichkeit widerstanden und man schaut, was man mitnehmen kann in der von Spießern verstopften Restwelt. Das ist schon eine Stufe jenseits expliziter Rebellion. Vielleicht Freiheit i. e. S.?
Ein fast schon unangenehmer Sog setzt durch diese Vereinzelung ein. Besteht das Leben etwa aus Reihe von Wach- und Traumphasen? Unterscheiden sich die Illusionen überhaupt oder muss man das anders nennen? Passen die Roten auf die Grünen und mit wieviel Adrenochrom könnte man noch fernsehen? Ein großer Spaß, der letztlich beunruhigt. Das machen aber alle Späße, die was taugen sollten.
4/09/2012
The Wild Bunch, Sam Peckinpah
Hier und hier. Ist ein breiter herber Schinken mit echten Kerlen und einer rücksichtslosen Zerschlagung bis dahin gängiger Genre-Geruhsamkeit. "Unbequem" ist noch zu wohlwollend ausgedrückt: der wilde Haufen ist fast vollkommen frei von konstanten Sympathieträgern und brummt mit einem wahren Stakkato von Schusswaffengebrauch.
Gewalt, Gewalt, Gewalt: Peckinpah geht seinem Leitmotiv gemäß ungestüm vor und inszeniert einen der wütendsten Filme der Welt. Hier wird keine Ranch eingezäunt oder der Frieden bewahrt oder ein Kälbchen gesucht: es geht um das verdammte Geld und die letzten Gewissheiten in der teilzivilisierten Enge des weiten Westens. Man reiche das Dynamit - zum Aufbau West sind wir nicht hier.
Der Showdown ist ebenso erbarmungslos, nicht nur von der Montage her: da rührt sich ein wenig Moral in den finsteren Gesellen und doch heiligt der Zweck nicht ihre Mittel. Ein ziemliches breites Brett, das. Solch ein Paradebeispiel an amerikanischen Anarchismus hat man im Western-Gewand nicht vermutet. Mit breiten Brettern kann man weit ausholen - sieht aber immer unelegant aus. So rauh kriegt das nur Peckinpah hin.
Gewalt, Gewalt, Gewalt: Peckinpah geht seinem Leitmotiv gemäß ungestüm vor und inszeniert einen der wütendsten Filme der Welt. Hier wird keine Ranch eingezäunt oder der Frieden bewahrt oder ein Kälbchen gesucht: es geht um das verdammte Geld und die letzten Gewissheiten in der teilzivilisierten Enge des weiten Westens. Man reiche das Dynamit - zum Aufbau West sind wir nicht hier.
Der Showdown ist ebenso erbarmungslos, nicht nur von der Montage her: da rührt sich ein wenig Moral in den finsteren Gesellen und doch heiligt der Zweck nicht ihre Mittel. Ein ziemliches breites Brett, das. Solch ein Paradebeispiel an amerikanischen Anarchismus hat man im Western-Gewand nicht vermutet. Mit breiten Brettern kann man weit ausholen - sieht aber immer unelegant aus. So rauh kriegt das nur Peckinpah hin.
4/08/2012
Wild Thing, Josh Bazell
Hier und hier. Sarah Palin? Echt? Wunderbar. Da gehört sie hin.
Bazell hat dieses Geschwindigkeitstalent: im Großdruck des Taschenbuchs jagt er einen über die Seiten wie ein Irrer und jubelt einem sogleich die seltsamsten Szenarien unter. WT ist eine Variation der Monstersuche, der Expedition ins ungewisse unelektrifizierte Hinterland. Teilweise jedenfalls. Insgesamt gilt es diverse Komplotte zu durchleben um dann mit einem wuchtigen Sprung am Ufer zu landen.
Ein ganz dickes U. Warum macht man da kein feines schnelles 85-Minuten-Filmscript draus? Es muss auch nicht die echte Sarah mitmachen. Mit den richtigen Argumenten würde sie das aber bestimmt.
Bazell hat dieses Geschwindigkeitstalent: im Großdruck des Taschenbuchs jagt er einen über die Seiten wie ein Irrer und jubelt einem sogleich die seltsamsten Szenarien unter. WT ist eine Variation der Monstersuche, der Expedition ins ungewisse unelektrifizierte Hinterland. Teilweise jedenfalls. Insgesamt gilt es diverse Komplotte zu durchleben um dann mit einem wuchtigen Sprung am Ufer zu landen.
Ein ganz dickes U. Warum macht man da kein feines schnelles 85-Minuten-Filmscript draus? Es muss auch nicht die echte Sarah mitmachen. Mit den richtigen Argumenten würde sie das aber bestimmt.
I Saw the Devil, Jee-woon Kim
Aus gegebenem Anlass. Hier und hier. Ausgezeichnet und entnervend. Hier wird gemordet ohne Sühne. Wer ein Grab gräbt, steht im Ende selbst drin. Wichtige Themen, zeitlose Themen. Einmalig abgeliefert. Der Film ist komplizierter als man denkt, und zwar auf mitreißende Art und Weise.
ISTD bietet ein harmonisches Gesamtbild aus Hass und Verlust. Rache ist schließlich ein großer Verknüpfer und Motivator und wird oft mit Gesetzen (höheren und inneren) verwechselt. Da soll etwas ausgewogen werden. Da verdient einer etwas und jemand anders hat es abzuleisten. ISTD stellt das in seiner Absurdheit sehr fein dar.
ISTD ist aber auch ein unberechenbarer Schocker i. e. S.: die Tat am Anfang nimmt in ihrer Drastik zuerst alles ein. Dann passieren weitere Dinge. Es peitscht weiter und nur langsam begreift man das Ausmaß des Nichtmenschlichen und die Kraftlosigkeit aller Beteiligten. Die Aktionssequenzen sind wohlproportioniert, bleiben überraschend und seltsam furchtlos. Messereinsatz im fahrenden Auto? Das ist beunruhigend neu, jedenfalls so.
ISTD kennt kein Erbarmen. Wenn man den Teufel gesehen hat könnte man solchen Quatsch ja auch endlich lassen.
ISTD bietet ein harmonisches Gesamtbild aus Hass und Verlust. Rache ist schließlich ein großer Verknüpfer und Motivator und wird oft mit Gesetzen (höheren und inneren) verwechselt. Da soll etwas ausgewogen werden. Da verdient einer etwas und jemand anders hat es abzuleisten. ISTD stellt das in seiner Absurdheit sehr fein dar.
ISTD ist aber auch ein unberechenbarer Schocker i. e. S.: die Tat am Anfang nimmt in ihrer Drastik zuerst alles ein. Dann passieren weitere Dinge. Es peitscht weiter und nur langsam begreift man das Ausmaß des Nichtmenschlichen und die Kraftlosigkeit aller Beteiligten. Die Aktionssequenzen sind wohlproportioniert, bleiben überraschend und seltsam furchtlos. Messereinsatz im fahrenden Auto? Das ist beunruhigend neu, jedenfalls so.
ISTD kennt kein Erbarmen. Wenn man den Teufel gesehen hat könnte man solchen Quatsch ja auch endlich lassen.
4/06/2012
American Psycho, Mary Harron
Hier und hier. Klassenziel erreicht. In dieser zwingend erforderlichen Adaption (einer musste es ja machen) hat man sich für eine Lesart entschieden und führt das Grauen vor und auf: die 1980er. Bale-Man ist ein feiner ruppiger Hack-Clown. Erbärmlich, komisch, engagiert, unglaublich angezogen. Fein. Hier wurde nichts heruntergenudelt: Harron hat die komischen Qualitäten des Romans verstanden. Er hat auch andere, aber die passen irgendwie nicht ins große Kino, dessen Produkt der Roman ja auch irgendwie ist.
Die Teile und das Ganze verhalten sich seltsam. Einzelne Szenen sind schon sehr rührend und bezeichnend, aber als Gesamtpaket kann man nur an die plakativen (und humoristischen) Auswüchse denken. Das unglaublich saubere Wohnzimmer, das leere Büro (was zum Donner tut der Mann denn bloß), die konzentrierte Benutzung von MC-Walkmen und Nutten. Bateman ist eher ein Stil als eine Figur, ein Phantom und Menschenersatz. Er ist gar nicht Teil einer größeren Welt, die es zu erobern gälte - er ist eher ein Prinzip, dass alle Einwohner atmen. Ein Klischee vom Klischee? Des Lesers ganz eigene Marionette?
Das Musical kommt bald. Die ersten Reihen dürfen Regenjacken tragen. Das ist auch gar nicht so lustig: im Publikum werden Menschen sitzen, die für Kleidung und Erscheinung abstruse Summen zahlen, vielleicht auch für's Heimwerken.
Die Teile und das Ganze verhalten sich seltsam. Einzelne Szenen sind schon sehr rührend und bezeichnend, aber als Gesamtpaket kann man nur an die plakativen (und humoristischen) Auswüchse denken. Das unglaublich saubere Wohnzimmer, das leere Büro (was zum Donner tut der Mann denn bloß), die konzentrierte Benutzung von MC-Walkmen und Nutten. Bateman ist eher ein Stil als eine Figur, ein Phantom und Menschenersatz. Er ist gar nicht Teil einer größeren Welt, die es zu erobern gälte - er ist eher ein Prinzip, dass alle Einwohner atmen. Ein Klischee vom Klischee? Des Lesers ganz eigene Marionette?
Das Musical kommt bald. Die ersten Reihen dürfen Regenjacken tragen. Das ist auch gar nicht so lustig: im Publikum werden Menschen sitzen, die für Kleidung und Erscheinung abstruse Summen zahlen, vielleicht auch für's Heimwerken.
4/05/2012
Rabid, David Cronenberg
Hier und hier. Wut, Wut, Wut. Kaputtmachen! Zuerst fährt da so ein Racker mit der Ische Moped. Das zeugt ja schon von unverhohlenen Aggressionen und Verachtung für die Sittlichkeit. Dann fliegt die Eule vom heißen Stuhl und muss in der nahegelegenen Experimentalklinik neu verhäutet werden. Nach langem Schlummer bekommt sie... einen Stachel. Einen Stachel?! Ja, unterm Arm. Unterm Arm?! Genau.
Jetzt wird das Darling griffig und saugt durch Umarmungen Menschen aus, auch hässliche. Sie penetriert quasi unverhohlen im Dunklen zwischen den Körpern. Sie fixt an und saugt ab. Sie übernimmt eine vage männliche Rolle und nimmt sich, wonach sie hungert. In wachen Momenten warnt sie ihre Umgebung. Ehemalige Opfer werden rasend und hungrig, haben aber keinen feinen Stachel.
Der Reißer liegt sehr quer - teils kann man dumpfeste Zivilisationskritik vermuten. Musste die Hauptrolle unbedingt von eben jener Frau übernommen werden? Ist das nun U oder E und wo kann man die Petition unterschreiben?
Jetzt wird das Darling griffig und saugt durch Umarmungen Menschen aus, auch hässliche. Sie penetriert quasi unverhohlen im Dunklen zwischen den Körpern. Sie fixt an und saugt ab. Sie übernimmt eine vage männliche Rolle und nimmt sich, wonach sie hungert. In wachen Momenten warnt sie ihre Umgebung. Ehemalige Opfer werden rasend und hungrig, haben aber keinen feinen Stachel.
Der Reißer liegt sehr quer - teils kann man dumpfeste Zivilisationskritik vermuten. Musste die Hauptrolle unbedingt von eben jener Frau übernommen werden? Ist das nun U oder E und wo kann man die Petition unterschreiben?
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