Ein sehr beklopptes Ende. Das Hal9000/Skynet-Ding bekommt was ins Auge und geht unter. Das ist bei Sauron auch nicht so gelaufen. Jaja, das Auge und seine Gewalt.
Ansonsten: die Invasion der Dinglichkeit. Was Transformers (ja, danke, Shia) mit Kirmesschwung macht, versucht Eagle Eye anhand bekannter U- und E-Maschinen. Also eher durchschnittliche Explosionskost, obgleich da wenigstens was für's Auge (s.o.) abfällt. Außerdem ist ein Film, in dem Billy Bob dran glauben muss, verdächtig und unprämierbar.
8/11/2009
8/01/2009
The Zombie Survival Guide: Complete Protection from the Living Dead, Max Brooks

Endlich hat sich ein junger Patriot und Humanist namens Max Brooks ein Herz gefasst und für all diese Lämmer einen Wegweiser verfasst, der über die Do's und auch die Don't's im kommenden Zeitalter der Verteidigung des lebendigen Fleisches aufklärt. Die einzelnen klaren Kapitel decken alle Fragen ab, die sich im Falle kleiner und großer Zwischenfälle mit den verdauungslosen Fressmaschinen ergeben können. Kampf unter Wasser! Der Segen eines Mountain Bikes! Ein Kettenhemd - ja oder nein? Warum gehört ein Kartenspiel in den Rucksack? Wieviel Munition braucht meine Machete?
Also: Seid bereit! SEID IMMER BEREIT!
Das Bild stammt vom Blog blackpoliticalthought.blogspot.com.
Flood, Andrew Vachss
Noiry Thrillerkost, dessen Titel von den Fanseiten des Herrn Palahniuk stammt. Und ein wenig Enttäuschung macht sich schon breit: die Femme ist fatal und kann Karate, der Haudegen-Held ist freilich grob und minimalst moralisch und die Widersacher sind außer bösartig nicht viel mehr. Was soll da so besonderes da sein? Die Nutten? Die Transen? Die Transennutten? Nee, das ist doch nichts neues. Charles Himes kann das besser.
In Büchern wie Flood beginnen die Pädophilen damit, auch den Leser zum Opfer zu machen: dank ihrer gnadenlosen Eindimensionalität. Kinderschänder sind immer egal, deshalb ist ihr gewaltsames Ableben auch weder kathartisch noch feierwürdig. Es ist ja nicht schlimm, wenn ein Genrewerk genretypisch simpel sein will... aber es muss stilistische Schärfe und Eindeutigkeit besitzen, einen dekorativen Mehrwert. Tarantino verstand dies. Einst.
Herr Vachss hat aber eine coole Augenklappe. Immerhin.
In Büchern wie Flood beginnen die Pädophilen damit, auch den Leser zum Opfer zu machen: dank ihrer gnadenlosen Eindimensionalität. Kinderschänder sind immer egal, deshalb ist ihr gewaltsames Ableben auch weder kathartisch noch feierwürdig. Es ist ja nicht schlimm, wenn ein Genrewerk genretypisch simpel sein will... aber es muss stilistische Schärfe und Eindeutigkeit besitzen, einen dekorativen Mehrwert. Tarantino verstand dies. Einst.
Herr Vachss hat aber eine coole Augenklappe. Immerhin.
7/28/2009
The Rebel Sell, J. Heath & A. Potter
Untertitel: How the Countercultural Became Consumer Culture.
Das wurde ja auch Zeit. Endlich bekommen diese dumpfen Globalisierungsgegner, die sich von ihrem Antiwelthandelstreffen gern einmal ein Tshirt mitnehmen und die wegen bolivianischer Esel nur Fairtrade-Bohnen kaufen, hochwertige Informationen vorgesetzt. Heath und Potter entzaubern diesen chicen Hype des "alternativen" Lebens, des sogenannten politisch motivierten Einkaufens und bringen die simplen Zwänge der Verbraucheritis auf den Punkt. Von den Beats über die Hippies zu den GenXers: immer war der eigene Narzissmus Grund für das komplexe Gerödel an der Kasse.
Die Schreibe ist sehr schick: in fixen Kapiteln reiten die beiden Autoren durch die Konsumentenwelt und klatschen Alanis Morissette und Starbucks-Gegner ab, ohne auf ihren zerstörten Leibern herumzuwalzen. Muss ja auch nicht sein. Aber diese verkackten PR-Aushilfen mit ihren Biokarotten und Soja-Surrogaten nerven schon lange. Heath & Potter hätten sich aber an manchen Stellen auch kürzer fassen können, teils zerfasern die Kapitel in interessante, aber wenig apellative Episoden. Dankbar darf man für die Nennung von Thorstein Veblen sein, dessen Schriften weitere Perspektiven erschließen könnten.
Und es muss gestanden werden, dass der Konsumgräber sich freut, denn er fühlt sich bestätigt: Kalle Lasns Adbusters sind freilich ein guter Anfang, da sie die Warenströme des Lebens bemerkbar machen. Doch auch in diesem Blog wurde nach der Lektüre von Culture Jam bemerkt, dass Lasn irgendwie zu wenig Radikalismus an den Tag legt. Man könnte fast meinen, er ist noch in der Ästhetik gefangen, während er den erhabenen Anblick des totalen (wertneutralen) Kapitalismus vermeidet.
Auf zu Burger King. Wir brauchen mehr Transformers-Bausätze aus blindmachenden PVC-Derivaten. Der Feind ist kein Subjekt. Die Revolution wird nicht in Büchern angekündigt werden.
Das wurde ja auch Zeit. Endlich bekommen diese dumpfen Globalisierungsgegner, die sich von ihrem Antiwelthandelstreffen gern einmal ein Tshirt mitnehmen und die wegen bolivianischer Esel nur Fairtrade-Bohnen kaufen, hochwertige Informationen vorgesetzt. Heath und Potter entzaubern diesen chicen Hype des "alternativen" Lebens, des sogenannten politisch motivierten Einkaufens und bringen die simplen Zwänge der Verbraucheritis auf den Punkt. Von den Beats über die Hippies zu den GenXers: immer war der eigene Narzissmus Grund für das komplexe Gerödel an der Kasse.
Die Schreibe ist sehr schick: in fixen Kapiteln reiten die beiden Autoren durch die Konsumentenwelt und klatschen Alanis Morissette und Starbucks-Gegner ab, ohne auf ihren zerstörten Leibern herumzuwalzen. Muss ja auch nicht sein. Aber diese verkackten PR-Aushilfen mit ihren Biokarotten und Soja-Surrogaten nerven schon lange. Heath & Potter hätten sich aber an manchen Stellen auch kürzer fassen können, teils zerfasern die Kapitel in interessante, aber wenig apellative Episoden. Dankbar darf man für die Nennung von Thorstein Veblen sein, dessen Schriften weitere Perspektiven erschließen könnten.
Und es muss gestanden werden, dass der Konsumgräber sich freut, denn er fühlt sich bestätigt: Kalle Lasns Adbusters sind freilich ein guter Anfang, da sie die Warenströme des Lebens bemerkbar machen. Doch auch in diesem Blog wurde nach der Lektüre von Culture Jam bemerkt, dass Lasn irgendwie zu wenig Radikalismus an den Tag legt. Man könnte fast meinen, er ist noch in der Ästhetik gefangen, während er den erhabenen Anblick des totalen (wertneutralen) Kapitalismus vermeidet.
Auf zu Burger King. Wir brauchen mehr Transformers-Bausätze aus blindmachenden PVC-Derivaten. Der Feind ist kein Subjekt. Die Revolution wird nicht in Büchern angekündigt werden.
7/27/2009
Period, Dennis Cooper
Der letzte Teil von fünf. Da Herr Cooper nicht Agatha Christie heißt, gibt es auch keine "Auflösung" oder solchen Kinderkram. Vielmehr wird George noch mehr zum Gespenst, er hat irgendetwas mit dieser Geschichte um Satansanbetung und Verstümmelung zu tun. Was? Er ist nah, sein Schatten flackert durch das Fenster.

Die unvergleichlichen Cooper-Texte laden freilich zum wilden Fabulieren ein.
Wenn Charaktere in einer Geschichte ein Stück ihrer Selbst verlieren, dann ist das ein Gewalt-Event. Da ist ein Punkt der Abhackung, so wie ihn männliche Teenager erleben könnten. Wer tat was wem wie an? Aber wenn die Charaktere schon bei Beginn der Geschichte unvollständig sind und bereits (adoleszenzinduzierte?) Amputationen erfuhren, wie real ist dann dieser vergangene Abhackungspunkt?
Etwas eigenartiges geschah kurz vor dem letzten Lektüre-Akt: der Konsumgräber sah den Trailer zu Tron2 in HD und bekam die Bilder bei Period nicht aus dem Kopf. Cooper macht also Cyberwelten? Nunja: in dem Trailer gibt es vielerlei glänzendes Schwarz und einen leeren Himmel, einzelne Neonsterne beleuchten nur sich selbst und da unten, auf einer endlosen Ebene jagen die Partikel (Avatare, Protagonisten, Algorithmen?) dahin und teilweise auch einander. So nah sind die Arenen. Dennis Cooper und Disney, Facetten eines Ganzen.
Whoa, das kann es doch noch nicht gewesen sein.
Bild von SciFiCool.

Die unvergleichlichen Cooper-Texte laden freilich zum wilden Fabulieren ein.
Wenn Charaktere in einer Geschichte ein Stück ihrer Selbst verlieren, dann ist das ein Gewalt-Event. Da ist ein Punkt der Abhackung, so wie ihn männliche Teenager erleben könnten. Wer tat was wem wie an? Aber wenn die Charaktere schon bei Beginn der Geschichte unvollständig sind und bereits (adoleszenzinduzierte?) Amputationen erfuhren, wie real ist dann dieser vergangene Abhackungspunkt?
Etwas eigenartiges geschah kurz vor dem letzten Lektüre-Akt: der Konsumgräber sah den Trailer zu Tron2 in HD und bekam die Bilder bei Period nicht aus dem Kopf. Cooper macht also Cyberwelten? Nunja: in dem Trailer gibt es vielerlei glänzendes Schwarz und einen leeren Himmel, einzelne Neonsterne beleuchten nur sich selbst und da unten, auf einer endlosen Ebene jagen die Partikel (Avatare, Protagonisten, Algorithmen?) dahin und teilweise auch einander. So nah sind die Arenen. Dennis Cooper und Disney, Facetten eines Ganzen.
Whoa, das kann es doch noch nicht gewesen sein.
Bild von SciFiCool.
He Was a Quiet Man, Frank A. Cappello
Capello hat auch Constantine gemacht. Soso! Das hilft bei einer Notiz zu HWAQM aber auch nicht weiter.
Das ist ja so eine Sache mit der schlechten Laune. Die muss ja auch verteidigt werden. Und wenn einem, der eigentlich fertig hat, doch etwas gutes widerfährt, dann folgt dem Erstaunen die Verunsicherung.
Ein verhinderter Amokläufer muss feststellen, dass er sein Leben nicht so beenden kann, wie er will: da sind noch Überzeugungen in seinem Kopf, deren Schlagschatten ihn irgendwie zum Weitermachen bringen. Phantom-Emotionen. Außerdem ist da die Liebe, gefangen in einem verkrüppelten Körper. Hier treffen geschundenes Inneres und Äußeres aufeinander und vermischen ihre Kontaktzone.
Beworben wird das Produkt als Mischung von Falling Down und Fight Club. Ja, gut. Mit denen hat es mehr zu tun als mit dem Teufelstänzchen Constantine. Aber für die Blockbuster-Liga ist HWAQM zu spröde. Gut so.
Das ist ja so eine Sache mit der schlechten Laune. Die muss ja auch verteidigt werden. Und wenn einem, der eigentlich fertig hat, doch etwas gutes widerfährt, dann folgt dem Erstaunen die Verunsicherung.
Ein verhinderter Amokläufer muss feststellen, dass er sein Leben nicht so beenden kann, wie er will: da sind noch Überzeugungen in seinem Kopf, deren Schlagschatten ihn irgendwie zum Weitermachen bringen. Phantom-Emotionen. Außerdem ist da die Liebe, gefangen in einem verkrüppelten Körper. Hier treffen geschundenes Inneres und Äußeres aufeinander und vermischen ihre Kontaktzone.
Beworben wird das Produkt als Mischung von Falling Down und Fight Club. Ja, gut. Mit denen hat es mehr zu tun als mit dem Teufelstänzchen Constantine. Aber für die Blockbuster-Liga ist HWAQM zu spröde. Gut so.
JCVD, Mabrouk El Mechri
So wird das gemacht, jawohl. Man muss sich eingestehen, dass Filme auf Basis von Echtzeit, -raum, -personen schon vor längerer Zeit das Kino erreicht haben. I'm not there, aber wo denn dann? Authentisch soll es sein - und weil Filme wie Karate Tiger (oder überhaupt Actionfilme) nicht mehr ohne weiteres für die Masse funktionieren, kann sich der Platzhirsch des Genres auch mal etwas so feines wie JCVD überlegen.
JCVD ist keine Satire, keine Angst - ein zweiter Last Action Hero musste von der UNO nicht verhindert werden. Nein, der Film lässt einen B-Movie-Bolzen einen B-Movie-Bolzen mit identischem Namen spielen. Und der macht das gut. JCVD ist auch kein Epos, eher ein Kleinstadtthriller. Aber immerhin kommt der entheldete Held zu einem wirklich guten Monolog, Authenzität (Authentismus?) hin oder her.
Monsieur Van Damme, hatten Sie die Idee zu diesem Film selbst? Kann nicht sein! Auf's Maul!
JCVD ist keine Satire, keine Angst - ein zweiter Last Action Hero musste von der UNO nicht verhindert werden. Nein, der Film lässt einen B-Movie-Bolzen einen B-Movie-Bolzen mit identischem Namen spielen. Und der macht das gut. JCVD ist auch kein Epos, eher ein Kleinstadtthriller. Aber immerhin kommt der entheldete Held zu einem wirklich guten Monolog, Authenzität (Authentismus?) hin oder her.
Monsieur Van Damme, hatten Sie die Idee zu diesem Film selbst? Kann nicht sein! Auf's Maul!
Hangover, Todd Phillips
Erfolgreich ist dieser Kater ja - wahrscheinlich weil er so sehr sommerlich daher kommt. Und wenn es warm wird, dann verdunstet mehr Flüssigkeit und der Elektrolytehaushalt gerät ins schlingern. Irgendwann ist dann nur noch zerknüllte Alufolie zwischen den Ohren.
Ein schöner Film. Aber brav. Doch, brav: hier ist alles zu vorgezeichnet. Las Vegas als Touristenattraktion der Mittelschicht, die sich ein Jahr in einem eierquetschenden Drecksjob abplagen muss um dann 32 Stunden orgiastisch zubringen zu dürfen. Las Vegas, das Ventil. Wo wäre man denn ohne? Wahrscheinlich bei einem ausgewogeneren Alltagsleben... aber egal. Hangover ist ja keine Sozialklamotte, sondern eine Komödie. Und das geht ok. Teils werden die herben Scherze aus dem Judd-Apatow-Kosmos simuliert, aber nur teils. Zumindest geht das Produkt in der zweiten Hälfte ein wenig von der Bremse.
Brav kann schön sein. Voll in die Fresse, ja, aber das Produkt hat freilich wenig mit Leaving Las Vegas gemein. Schön.
P.S.: Den Vegas-Wahn fängt Very Bad Things viiiiiiel besser ein. Da erreicht man den Abspann nicht so entspannt wie im klebrig-menschelnden Hangover.
Ein schöner Film. Aber brav. Doch, brav: hier ist alles zu vorgezeichnet. Las Vegas als Touristenattraktion der Mittelschicht, die sich ein Jahr in einem eierquetschenden Drecksjob abplagen muss um dann 32 Stunden orgiastisch zubringen zu dürfen. Las Vegas, das Ventil. Wo wäre man denn ohne? Wahrscheinlich bei einem ausgewogeneren Alltagsleben... aber egal. Hangover ist ja keine Sozialklamotte, sondern eine Komödie. Und das geht ok. Teils werden die herben Scherze aus dem Judd-Apatow-Kosmos simuliert, aber nur teils. Zumindest geht das Produkt in der zweiten Hälfte ein wenig von der Bremse.
Brav kann schön sein. Voll in die Fresse, ja, aber das Produkt hat freilich wenig mit Leaving Las Vegas gemein. Schön.
P.S.: Den Vegas-Wahn fängt Very Bad Things viiiiiiel besser ein. Da erreicht man den Abspann nicht so entspannt wie im klebrig-menschelnden Hangover.
7/23/2009
T.A.Z. - The Temporary Autonomous Zone - Ontological Anarchy - Poetic Terrorism, Hakim Bey
Auf, auf, Piraten, johoo. Hakim Bey ist eine jener Persönlichkeiten, die wohl nie in Geschichtstexten über das dämmernde dritte Jahrtausend erwähnt werden wird. Er ist belesen und engagiert und man kann sich vorstellen, dass er in einem zu engen Zimmer mit enorm viel Druckwerk unterschiedlichster Art haust. Vor einer antiken Schreibmaschine hackt er seine Texte und erhellt den Teil der Welt, der ihn findet.
Es geht um nichts geringeres als Freiheit, jawohl. Wie frei ist gut? Sehr frei ist noch zu wenig! Anarchie muss her, im Kopf und außerhalb. Trotzdem ist Bey kein schicker Grundschulpädagoge (die grölen das ja manchmal auch).
Nur Freiheit ermöglicht lustvolle und sinnerfüllte menschliche Existenz. Deshalb preist Bey das Piratentum. Man bilde eine Bande und begebe sich auf Fahrt. Man suche sich einen Hafen und sehe ihn als zeitweise Zuflucht vom Rum-saufen auf See. Mit den Landratten und ihren Mauern und Türmen und Banken und Starbucksen kann man sich nie einigen - also meiden.
Bei aller Feierei muss eines aber geschaffen werden: nämlich die T.A.Z. Ein gähnendes Herumzecken langt nicht. Die Bedingungen für etwas echtes und bewegendes sind immer endlich - und doch müssen sie immer neu erarbeitet werden. Nur wo Kräfte roh walten können, kann auch etwas entstehen. Innovation kann nie durch Gehorsam erlangt werden.
Beys Text befasst sich unter anderem mit Geschichte, dem Teufel und dem Internet. Er kann an viele Themen der Gegenwart andocken: flash-mobs, nomadische Existenz, zwanghafte Individualisierung und Systemgrenzen der herrschenden Autoritäten. Sein Text läuft aber dem Zeitgeist nicht modisch hinterher sondern offenbart ein erdige und hoffnungsvolle Sicht auf die herbe Welt da draußen. Sehr empfehlenswerte Lektüre.
Hier auf deutsch umsonst.
Hier auf englisch gegen Geld.
Und hier der Verlag.
Es geht um nichts geringeres als Freiheit, jawohl. Wie frei ist gut? Sehr frei ist noch zu wenig! Anarchie muss her, im Kopf und außerhalb. Trotzdem ist Bey kein schicker Grundschulpädagoge (die grölen das ja manchmal auch).
Nur Freiheit ermöglicht lustvolle und sinnerfüllte menschliche Existenz. Deshalb preist Bey das Piratentum. Man bilde eine Bande und begebe sich auf Fahrt. Man suche sich einen Hafen und sehe ihn als zeitweise Zuflucht vom Rum-saufen auf See. Mit den Landratten und ihren Mauern und Türmen und Banken und Starbucksen kann man sich nie einigen - also meiden.
Bei aller Feierei muss eines aber geschaffen werden: nämlich die T.A.Z. Ein gähnendes Herumzecken langt nicht. Die Bedingungen für etwas echtes und bewegendes sind immer endlich - und doch müssen sie immer neu erarbeitet werden. Nur wo Kräfte roh walten können, kann auch etwas entstehen. Innovation kann nie durch Gehorsam erlangt werden.
Beys Text befasst sich unter anderem mit Geschichte, dem Teufel und dem Internet. Er kann an viele Themen der Gegenwart andocken: flash-mobs, nomadische Existenz, zwanghafte Individualisierung und Systemgrenzen der herrschenden Autoritäten. Sein Text läuft aber dem Zeitgeist nicht modisch hinterher sondern offenbart ein erdige und hoffnungsvolle Sicht auf die herbe Welt da draußen. Sehr empfehlenswerte Lektüre.
Hier auf deutsch umsonst.
Hier auf englisch gegen Geld.
Und hier der Verlag.

7/22/2009
Und Nietzsche weinte, Irvin D. Yalom
So ein Haufen Mist. Ein Ausflug auf die Rosi-Pilcher-Farm. Endlose Dialoge toter Charaktere. Die historischen Personen werden textuell rundgelutscht, damit sie hübsch ins Regal passen.
Gähn.
Gähn.
7/19/2009
A Thousand Years of Nonlinear History, Manuel de Landa
"Materialismus" ist ein hartes Schlagwort und hat eigentlich wenig mit Kaufrausch zu tun. Hier geht es auch weniger um die Akkumulation von Krempel, sondern um seine Produktion, Emission und den Krempelfluss im Allgemeinen und Speziellen. Geschichtsphilosophie also. Es gibt auch einen wiki zu dem Produkt.
Warum wird sowas im Konsumgraben erwähnt? Weil es unter anderen auch zur Unterhaltung beitrug.
Es geht um das zweite Jahrtausend. De Landa untersucht den Gang von drei Arten von Materie: geologische, ökonomische und linguistische. Ja, das nennt er alles Materie, obwohl man nur ersteres vielleicht direkt im Laden in Form von Kohlenbriketts oder Verlobungsringen kaufen kann. Also: alle drei Materialien wurden im letzten Jahrtausend gehörig durcheinander gewirbelt. Sie wurden an alle Enden des Globus getragen, verknüpften diese miteinander und ermöglichten die Schaffung neuer Abhängigkeiten und Zusammenhänge. De Landa betont dabei die vielschichtige Dynamik: er fängt bei der Energie der Sonne an und landet irgendwann beim Joghurt, aber er malt keinen einzigen schwarzen Pfeil zwischen beide. Sinnvollerweise setzt er um das Jahr 1700 einen kleinen Punkt: da waren die Systeme so vielschichtig verwurzelt, dass sie sich selbst erhalten konnten (obwohl diese Meinung eigentlich eher furchteinflössend ist).
Inhaltlich geht es (wie "nonlinear" schon impliziert) um die deleuzianische Perspektive, inklusive Emergenz, Werden statt Sein, Komplexität und Bifurkationen. A Thousand Years ist keineswegs düster grollend oder provokativ aber es entzieht jeglichem Anthropozentrismus oder sonstwelcher Romantik den Boden. De Landa schreibt sehr klar und verständlich und auch von Verlagsseite (Swerve) wurde durch das gute Layout eines der besseren geisteswissenschaftlichen Taschenbücher geschaffen. Hier ist es zu erstehen. De Landa ist kein Peter Lustig. Er erklärt nicht die Welt sondern argumentiert für eine bestimmte Sichtweise auf selbige. Sein Schlusswort ist, so wie es sein soll, am erhellendsten: einige Schlüsselbegriffe seiner Disziplin werden von De Landa einleuchtend kontextualisiert. Fragt sich nur, ob das so bleibt.
Warum wird sowas im Konsumgraben erwähnt? Weil es unter anderen auch zur Unterhaltung beitrug.
Es geht um das zweite Jahrtausend. De Landa untersucht den Gang von drei Arten von Materie: geologische, ökonomische und linguistische. Ja, das nennt er alles Materie, obwohl man nur ersteres vielleicht direkt im Laden in Form von Kohlenbriketts oder Verlobungsringen kaufen kann. Also: alle drei Materialien wurden im letzten Jahrtausend gehörig durcheinander gewirbelt. Sie wurden an alle Enden des Globus getragen, verknüpften diese miteinander und ermöglichten die Schaffung neuer Abhängigkeiten und Zusammenhänge. De Landa betont dabei die vielschichtige Dynamik: er fängt bei der Energie der Sonne an und landet irgendwann beim Joghurt, aber er malt keinen einzigen schwarzen Pfeil zwischen beide. Sinnvollerweise setzt er um das Jahr 1700 einen kleinen Punkt: da waren die Systeme so vielschichtig verwurzelt, dass sie sich selbst erhalten konnten (obwohl diese Meinung eigentlich eher furchteinflössend ist).
Inhaltlich geht es (wie "nonlinear" schon impliziert) um die deleuzianische Perspektive, inklusive Emergenz, Werden statt Sein, Komplexität und Bifurkationen. A Thousand Years ist keineswegs düster grollend oder provokativ aber es entzieht jeglichem Anthropozentrismus oder sonstwelcher Romantik den Boden. De Landa schreibt sehr klar und verständlich und auch von Verlagsseite (Swerve) wurde durch das gute Layout eines der besseren geisteswissenschaftlichen Taschenbücher geschaffen. Hier ist es zu erstehen. De Landa ist kein Peter Lustig. Er erklärt nicht die Welt sondern argumentiert für eine bestimmte Sichtweise auf selbige. Sein Schlusswort ist, so wie es sein soll, am erhellendsten: einige Schlüsselbegriffe seiner Disziplin werden von De Landa einleuchtend kontextualisiert. Fragt sich nur, ob das so bleibt.
Friday the 13th, Marcus Nispel
Dieses Produkt ist eines von vielen nach vielen - die ganzen Slasher-Remakes bedienen sich an einem enormen Fundus solcherlei B-Movies der 80er und verpassen der Optik ein Update. Inhaltlich wird nicht viel verändert. In dem vorliegenden Beispiel wird die Handlung allerdings komprimiert. Sei's drum: Heranwachsende der Westlichen Zivilisationen nutzen erst Micky Mouse, dann Superman und schließlich Jason (und Freddy und Michael...) als Unterhaltungswerkzeuge. Warum? Weil sie es können. Die stumme Todesmaschine darf mit Tabus herumspielen, um deren Gewicht sich jeder vor dem Erwachsen-Sein einen Kopf machen sollte. Ach nee, streicht das, das klingt voll pädagogisch.
Wer sich mit den Schock-Mechanismen und dem Lo-Fi-Unterhaltungskosmos weiter beschäftigen will, der sollte unbedingt die Dämonentheorie von Herrn Jones lesen. Welch ein Brecher.
The Blair Witch Project, Daniel Myrick & Eduardo Sánchez
Und wieder sind es die jungen Menschen, die scheitern. Dummheit muss bestraft werden. Los, leidet - leidet für die Schwäche euresgleichen.
So soll es sein. Zwar ist das hier ein Produkt, dass damals durch gemeinen Pseudorealitätsanspruch beworben wurde, aber auch mit dem Wissen ob der Existenz von Regisseuren kann der Grusel aufkommen. Denn letzterer ist ja das, was im Köpfchen entsteht und durch beiläufige Bilder und Geräusche stimuliert wird.
Es sind diese kleinen Dinge am falschen Ort, die erst Verwunderung stiften und dann eine unheilvolle Narration erzwingen, die das ganze verknüpft. Zuerst die Ereignisse: Geräusche im Dunkeln, plötzliche Gesteinsformationen, Kinderrufe. Das Zuschauerhirn kann diese Dinge nur in Reihe schalten, indem es den zuvor arglos gestreuten Gerüchten um menschenmordende Waldbewohner Glauben schenkt. Horror macht den Zuschauer zum Opfer und ist deshalb eines der wahrheitsstiftenden Filmgenres wo gibt.
Freilich sind die verschleimten Nasenlöcher mittlerweile überall kopiert worden, aber sei es drum. Die Hexe von Blair darf in ihren Wäldern bleiben. Der Film hat die Art des Filmemachens in Hollywood nachhaltig beeinflusst.
So soll es sein. Zwar ist das hier ein Produkt, dass damals durch gemeinen Pseudorealitätsanspruch beworben wurde, aber auch mit dem Wissen ob der Existenz von Regisseuren kann der Grusel aufkommen. Denn letzterer ist ja das, was im Köpfchen entsteht und durch beiläufige Bilder und Geräusche stimuliert wird.
Es sind diese kleinen Dinge am falschen Ort, die erst Verwunderung stiften und dann eine unheilvolle Narration erzwingen, die das ganze verknüpft. Zuerst die Ereignisse: Geräusche im Dunkeln, plötzliche Gesteinsformationen, Kinderrufe. Das Zuschauerhirn kann diese Dinge nur in Reihe schalten, indem es den zuvor arglos gestreuten Gerüchten um menschenmordende Waldbewohner Glauben schenkt. Horror macht den Zuschauer zum Opfer und ist deshalb eines der wahrheitsstiftenden Filmgenres wo gibt.
Freilich sind die verschleimten Nasenlöcher mittlerweile überall kopiert worden, aber sei es drum. Die Hexe von Blair darf in ihren Wäldern bleiben. Der Film hat die Art des Filmemachens in Hollywood nachhaltig beeinflusst.
Broken Angels, Richard K. Morgan
Die zerbrochenen Engel sind eigentlich fossile Marsianer. Huch, war das jetzt ein Spoiler? Nein!
Warum wurde dieses Produkt konsumiert? Weil der Vorgänger sehr unterhaltsam war. In Altered Carbon war der Detektivroman noch das ferne Vorbild, bei Broken Angels ein wenig Indy Jones, Rambo und Buck Rogers. Aber steht ihm gut, dem Roman.
Freilich ist die ferne Zukunft düster: Fleisch ist immer noch billig und austauschbar. Die Menschen hausen in Speicherchips am Rückgrat und bewohnen ihre ablebbaren Körper nur zeitweise. Solange die Chips existieren und aus den verkohlten Leichnamen gepult werden können, solange ereilt einen auch nicht der Echte Tod. Morgan macht einem klar, dass das Besiedeln anderer Sonnensystem eigentlich nur gelingen kann, wenn die widerliche Fleischfessel, die die so gloriöse menschliche Seele einkerkert, durchschnitten werden kann.
Beim Konsum schwand dann aber langsam die Geduld. Gegen Ende wird alles doch irgendwie Tom-Clancy-mäßig und eine öde Militärschau untergräbt die Erbarmungslosigkeit extraterrestrischer Kriege und strahlenverseuchter Temporärkörper. Das nächste Mal bitte auch mehr Raumfahrt und weniger seltsamen VR-Beischlaf im Wellness-Center.
Waren es nicht einst Knorkator, die sangen "Ich lass mich klonen..."? Recht haben sie. Wer nicht mitmacht, der muss sterben.
Warum wurde dieses Produkt konsumiert? Weil der Vorgänger sehr unterhaltsam war. In Altered Carbon war der Detektivroman noch das ferne Vorbild, bei Broken Angels ein wenig Indy Jones, Rambo und Buck Rogers. Aber steht ihm gut, dem Roman.
Freilich ist die ferne Zukunft düster: Fleisch ist immer noch billig und austauschbar. Die Menschen hausen in Speicherchips am Rückgrat und bewohnen ihre ablebbaren Körper nur zeitweise. Solange die Chips existieren und aus den verkohlten Leichnamen gepult werden können, solange ereilt einen auch nicht der Echte Tod. Morgan macht einem klar, dass das Besiedeln anderer Sonnensystem eigentlich nur gelingen kann, wenn die widerliche Fleischfessel, die die so gloriöse menschliche Seele einkerkert, durchschnitten werden kann.
Beim Konsum schwand dann aber langsam die Geduld. Gegen Ende wird alles doch irgendwie Tom-Clancy-mäßig und eine öde Militärschau untergräbt die Erbarmungslosigkeit extraterrestrischer Kriege und strahlenverseuchter Temporärkörper. Das nächste Mal bitte auch mehr Raumfahrt und weniger seltsamen VR-Beischlaf im Wellness-Center.
Waren es nicht einst Knorkator, die sangen "Ich lass mich klonen..."? Recht haben sie. Wer nicht mitmacht, der muss sterben.
Abonnieren
Posts (Atom)