Hier. Eine Dokumentation über eine Schriftart. Was sich anhört wie eine verlorene Wette steigert sich fix zu einer seltsamen Einsicht in den ominösen Berufsstand der Graphiksklaven, der ehemaligen Setzer und Beschrifter.
An der Holunderbionade nippend kann man sich nun über das alte Schlachtross "Inhalt|Form" unterhalten und kulturpessimistisch umherpropagieren. Von wegen alles ist nur Schrift und Neon und laut und so. Aber der Film folgt keinem Elitismus sondern erläutert sachlich Herkunft und Richtung und Nutzen einer Sprachform. Industrielles Lesen erfordert anscheinend ein Werkzeug, auf das man sich einigen kann. Und es stimmt: jeder Mist sieht einigermaßen OK aus in Helvetica bzw. Arial (der MS-Klon). Wahrscheinlich sogar dieses Blog. Warum? Weil die Buchstaben sich gleichmäßig in die Seite graben - es bleibt genug Weiß zwischen dem Schwarz und umgekehrt. Optimaler Kontrastkontrast. Metakontrast?
5/15/2011
Wohnen mit Zeug
Eben aufgeräumt. Volle Kanne Bücher auf den Schädel bekommen. Die Regalfrage stellt sich immer mehr... deshalb und weil das Vertrauen in blogger.com wieder stärker werden muss hier ein Bild des Paradieses.

Zu finden beim obligatorischen|notorischen The Selby.

Zu finden beim obligatorischen|notorischen The Selby.
Although Of Course You End Up Becoming Yourself, David Lipsky
A Road Trip with David Foster Wallace. Hier. Dies ist ein Interview, eine mehrteilige Transkription dessen. Rahmen ist die Promo-Tour für Infinite Jest.
Zunächst zur Form. Es ist sehr ungewöhnlich, eine Konversation in voller Bandbreite mitgeteilt zu bekommen. Man redet ja nicht auf Themen hin sondern um sie herum und schlittert so hinein. Normalerweise sind markige Zitate ja in einen redaktionell erstellten und lektorierten Text eingebunden. Für die Publikation in einer Zeitschrift oder sonstwo gäbe es dann Zwischenüberschriften, die für die browsenden Augen des Lesers klebrig sein sollen. Hier nicht, hier ist alles O-Ton, hier lief das Band und wenn einer sagt "Ich glaub, das Band ist gleich alle" dann beredet man das oder der Text wird unterbrochen und beginnt erneut mit "So, hier ist das neue Band, wo waren wir doch gleich?". Minimale Redaktion gibt es doch, so dass Lipsky manchmal erläuternd eingreift wenn die Wortspiele und Anspielungen ein wenig speziell werden. Ist das jetzt besonders authentisch und echt? Das ist ja immer so eine Sache. Es ist ein Produkt, es ist Sekundärliteratur für die Fans, es ist vielleicht Ausbeutung eines Hypes ohne Grund.
Klar dürfte sein: die mäandernde Unterhaltung ist keinesfalls DFWs literarischen Texten auch nur ähnlich. Aber sie sind teilweise fordernd und fast immer intertextuell unterwegs, so dass dieses Tonband hier ziemlich gut hineinpasst. Diese Lektüre ist einmalig - zwar schwieriger als die Durchschnittsnovellette (und ein wenig leichter als Infinite Jest o. ä.), aber auch gruselig, so wie ein lange vermisstes Heimvideo. Stimmen des Toten, aus einem toten Amerika, in Linienflugzeugen, deren Flugrhythmen vielleicht gar nicht mehr existieren. Ein wenig schaurig, aber nicht zwangsläufig dadurch "echter".
Dann zum Inhalt. Man kann DFW nichts anderes als vermissen. Fertig. Das Ding endet mit einer Liste der erwähnten Populärprodukte, also Serien, Bücher, Filme, Konzepte, sonstwas. Ein Einkaufszettel - die wahrste Form der Literatur, gleich nach der Tonbandtranskription.
Zunächst zur Form. Es ist sehr ungewöhnlich, eine Konversation in voller Bandbreite mitgeteilt zu bekommen. Man redet ja nicht auf Themen hin sondern um sie herum und schlittert so hinein. Normalerweise sind markige Zitate ja in einen redaktionell erstellten und lektorierten Text eingebunden. Für die Publikation in einer Zeitschrift oder sonstwo gäbe es dann Zwischenüberschriften, die für die browsenden Augen des Lesers klebrig sein sollen. Hier nicht, hier ist alles O-Ton, hier lief das Band und wenn einer sagt "Ich glaub, das Band ist gleich alle" dann beredet man das oder der Text wird unterbrochen und beginnt erneut mit "So, hier ist das neue Band, wo waren wir doch gleich?". Minimale Redaktion gibt es doch, so dass Lipsky manchmal erläuternd eingreift wenn die Wortspiele und Anspielungen ein wenig speziell werden. Ist das jetzt besonders authentisch und echt? Das ist ja immer so eine Sache. Es ist ein Produkt, es ist Sekundärliteratur für die Fans, es ist vielleicht Ausbeutung eines Hypes ohne Grund.
Klar dürfte sein: die mäandernde Unterhaltung ist keinesfalls DFWs literarischen Texten auch nur ähnlich. Aber sie sind teilweise fordernd und fast immer intertextuell unterwegs, so dass dieses Tonband hier ziemlich gut hineinpasst. Diese Lektüre ist einmalig - zwar schwieriger als die Durchschnittsnovellette (und ein wenig leichter als Infinite Jest o. ä.), aber auch gruselig, so wie ein lange vermisstes Heimvideo. Stimmen des Toten, aus einem toten Amerika, in Linienflugzeugen, deren Flugrhythmen vielleicht gar nicht mehr existieren. Ein wenig schaurig, aber nicht zwangsläufig dadurch "echter".
Dann zum Inhalt. Man kann DFW nichts anderes als vermissen. Fertig. Das Ding endet mit einer Liste der erwähnten Populärprodukte, also Serien, Bücher, Filme, Konzepte, sonstwas. Ein Einkaufszettel - die wahrste Form der Literatur, gleich nach der Tonbandtranskription.
5/14/2011
Kontrolliert, Rainald Goetz
Bei der Recherche wurden Autor und Werk viel zerrissen und zerredet, von wegen dass das Wort mit P nicht wirklich satt macht (als könnte man das je hoffen). Und dass der Autor mit gewagter Lesungstheatralik Auflagen anfachte. Also eigentlich optimal für den Konsum geeignet, vor allem, da dies hier erstens deutsch ist und zweitens letztens tatsächlich ein Textlein von Wolfgang Hohlbein durch den Graben ging. Kontrastprogramm muss her. Was fällt dem prüfenden Kennerblick zuerst auf? Nanu?!?! Keine Return-Taste gab es damals, im zwanzigsten Jahrhundert! Ein Absatz ist ein Kapitel! Wie radikal und frisch! Oder etwa nicht? Keine Ahnung, wessen Buchmesse vor siebenundachtzig Jahren das gerockt hat. Form folgt aber auch dem Inhalt, denn der besteht aus recht atemlosen Gedankenfahrten vom heimischen Schreibtisch in den Siebzigern zu Zellen in Stammheim und deutschem Herbstlaub in all seiner Rötlichkeit. Manchmal ist es komisch, manchmal eher knifflig zu verfolgen. Der Rückzug ins allzu Private löst bei Dritten und anderen gesunden Konsumenten ja meist Klaustrophobie aus. Vielleicht geht es darum und der Titel ist tatsächlich ein Hinweis: wie kann der Zivilist sich von der Umwelt abbinden (oder mit ver-)? Richtiges Leben im falschen ist ja eh egal, aber kann man mit solchen Boxen wie drinnen und draußen überhaupt denken? Die da draußen, ich hier drinnen? Es ist kontrolliert, getreu der religiösen Tröstlichkeit klassischer Konstruktivisten. Alles ist verknüpft, Algorithmen fließen ineinander, und es ist zwar alles kontrolliert, aber der Kontrolleur ist ein teils unbekanntes Kollektiv, eins das Semmeln schmiert und bierselig vom Fahrrad fällt und in der Straßenbahn von Meinhof liest. Ist schon ein feines Teil, so eine deutsche Sprache und eine Return-Taste. Da kann man viele Dinge hinein tun und draußen lassen. Kontrollieren eben.
Best Worst Movie, Michael Stephenson
Hier und hier. Hier wurde Troll 2 nie konsumiert. Sollte man das nachholen? Ist es so wie Plan 9 From Outer Space? Diese Dokumentation beleuchtet erst die Verantwortlichen für den ihr zufolge schlechtesten (Horror-) Film aller Zeiten und macht dann etwas erstaunliches: sie begleitet selbige auf einer Promo-Tour, um das Produkt mit einem cheesy bzw. campy Charme unter die Leute zu bringen. Allen voran der damalige Hauptdarsteller, heute Zahnarzt (!). Auf einer Fan-Messe in der Ferne kommt er zu der Erkenntnis, dass die lokale Begeisterung für sein Arbeit in den frühen 1980ern vielleicht doch nicht so mächtig ist. Verstörend auch die Aussagen des Originalregisseurs, der den Reiz seines Werkes für viele nicht wirklich begreifen kann oder will.
Die kleinen Ausschnitte von Troll 2 machen schon neugierig. "Pissing on hospitality"? "Nilbog|Goblin"? Wer denkt sich so etwas aus? Wie soll man das in der persönlichen Biographie verarbeiten? Peter Jackson hat ja auch schöne schreckliche Filme gemacht. Ist Troll 2 ähnlich?
Gruselige Filme, die in ihrer Machart gruselig sind, sind viel lokaler und deshalb schön: man kann *gemeinsam* die Unmöglichkeiten erörtern und über die unglaublich dumpfe Machart spotten. Endlich soziales Kino. Rec hat damals mit Aufnahmen des ächzenden Publikums geworben. In der Gruppe entsteht der Reiz. Wenn man im Kino sitzt, kann ein beeindrucktes Publikum einen subjektiv als durchschnittlich erachteten Film aufwerten und das Schauen zu einem Erlebnis machen. Horror kann Fussball sein, genau so wie umgekehrt.
Die kleinen Ausschnitte von Troll 2 machen schon neugierig. "Pissing on hospitality"? "Nilbog|Goblin"? Wer denkt sich so etwas aus? Wie soll man das in der persönlichen Biographie verarbeiten? Peter Jackson hat ja auch schöne schreckliche Filme gemacht. Ist Troll 2 ähnlich?
Gruselige Filme, die in ihrer Machart gruselig sind, sind viel lokaler und deshalb schön: man kann *gemeinsam* die Unmöglichkeiten erörtern und über die unglaublich dumpfe Machart spotten. Endlich soziales Kino. Rec hat damals mit Aufnahmen des ächzenden Publikums geworben. In der Gruppe entsteht der Reiz. Wenn man im Kino sitzt, kann ein beeindrucktes Publikum einen subjektiv als durchschnittlich erachteten Film aufwerten und das Schauen zu einem Erlebnis machen. Horror kann Fussball sein, genau so wie umgekehrt.
24, Season 2, Joel Surnow & Robert Cochran
Die Bombe! Hoch geht die Bombe! Wo steckt denn bloß die Bombe? Und der Zünder für die Bombe?
Man soll ja nicht so oft Bombe sagen am Flughafen oder sonstwo, im Interesse der internationalen Sicherheit. Im zweiten Aufguss bedient 24 die simple Maxime ähnlich gut wie im ersten Teil: die Zeit ist knapp und der Raum ist unerschlossen. Jack rumpelt durch kalifornische Schauplätze, teils mit und teils gegen Unterstützung. Das zu persiflieren ist sehr einfach: die zarte Blonde wurde gehirngewaschen von fiesen Muselmanen (Muselmaniacs!), weil die Familie nicht gut aufgepasst hat. Eine Strahlenvergiftung ist kein Grund für ein sinnloses Leben. Und der Irre von Saw ist auch der Irre von 24! Am Ende ist der Tag um und die Knoten lösen sich. Schön.
Die zweite Staffel ist kein Grund, die dritte nicht schauen zu wollen.
Man soll ja nicht so oft Bombe sagen am Flughafen oder sonstwo, im Interesse der internationalen Sicherheit. Im zweiten Aufguss bedient 24 die simple Maxime ähnlich gut wie im ersten Teil: die Zeit ist knapp und der Raum ist unerschlossen. Jack rumpelt durch kalifornische Schauplätze, teils mit und teils gegen Unterstützung. Das zu persiflieren ist sehr einfach: die zarte Blonde wurde gehirngewaschen von fiesen Muselmanen (Muselmaniacs!), weil die Familie nicht gut aufgepasst hat. Eine Strahlenvergiftung ist kein Grund für ein sinnloses Leben. Und der Irre von Saw ist auch der Irre von 24! Am Ende ist der Tag um und die Knoten lösen sich. Schön.
Die zweite Staffel ist kein Grund, die dritte nicht schauen zu wollen.
5/13/2011
Blogspot unten, oben
Verflixt, unten war das Ding. Das erste Mal überhaupt. Die letzten zwei, drei Notizen sind verschwunden.
Was bleibt, ist die Erinnerung.
Was bleibt, ist die Erinnerung.
5/12/2011
Cities of the Red Night, William S. Burroughs

Zu Beginn scheint es in die Detektei zu gehen, am Ende sucht nur der Leser nach roten Fäden und Ausgängen. Zunächst geht es um transplantierte Köpfe und eine ominöse ethno-spezifische Seuche. Und Stoff. Dann geht es um Lärm und schnellen Wechsel. Eine verstohlene Pynchon-Kopie? Vielleicht sind die beiden ähnlich, weil sie weniger süffig gelesen werden könn(t?)en als Hohlbein o. ä. Trotzdem eigen, dieses Gemisch. Und der ganze Sex erst. Mehr Ejakulationen haben anscheinend nicht in den Text gepasst - aber vielleicht ist das Motiv des Drucks und dass der Druck abgelassen werden muss ein wichtiger Schlüssel zum Inhalt. The brain is a lonely hunter.
5/09/2011
Criminal, Ed Brubaker & Sean Phillips

Die Stadt der Criminals wird vom Untergrund zusammengehalten, von den Abgründen und Hohlräumen unter dem öffentlichen Raum der Straßen und Gassen. Die zentrale Bar hat einen erloschenen Neonbuchstaben und heißt "Undertow" statt "Undertown": das passt. Der Sog ins Erdinnere. Alles rinnt nach unten. Schwerkraft. Und das alles ausgedrückt durch verwobene Episoden und sogenannte Einzelschicksale, diverse Versionen des Aufbegehrens und Zurücksinkens.
Man versteht mit dem Auge.
5/06/2011
Blood into Vine, Ryan Page
Hier und hier. Und so wahr und richtig. Önologische Erkenntnisse in Arizona, durchgeführt von einem bekannten Musikanten und seinem Kollegen. Glücklicherweise ist dieser Film kein verstecktes Popfeuilleton-Vehikel sondern eine wirklich stimmige Abhandlung über Geschmacksverstärkung und -kultivierung. Wie kommt der Wein in die Flasche bzw. aus dem Boden? Vielleicht ist das der Grund, warum Konsumanleitungen und Geschmacksfibeln so einen Erfolg haben: da wird ein Ding an einen Ort und eine Zeit gebunden. Gerade beim Wein ist die Mär vom Unikat ja sehr beliebt (Jahrgang, Hanglage, Beigaben, Lagerung, Abfüllung, herrje, was man da alles manipulieren kann und womit man dann erstmal klarkommen muss). Anregend.
5/02/2011
Infinity: Der Turm, Wolfgang Hohlbein
War ein Geschenk. Schwingt wie 1996. Das ist fünfzehn Jahre her. Wenn dem Herrn immer vorgeworfen wird, King zu kopieren, dann ist der Titel "Der Turm" eher ungünstig, wenn man denn auf Kontrast setzen würde. Muss man aber nicht, denn die Klientel stört es nicht. Die Produktionsleistung von Hohlbein ist enorm. Warum sollte Moby Dick ernsthafter sein als dieses Ding hier? Weil mehr Menschen es kennen? Seit wann hat die Mehrheit Relevanz? Aber das sind Fragen, die Werk und Autor getrost ignorieren können... nur verunsicherte Konsumenten plagen sich damit herum, die ihrer eigenen Nostalgie ansichtig werden.
Inhalt: Naniten, und Biotech in einer Zivilisation nach der Singularität, die bequemerweise auf eben ein Bauwerk angewiesen ist und die Raumfahrt längst aufgegeben hat (zu weit, zu gefährlich, zu umständlich) und rundherum die sogenannten Barbaren, die ähnlich aufgemotzt sind. Ein wenig Eberron ist schon dabei. Es wird nicht gereist, die Geschichte befasst sich eher mit einer außenpolitischen Allegorie auf Innen|Außen und Mehrheit|Minderheit. Bewährt. Schnell durch. Seltsamerweise ist die Geschichte eher unspannend - die Schauplätze werden nicht in Cinemascope zusammengeführt. Ob da ein Sequel in Planung ist? Bestimmt.
Inhalt: Naniten, und Biotech in einer Zivilisation nach der Singularität, die bequemerweise auf eben ein Bauwerk angewiesen ist und die Raumfahrt längst aufgegeben hat (zu weit, zu gefährlich, zu umständlich) und rundherum die sogenannten Barbaren, die ähnlich aufgemotzt sind. Ein wenig Eberron ist schon dabei. Es wird nicht gereist, die Geschichte befasst sich eher mit einer außenpolitischen Allegorie auf Innen|Außen und Mehrheit|Minderheit. Bewährt. Schnell durch. Seltsamerweise ist die Geschichte eher unspannend - die Schauplätze werden nicht in Cinemascope zusammengeführt. Ob da ein Sequel in Planung ist? Bestimmt.
5/01/2011
The Age of Stupid, Franny Armstrong
Hier. Noch mehr Ernsthaftigkeit, diesmal mit einer kleinen narrativen Trickserei: die Dokumentation ist das Manifest eines der letzten Menschen, der in einigen Dekaden die Beklopptheit der jüngst vergangenen erklären möchte, gespielt von Pete Postlethwaite (RIP). Aus Datenbits und kleinen Szenen wird eine weltumspannende Tendenz beziffert, die sowohl den Raubbau in Afrika als auch den Kampf um englische Landschaftspanoramen einschließt.
Die Informationen sind nicht neu, aber die Komposition ist gut griffig und prägnant. Eine unbequeme Wahrheit ist ja meistens auch ein Angriff. Die einen flüchten in Skepsis und die anderen zu amazon.de. Beides ändert wenig. Was täte es denn? Erstmal aus hier: Gummistiefel kaufen, ein Schlauchboot, und vielleicht einen dieser Stromgeneratoren mit Pedalen. Hinein in eine weitere Bestätigung misanthropischer Tendenzen.
Die Informationen sind nicht neu, aber die Komposition ist gut griffig und prägnant. Eine unbequeme Wahrheit ist ja meistens auch ein Angriff. Die einen flüchten in Skepsis und die anderen zu amazon.de. Beides ändert wenig. Was täte es denn? Erstmal aus hier: Gummistiefel kaufen, ein Schlauchboot, und vielleicht einen dieser Stromgeneratoren mit Pedalen. Hinein in eine weitere Bestätigung misanthropischer Tendenzen.
Inside Job, Charles Ferguson
Hochhäuser bringen Ärger, nichts als Ärger. Hinter gleichförmigen Fensterfeldern verflechten sich die Dinge und die Ströme und die finsteren Machenschaften der Hochhausinsassen.
Erzählt wird die furchtbare Geschichte des Bankensterbens und die damit in Verbindung gebrachten Arbeitslosen, Bankrotte und Verfilzungen. Furchtbare Geschichte? Wohl eher unberührbare Geschichte. Denn wie soll man den Kapitalfluss der Gegenwart in Worte fassen? Freilich gibt es Nahaufnahmen entgeisterter Gesichter, Nachrichtenszenen und sonstige Emotionsträger. Freilich sind die Dinge sinnschaffend gereiht, doch am Ende bleiben viele Fragen offen, die sich "Eingeweihte" vielleicht nicht stellen: wie kann so etwas passieren? Moral und Ästhetik, die alten Schlachtrosse des publikumswirksamen Erzählens, können in der Wirtschaft, die sich längst entmenschlicht (nicht im Sinne von Ethik und solch Firlefanz, eher "vielgeschaltete Maschinen" i. e. S.) hat, nicht einhaken. Wirtschaft ist das Unerzählbare. Rein oder raus, vermitteln geht hier nicht mehr. Für die da drinnen macht das alles bestimmt mehr Sinn. Oder ist das wieder eine dieser dämlichen Menschenhoffnungen?
Erzählt wird die furchtbare Geschichte des Bankensterbens und die damit in Verbindung gebrachten Arbeitslosen, Bankrotte und Verfilzungen. Furchtbare Geschichte? Wohl eher unberührbare Geschichte. Denn wie soll man den Kapitalfluss der Gegenwart in Worte fassen? Freilich gibt es Nahaufnahmen entgeisterter Gesichter, Nachrichtenszenen und sonstige Emotionsträger. Freilich sind die Dinge sinnschaffend gereiht, doch am Ende bleiben viele Fragen offen, die sich "Eingeweihte" vielleicht nicht stellen: wie kann so etwas passieren? Moral und Ästhetik, die alten Schlachtrosse des publikumswirksamen Erzählens, können in der Wirtschaft, die sich längst entmenschlicht (nicht im Sinne von Ethik und solch Firlefanz, eher "vielgeschaltete Maschinen" i. e. S.) hat, nicht einhaken. Wirtschaft ist das Unerzählbare. Rein oder raus, vermitteln geht hier nicht mehr. Für die da drinnen macht das alles bestimmt mehr Sinn. Oder ist das wieder eine dieser dämlichen Menschenhoffnungen?
4/27/2011
The Little Friend, Donna Tartt
Hier. Bestseller! Zweitwerk nach dem Übererfolg! John Grisham?! Aber nein! Nach "Die geheime Geschichte" endlich mehr saftige pageturner-Kost. Tartt schreibt Roman-Romane und wirft nicht mit Kulturtheorien und Gesellschaftskommentaren um sich. Sie ist wie eine ehrliche Eskapismus-Autorin. Den Leser packen und in Cinemascope woanders aussetzen. Wham, blam, thank you ma'am.
Mit einem toten Bruder geht es los und dann mitten hinein in die Sümpfe der Südstaaten. Southern gothic? Durchaus, aber mit weniger Inzest, wohl aber mit zerfallenen Herrenhäusern, sterilen alten Frauen und abwesenden Gentlemen-Patriarchen. Es gibt auch ordentlich hillbillies, die auf Acid und Selbstgebranntem ihre Motorhauben wienern. Und Schlangen. Schlangen in Kisten, Schubladen, Stiefeln, Fluchtplänen, etc...
Die Protagonistin ist eine Schau, denn so eine dreist-clevere Nerd-Göre hat man selten erlebt. Kleine Mädchen sind eben die besseren Action-Archäologen. Ja gut, das Finale war eher ein Schritt zur Seite, aber man kann ja nicht alles haben. Am Ende werden ja die allerbesten Absichten auch nur in den Golf gespült.
Mit einem toten Bruder geht es los und dann mitten hinein in die Sümpfe der Südstaaten. Southern gothic? Durchaus, aber mit weniger Inzest, wohl aber mit zerfallenen Herrenhäusern, sterilen alten Frauen und abwesenden Gentlemen-Patriarchen. Es gibt auch ordentlich hillbillies, die auf Acid und Selbstgebranntem ihre Motorhauben wienern. Und Schlangen. Schlangen in Kisten, Schubladen, Stiefeln, Fluchtplänen, etc...
Die Protagonistin ist eine Schau, denn so eine dreist-clevere Nerd-Göre hat man selten erlebt. Kleine Mädchen sind eben die besseren Action-Archäologen. Ja gut, das Finale war eher ein Schritt zur Seite, aber man kann ja nicht alles haben. Am Ende werden ja die allerbesten Absichten auch nur in den Golf gespült.
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