Dänemark! Auch hier gibt es Blockbuster, Tage des Zorns ist einer davon. Zeitgeschichte wird beleuchtet und tragische Helden werden gefeiert. Was fällt auf? totalitäre Unterdrückung hilft der Zurschaustellung von noir-esken Posen durchaus. Existentialismus und Bitterkeit bestimmen die graubraunen moralischen Fallstricke. (Ein zynischer Schelm ist dabei der, der da an den Neon-Noir von Hustons jüngstem Vampir-Klopper zurückdenkt.)
Tage des Zorns ist leider zu lang. Hier hätte man beherzter schneiden müssen - da es bei dem Werk keine wirklich schlechten Ideen und Szenen gibt, täte das freilich weh. Ein guter Film, aber durch seine Kommerzialität (he, das ist kein Vorwurf!) kleiner als sein dröhnender deutscher Titel und natürlich kleiner als die wahre Geschichte.
9/03/2008
9/01/2008
Jurassic Park 3, Joe Johnston
Ächz.
Notizen zu einem Film mit solch einem Titel zu formulieren, ist sehr undankbar. Worum mag es wohl gehen? Anderthalb Stunden Dschungelhetze halt, inklusive böser Echsen und schwitzender Menschen. Mit neunzig Minuten Laufzeit ist das ein eher kurzweiliger Ausflug in die Welt des U, aber sei's drum. Nett ist's. Man muss sich ja auch mal als Familie unterhalten können. Kommt herbei, ihr Saurier, und füllt die intergenerationale Leere.
Und einen vierten Teil soll es auch noch geben. Man kann damit also immer noch Geld verdienen. Ächz, ächz.
Notizen zu einem Film mit solch einem Titel zu formulieren, ist sehr undankbar. Worum mag es wohl gehen? Anderthalb Stunden Dschungelhetze halt, inklusive böser Echsen und schwitzender Menschen. Mit neunzig Minuten Laufzeit ist das ein eher kurzweiliger Ausflug in die Welt des U, aber sei's drum. Nett ist's. Man muss sich ja auch mal als Familie unterhalten können. Kommt herbei, ihr Saurier, und füllt die intergenerationale Leere.
Und einen vierten Teil soll es auch noch geben. Man kann damit also immer noch Geld verdienen. Ächz, ächz.
Batman: The Dark Knight Returns, Frank Miller
Von 1986! Frank Miller macht die Dinge finster: er ent-ironisiert und re-noir-isiert ein Genre, dass auf die Bilder bunt kostümierter Charaktere basiert.
Dieser knight ist durchaus dark: Bruce Wayne ist alt und noch bitterer als zuvor. Er kehrt aus der Rente zurück und stellt sich den Mutanten, einer clockwork-orangesquen Gang (schelmische Leser mögen da an Marvel denken, die weit weniger düster mit ihren X-Men DC ordentlich eingeheizt haben).
Das Batmobil ist ein lindwurmartiger Panzer und hat mit Sicherheit das derbe Gerät auf der Leinwand verursacht. Überhaupt sind viele der Motive aus diesem Comic in den Filmumsetzungen aufgegriffen worden. Hier ist der neue Robin aber ein Mädchen: welcher Regisseur mag sich da wohl herantrauen?
Mr. Wayne stellt sich auch Mr. Kent. Ja, Mr. Wayne ist ein Selbstmordattentäter. Und somit sei vermerkt, dass bald ein neuer Miller-Batman erscheinen wird: darin wird Gotham City nicht von Mutanten, aber von Al-Qaeda bedroht.
Ja, Frank Miller und Bruce Wayne sind sehr spezielle Herren.
Dieser knight ist durchaus dark: Bruce Wayne ist alt und noch bitterer als zuvor. Er kehrt aus der Rente zurück und stellt sich den Mutanten, einer clockwork-orangesquen Gang (schelmische Leser mögen da an Marvel denken, die weit weniger düster mit ihren X-Men DC ordentlich eingeheizt haben).
Das Batmobil ist ein lindwurmartiger Panzer und hat mit Sicherheit das derbe Gerät auf der Leinwand verursacht. Überhaupt sind viele der Motive aus diesem Comic in den Filmumsetzungen aufgegriffen worden. Hier ist der neue Robin aber ein Mädchen: welcher Regisseur mag sich da wohl herantrauen?
Mr. Wayne stellt sich auch Mr. Kent. Ja, Mr. Wayne ist ein Selbstmordattentäter. Und somit sei vermerkt, dass bald ein neuer Miller-Batman erscheinen wird: darin wird Gotham City nicht von Mutanten, aber von Al-Qaeda bedroht.
Ja, Frank Miller und Bruce Wayne sind sehr spezielle Herren.
Half the Blood of Brooklyn, Charlie Huston
Joe Pitt schnoddert sich wieder durch Manhattan, und diesmal sogar aus Manhattan heraus. Wieder dankt Huston auf der ersten Seite Raymond Chandler und Bram Stoker. Das ist stolzer pulp, ein balladenfreies Schmuddelrockalbum in gewohnt harter, knapper und glorreich präziser Sprache.
HTBOB ist Teil drei der Reihe (Teil vier soll unterwegs sein) und der beste Vampirdetektiv der Ostküste bekommt es nicht nur mit Metallgebiss-Kleinwüchsigen auf Coney Island zu tun (Ah! Ein Mutant aus dem James-Bond-Katalog!), sondern auch mit einer traditionsreichen jüdischen Familie (deren Geschichte bis hin zur Schlacht von Gibeah und den damaligen Brutalitäten zurückreicht). Dann gibt es noch Tumore in nicht-vampifizierten Körpern und jede Menge spritzig-stumpfe Gewalt. Und die Thematik der Geschlechtsidentität und des chirurgischen genderbendings wird auch noch zum Thema. Toll, dass die mit dem "Vyrus" infizierten Körper so schnell heilen, so ungelenk zusammenwachsen und so klare Motivationen an den Besitzer des Körpers übertragen (Blut sammeln und behalten). Der Sonnenaufgang ist für Vampire wie immer schlimmer als nur ein Mordskater.
Joe Pitts dritter Streich ist wieder eine aparte Mischung aus Die Hard, Evil Dead und Sex and the City.
HTBOB ist Teil drei der Reihe (Teil vier soll unterwegs sein) und der beste Vampirdetektiv der Ostküste bekommt es nicht nur mit Metallgebiss-Kleinwüchsigen auf Coney Island zu tun (Ah! Ein Mutant aus dem James-Bond-Katalog!), sondern auch mit einer traditionsreichen jüdischen Familie (deren Geschichte bis hin zur Schlacht von Gibeah und den damaligen Brutalitäten zurückreicht). Dann gibt es noch Tumore in nicht-vampifizierten Körpern und jede Menge spritzig-stumpfe Gewalt. Und die Thematik der Geschlechtsidentität und des chirurgischen genderbendings wird auch noch zum Thema. Toll, dass die mit dem "Vyrus" infizierten Körper so schnell heilen, so ungelenk zusammenwachsen und so klare Motivationen an den Besitzer des Körpers übertragen (Blut sammeln und behalten). Der Sonnenaufgang ist für Vampire wie immer schlimmer als nur ein Mordskater.
Joe Pitts dritter Streich ist wieder eine aparte Mischung aus Die Hard, Evil Dead und Sex and the City.
8/26/2008
Son of Rambow, Garth Jennings
Die Veröffentlichung der Notizen zu diesem Film zog sich arg. Warum? Weil der kleine Film Son of Rambow herzerwärmend gemein ist. Kindheit heißt gefangen sein im emotionalen Extremismus und die minderjährigen Darsteller spielen erschreckend überzeugend.
Ein wichtiges Werk zum Thema Fanboy und gewissermaßen eine Fortsetzung von Gondrys Be Kind Rewind mit einer anderen Art von Schrulligkeit.
Ein wichtiges Werk zum Thema Fanboy und gewissermaßen eine Fortsetzung von Gondrys Be Kind Rewind mit einer anderen Art von Schrulligkeit.
8/24/2008
The Kingdom, Peter Berg
Ein knackiger Vorspann. Eine flinke Animation verdeutlicht den offiziellen historischen Zusammenhang von Öl und Geld und internationale Verflechtungen. Hurra! Das macht schon mal wach für den Film. Und richtig einschlafen geht dann auch nicht mehr: Bombe da, Betroffenheit hier, und die Darsteller machen ihre Sache gut. Mit Wackelkamera werden zeitgemäß Geröll und Splitter in Szene gesetzt. Jaja, ruinierter Naher Osten.
Der Film ist überraschend gradlinig: die Geschichtslektionen wurden in besagten Vorspann gut abgefrühstückt. Sinnvolle Entscheidung, das. Ein wenig unschön ist dann die pragmatische Auflösung des Plots. Ein Kinderspielzeug enttarnt die finsteren Absichten des Patriarchen. Das ist Bolzhammermetaphorik. Aber eben auch ökonomisch: die Kuh ist fix vom Eis und nach dem Film kann man noch ein Falafel essen.
Der Film ist überraschend gradlinig: die Geschichtslektionen wurden in besagten Vorspann gut abgefrühstückt. Sinnvolle Entscheidung, das. Ein wenig unschön ist dann die pragmatische Auflösung des Plots. Ein Kinderspielzeug enttarnt die finsteren Absichten des Patriarchen. Das ist Bolzhammermetaphorik. Aber eben auch ökonomisch: die Kuh ist fix vom Eis und nach dem Film kann man noch ein Falafel essen.
Southland Tales, Richard Kelly
Was hat man sich hier gefreut im Graben. Nach Donnie Darko endlich noch mehr Absonderlichkeiten, diesmal ohne Suburbia aber mit einem durchgecyberten Kalifornien.
Es kann nicht daran gezweifelt werden, dass hier viel nachgedacht wurde und eine möglichst detaillierte Dystopie erschaffen werden sollte. Es wurde auch ordentlich investiert: der Zeppelin schaut gut aus, Justin Timberlake nervt schon wieder nicht und The Rock persifliert das Superstar-Dasein auch recht gekonnt. Jagut, Buffy wirkt als Pornostar und ego-marketing Vollprofi eher seltsam.
Beim Erzählen der Geschichte hakt es (teils mit Absicht, schließlich geht es um Dimensionsverschiebungen und dergleichen). Die haben da alle was zu tun aber als Zuschauer bleibt man unbeteiligt. Die letzte Viertelstunde schäumt, kann aber die Versäumnisse der vorangegangenen Spielzeit nicht wieder gutmachen. Gilliam oder Burton mach(t)en das besser.
Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass dieses Produkt einen Kult unter Fans verursachen wird. Schade, sehr schade. Vielleicht in Japan?
Es kann nicht daran gezweifelt werden, dass hier viel nachgedacht wurde und eine möglichst detaillierte Dystopie erschaffen werden sollte. Es wurde auch ordentlich investiert: der Zeppelin schaut gut aus, Justin Timberlake nervt schon wieder nicht und The Rock persifliert das Superstar-Dasein auch recht gekonnt. Jagut, Buffy wirkt als Pornostar und ego-marketing Vollprofi eher seltsam.
Beim Erzählen der Geschichte hakt es (teils mit Absicht, schließlich geht es um Dimensionsverschiebungen und dergleichen). Die haben da alle was zu tun aber als Zuschauer bleibt man unbeteiligt. Die letzte Viertelstunde schäumt, kann aber die Versäumnisse der vorangegangenen Spielzeit nicht wieder gutmachen. Gilliam oder Burton mach(t)en das besser.
Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass dieses Produkt einen Kult unter Fans verursachen wird. Schade, sehr schade. Vielleicht in Japan?
The Dark Knight, Christopher Nolan
Ja, es stimmt. Die guten Rezensionen sind alle wahr. (Ein) Film des Jahres. Vorgänger übertroffen. Der Erfolg ist gerechtfertigt. Diverse Sequels müssen folgen.
Ledgers Joker ist grandios in der Darstellung. Der Tod dieses Schauspielers ist ein gewaltiger Verlust - nicht nur, weil eine Fortsetzung mit ihm in dieser Rolle enorme Pracht verspräche. Ledgers Joker ist auch grandios in der Konzeption, die in den Comics bereits angelegt war und von diversen Autoren nach Belieben radikalisiert wurde. Batman hat eine Richtung, der Joker nicht. Der Clown ist das weiße Rauschen, ein Metastasenherd. Ihn gilt es wegzuschneiden - und Batman benutzt keine Messer. Die Rechtschaffenheit ist für ihn Krücke und Kreuz zugleich.
Der Kostümkult wird gleich zu Beginn des Filmes herrlich aufgegriffen: Fans, Nachahmer, Stalker machen die virulenten Qualitäten von Helden und Schurken deutlich. Sogar eine Aufarbeitung des Terrorismus kann man dem Film unterstellen: der Joker kann nicht ohne Gewalt verhört werden und Latexhandschuhe helfen gegen massenhafte Erpressung eher wenig. Two-Face ist in Genese und Wirkung sehr gut in den Plot eingebaut - seines Zeichens zeigt er das Zerbrechen an Dualismen wohl am plakativsten.
Von einem Superheldenfilm erwartet man derlei eigentlich nicht. The Dark Knight ist ein Fest.
Der Konsum von Frank Millers Comic von 1986 (der dröhnende re-boot der Marke Batman: "The Dark Knight Returns") ist bald abgeschlossen und wird hier vermerkt werden.
Ledgers Joker ist grandios in der Darstellung. Der Tod dieses Schauspielers ist ein gewaltiger Verlust - nicht nur, weil eine Fortsetzung mit ihm in dieser Rolle enorme Pracht verspräche. Ledgers Joker ist auch grandios in der Konzeption, die in den Comics bereits angelegt war und von diversen Autoren nach Belieben radikalisiert wurde. Batman hat eine Richtung, der Joker nicht. Der Clown ist das weiße Rauschen, ein Metastasenherd. Ihn gilt es wegzuschneiden - und Batman benutzt keine Messer. Die Rechtschaffenheit ist für ihn Krücke und Kreuz zugleich.
Der Kostümkult wird gleich zu Beginn des Filmes herrlich aufgegriffen: Fans, Nachahmer, Stalker machen die virulenten Qualitäten von Helden und Schurken deutlich. Sogar eine Aufarbeitung des Terrorismus kann man dem Film unterstellen: der Joker kann nicht ohne Gewalt verhört werden und Latexhandschuhe helfen gegen massenhafte Erpressung eher wenig. Two-Face ist in Genese und Wirkung sehr gut in den Plot eingebaut - seines Zeichens zeigt er das Zerbrechen an Dualismen wohl am plakativsten.
Von einem Superheldenfilm erwartet man derlei eigentlich nicht. The Dark Knight ist ein Fest.
Der Konsum von Frank Millers Comic von 1986 (der dröhnende re-boot der Marke Batman: "The Dark Knight Returns") ist bald abgeschlossen und wird hier vermerkt werden.
Outer Dark, Cormac McCarthy
Es ist vorbei - dies war der letzte McCarthy-Roman, der den Graben durchwanderte. Entstanden ist Outer Dark 1968, zwischen Orchard Keeper und Child of God.
Das Werk ist etwas gradliniger als das Debüt und weist die unverkennbare Aura des Gesamtwerkes auf. Es ist einer der feuchten Romane, keiner der ausgedörrten: bei Outer Dark werden Wälder durchwandert und dunstige Wiesen. Es gibt Flüsse (die man sich bei Blood Meridian und No Country for Old Men so gewünscht hat.
Bruder und Schwester durchwandern nach Geburt und Verlust ihres Kindes eine unwirtliche und absonderliche Landschaft. Ein Krämer, ein Rumpelstilzchen, hat das inzestoide Kind an sich genommen. Die Mutterschwester lernt diverse Haushalte kennen und sorgt sich um den Nachwuchs, der Vaterbruder wird verprügelt und zerknüllt. Drei Reiter fließen durch Geschichte und Land - und alte Erinnerungen an die Legende vom Wendigo werden wieder wach. Fleisch hat vielerlei Grenzen.
Die Finsternis, die äußere Dunkelheit, ist eine Vorhölle, ein Limbus ohne Koordinaten. Da denkt man an Niflheim (die späteren Romane des Autoren würden dann in Muspelheim stattfinden). Hier im Nebel wandern die herum, die nicht als Helden starben. Oder eben die unmögliche Familie dieser Geschichte.
Die absolute Finsternis schluckt die Einzelnen wie eine Flüssigkeit. Outer Dark ist eine beeindruckende Parabel aus Milch und Blut und wie jeder andere McCarthy-Roman packend und erhebend. Hier im Graben kam er sogar ein wenig besser an als The Orchard Keeper, aber nicht ganz so gut wie The Road.
Das Werk ist etwas gradliniger als das Debüt und weist die unverkennbare Aura des Gesamtwerkes auf. Es ist einer der feuchten Romane, keiner der ausgedörrten: bei Outer Dark werden Wälder durchwandert und dunstige Wiesen. Es gibt Flüsse (die man sich bei Blood Meridian und No Country for Old Men so gewünscht hat.
Bruder und Schwester durchwandern nach Geburt und Verlust ihres Kindes eine unwirtliche und absonderliche Landschaft. Ein Krämer, ein Rumpelstilzchen, hat das inzestoide Kind an sich genommen. Die Mutterschwester lernt diverse Haushalte kennen und sorgt sich um den Nachwuchs, der Vaterbruder wird verprügelt und zerknüllt. Drei Reiter fließen durch Geschichte und Land - und alte Erinnerungen an die Legende vom Wendigo werden wieder wach. Fleisch hat vielerlei Grenzen.
Die Finsternis, die äußere Dunkelheit, ist eine Vorhölle, ein Limbus ohne Koordinaten. Da denkt man an Niflheim (die späteren Romane des Autoren würden dann in Muspelheim stattfinden). Hier im Nebel wandern die herum, die nicht als Helden starben. Oder eben die unmögliche Familie dieser Geschichte.
Die absolute Finsternis schluckt die Einzelnen wie eine Flüssigkeit. Outer Dark ist eine beeindruckende Parabel aus Milch und Blut und wie jeder andere McCarthy-Roman packend und erhebend. Hier im Graben kam er sogar ein wenig besser an als The Orchard Keeper, aber nicht ganz so gut wie The Road.
Choke, Chuck Palahniuk

Achja, außerdem ist Vic noch ein Leibeigener im 18. Jahrhundert. Und als professioneller Sexsüchtiger kommt er bei der entsprechenden Therapie nie über Phase vier hinaus. Außerdem geht es noch um Kidnapping, Steine und die nicht-existente amerikanische Pflegeversicherung. Wieder einmal hat Palahniuk einen Roman mit so vielen Ideen gefüllt, dass sogenannte "Spannungs-" Autoren nur beschämt auf weiße Blätter schauen können.
Von abnormer Wichtigkeit ist Elternschaft und ihre materielle Beschaffenheit. Mit diesem Roman nickt Palahniuk wieder in Richtung Identität und (familiäre) Vernetzung. Das Spiel um Abstammung und Lebenssinn hat der Autor Jahre später mit dem gigantischen Rant in tollkühne Höhen entführt.
Mit großer Freude erwartet man hier im Graben die Verfilmung von Chucks Choke - im Herbst wird sie unter einem anderen Etikett hier auftauchen.
8/21/2008
Elegy, Isabel Coixet
Coixet hat sich vor allem auf Körpersprache verlassen. Cruz und Kingsley zeigen überraschend viel Haut, aber zur Handlung passt das allemal. Auch Dennis Hopper zeigt herbe Körperlichkeit als Schlaganfallpatient.
Das zentrale Thema ist selbstredend die Liebe und die unterschiedlichen Definitionen von Nähe - besagte Haut ist ja nicht die einzige Barriere, die Schutz gegen die tosende Umwelt verspricht. Und manchmal kommen die Verletzungen, die der Beziehungsphobiker Kepesh so konsequent verhindern will, von allein und von innen: Consuela wird krank und bittet um eine Aufhebung der gezogenen zwischenmenschlichen Grenzen.
Das zentrale Thema ist selbstredend die Liebe und die unterschiedlichen Definitionen von Nähe - besagte Haut ist ja nicht die einzige Barriere, die Schutz gegen die tosende Umwelt verspricht. Und manchmal kommen die Verletzungen, die der Beziehungsphobiker Kepesh so konsequent verhindern will, von allein und von innen: Consuela wird krank und bittet um eine Aufhebung der gezogenen zwischenmenschlichen Grenzen.
8/17/2008
Deadwood, Pete Dexter
Deadwood ist mehr als ein Western. Es ist gleichzeitig ein historischer Roman und fiktionalisiertes Sachbuch. Charlie Utter, Wild Bill Hickock und Calamity Jane treten auf, ab, und verwickeln sich und andere in allerlei Widrigkeiten.
Dass Dexter Thriller schreiben kann, ist seit Paris Trout bekannt. Hier in Deadwood geht er ähnlich sorgfältig mit seinen Figuren um und verheizt sie keinesfalls als bloße Duellisten und Skalpjäger (obwohl sie beiden Tätigkeiten freilich nachgehen). Einer historischen Verklärung macht er sich nicht schuldig. Die groteske Persönlichkeit von Martha "Calamity" Jane Cannary-Burke veranschaulicht er durch leise Drolligkeit.
Und derb ist es damals auch gewesen: enorm verdreckte Menschen rutschen zwischen einer riesigen Bordellkultur und improvisierten Badehäusern umher, Mexikanerköpfe werden gesucht und gefunden und für Chinesen werden Krematorien improvisiert. Zurückgebliebene "Weichköpfe" reichen Schwämme und sammeln Flaschen. Stumpfe Gewalt durchdringt Stadt und Land. Fast denkt man wieder an McCarthy, aber nur fast.
Als Illustration hier der Hatfield Clan 1897. Weder örtlich noch zeitlich hat diese Sippe etwas mit Deadwood als Ort oder Roman zu tun, doch bei der Lektüre spukte das Bild trotzdem hinter der Stirn herum. Erstens ist der kleine Junge rechts, der vor der unscharfen Zwergin steht, eine sehr eigentümliche Erscheinung - ernst, überbewaffnet und debil steht er da. Er scheint den Wilden Westen in Realität und Klischee darstellen zu wollen. Zweitens soll die historische Familienfehde durch ein genetisch bedingtes Phäochromozytom verursacht worden sein - einen Tumor, der womöglich Aggressivität und Brutalität verursacht. Das stimmt auch nachdenklich, denn anders kann man sich den ungeheuren Tatendrang der Hatfields und der Akteure von Deadwood nicht erklären. Ruhelos walzt sich die Welt voran, man schürft und schießt und hurt und schuftet und säuft bis man vom Schlamm verschluckt wird. Kurzum: der gemeinsame Nenner von diesem Bild und Deadwood als Fiktion und Dokumentation ist der prächtig schlammverkruste schopenhauersche Wille. Erbarmungslos, quasi.
Dass Dexter Thriller schreiben kann, ist seit Paris Trout bekannt. Hier in Deadwood geht er ähnlich sorgfältig mit seinen Figuren um und verheizt sie keinesfalls als bloße Duellisten und Skalpjäger (obwohl sie beiden Tätigkeiten freilich nachgehen). Einer historischen Verklärung macht er sich nicht schuldig. Die groteske Persönlichkeit von Martha "Calamity" Jane Cannary-Burke veranschaulicht er durch leise Drolligkeit.
Und derb ist es damals auch gewesen: enorm verdreckte Menschen rutschen zwischen einer riesigen Bordellkultur und improvisierten Badehäusern umher, Mexikanerköpfe werden gesucht und gefunden und für Chinesen werden Krematorien improvisiert. Zurückgebliebene "Weichköpfe" reichen Schwämme und sammeln Flaschen. Stumpfe Gewalt durchdringt Stadt und Land. Fast denkt man wieder an McCarthy, aber nur fast.
Als Illustration hier der Hatfield Clan 1897. Weder örtlich noch zeitlich hat diese Sippe etwas mit Deadwood als Ort oder Roman zu tun, doch bei der Lektüre spukte das Bild trotzdem hinter der Stirn herum. Erstens ist der kleine Junge rechts, der vor der unscharfen Zwergin steht, eine sehr eigentümliche Erscheinung - ernst, überbewaffnet und debil steht er da. Er scheint den Wilden Westen in Realität und Klischee darstellen zu wollen. Zweitens soll die historische Familienfehde durch ein genetisch bedingtes Phäochromozytom verursacht worden sein - einen Tumor, der womöglich Aggressivität und Brutalität verursacht. Das stimmt auch nachdenklich, denn anders kann man sich den ungeheuren Tatendrang der Hatfields und der Akteure von Deadwood nicht erklären. Ruhelos walzt sich die Welt voran, man schürft und schießt und hurt und schuftet und säuft bis man vom Schlamm verschluckt wird. Kurzum: der gemeinsame Nenner von diesem Bild und Deadwood als Fiktion und Dokumentation ist der prächtig schlammverkruste schopenhauersche Wille. Erbarmungslos, quasi.

Lullaby, Chuck Palahniuk
Worte, die töten. Nur weil CP hier einmal das Paranormale aus dem Zylinder kramt, macht er noch lange keinen Potter. Es geht um ein Lied zur Euthanasie - einen Reim, der Menschen sauber ausschaltet. Freilich kommt das lullaby aus Afrika, wo der Mensch eh viel näher am wuchtigen Tode existiert.
Carl untersucht plötzliche Kindstode. Muster ergeben sich. Er kommt den mörderischen Worten, die ihm die eigene Familie kosteten, auf die Spur. Er verbündet sich mit Helen, der es ebenso erging. Helen makelt Gruselhäuser. Zusammen mit zwei goth twens machen sie sich auf die Suche nach den tödlichen Texten - alle vier formen die wohl unwahrscheinlichste Familie, die je den Weltuntergang verhindern wollte.
Die tötenden Worte sind freilich virulent, denn sie befallen Gedächtnisse. Sobald der Reim in Carls Kopf ist, fallen ihn nervende Zeitgenossen um. Carl muss seine Wut kontrollieren. Lullaby ist eine frevelhaft-treffende Arbeit über die Überinformationskultur der Gegenwart und die fortwährende Berieselung mit inhaltlichem und akustischem Müll. Nur taubstumme Nachbarn ohne Möbel, Gliedmaßen und Besuch sind gute Nachbarn - Carl hat so recht. Dauerhafter Radiokonsum ist Zeichen hochgradiger Kulturdemenz (oder dessen Ursache?).
Das Totenlied und das Grimoire, das schließlich gefunden wird, sind hochinteressante Pistolen in der Wand. Carl ist bald im Superheldendrama gefangen: wie kann man verantwortlich mit all der Macht umgehen? Was nutzt "Du sollst nicht töten" wenn andere Menschen das anders sehen? Da kann man die Nekrophilen ja fast schon in Schutz nehmen.
Carl untersucht plötzliche Kindstode. Muster ergeben sich. Er kommt den mörderischen Worten, die ihm die eigene Familie kosteten, auf die Spur. Er verbündet sich mit Helen, der es ebenso erging. Helen makelt Gruselhäuser. Zusammen mit zwei goth twens machen sie sich auf die Suche nach den tödlichen Texten - alle vier formen die wohl unwahrscheinlichste Familie, die je den Weltuntergang verhindern wollte.
Die tötenden Worte sind freilich virulent, denn sie befallen Gedächtnisse. Sobald der Reim in Carls Kopf ist, fallen ihn nervende Zeitgenossen um. Carl muss seine Wut kontrollieren. Lullaby ist eine frevelhaft-treffende Arbeit über die Überinformationskultur der Gegenwart und die fortwährende Berieselung mit inhaltlichem und akustischem Müll. Nur taubstumme Nachbarn ohne Möbel, Gliedmaßen und Besuch sind gute Nachbarn - Carl hat so recht. Dauerhafter Radiokonsum ist Zeichen hochgradiger Kulturdemenz (oder dessen Ursache?).
Das Totenlied und das Grimoire, das schließlich gefunden wird, sind hochinteressante Pistolen in der Wand. Carl ist bald im Superheldendrama gefangen: wie kann man verantwortlich mit all der Macht umgehen? Was nutzt "Du sollst nicht töten" wenn andere Menschen das anders sehen? Da kann man die Nekrophilen ja fast schon in Schutz nehmen.
8/12/2008
The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor, Rob Cohen
Mumien sind von allen Standard-Monstern eigentlich die langweiligsten. Sie sind aristokratische Proto-Zombies. Gewesen! Der erste Teil der neuerlichen Mumienlärm-Trilogie hat die verrotteten inzestoiden Grabschrate in ein Action-Kostüm gesteckt und familienfreundlichst erfolgreich gemacht. Teil drei reitet nun weiter auf dem Konzept herum. Mit Bestürzung muss bei all dem Gehetze die Ideenlosigkeit der Macher festgestellt werden. Die laut-weiße Rüpel-Familie holpert unarchäologisch durch ausländische Armut und freut sich dabei. Die dünne Hintergrundgeschichte ist bemüht und basiert (und passt) auf Postkarten. Der Zuschauer wird konsequent unterfordert. Und die Yetis sehen auch unecht aus.
Bei Dungeons & Dragons ist ein Leichnam ähnlich langweilig-übermächtig wie Jet Li als Drachenkaiser. (Reguläre "Mumien" sind dort etwas weniger mächtig und bringen weniger xp points. Die Film-Mumie ist ein D&D-Leichnam. Echte Verwirrung für den Nekro-Fan von nebenan.) Man weiss nie, wieviele Feuerbälle der noch im Ärmel hat und ob ein Plusdrei-Schwert überhaupt nützt. Irgendwann wird das wirklich, wirklich öde - trotz all der Explosionen und der simulierten Weltkriegsschlachten.
Indy bleibt die Ikone des Genres. Er ist sympathischer und seine Welt ist mit mehr Tiefe ausgestattet. Indy kann alles besser, auch das mit dem Generationswechsel.
Bei Dungeons & Dragons ist ein Leichnam ähnlich langweilig-übermächtig wie Jet Li als Drachenkaiser. (Reguläre "Mumien" sind dort etwas weniger mächtig und bringen weniger xp points. Die Film-Mumie ist ein D&D-Leichnam. Echte Verwirrung für den Nekro-Fan von nebenan.) Man weiss nie, wieviele Feuerbälle der noch im Ärmel hat und ob ein Plusdrei-Schwert überhaupt nützt. Irgendwann wird das wirklich, wirklich öde - trotz all der Explosionen und der simulierten Weltkriegsschlachten.
Indy bleibt die Ikone des Genres. Er ist sympathischer und seine Welt ist mit mehr Tiefe ausgestattet. Indy kann alles besser, auch das mit dem Generationswechsel.
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